BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen

Der Drachenfels in Königswinter - Glaskubus für Vögel sicher nachgerüstet

Nachgerüsteter Glaskubus auf dem Drachenfels im Siebengebirge.  (Gunter Falk)

Da auf dem Drachenfels der Wandertourismus, mit rund 450 000 Touristen pro Jahr, boomt, wurde im Jahr 2011 damit begonnen, das in die Jahre gekommene Restaurant zu renovieren. Konkret wurde der gastronomische Bereich durch einen schlichen Glaskubus ersetzt.
Doch der Drachenfels liegt inmitten eines besonders geschützten Fauna-Flora-Habitat-Gebietes (FFH), in dem Vogelarten wie der Uhu, der Wanderfalke, zahlreiche Spechtarten oder die Zippammer beheimatet sind und zum Schutzgut gehören. In einem solchen FFH-Gebiet einen Glaskubus an exponierter Stelle zu errichten, ist aus Sicht des Vogelschutzes nicht besonders durchdacht. Der BUND hatte noch vor der Ausschreibung des Architekturwettbewerbes auf diesen absehbaren Konflikt Glas-Vogelschutz hingewiesen und eine Bewältigung im Wettbewerb angeregt, aber eine tragfähige, architektonische Bewältigung des Problems blieb aus. 

UV-reflektierende Muster - nicht zu empfehlen

Der Kubus wurde aus dem umstrittenen Ornilux-Glas errichtet. Dieses beinhaltet UV-Licht reflektierende Muster. Bei UV-Licht reflektierenden Glas geht man davon aus, dass alle Vögel diese Muster erkennen können und das Glas als Hindernis wahrnehmen und entsprechend ausweichen. Aber dies ist leider nur zum Teil richtig. Zwar gibt es Vögel die UV-Licht sehen können und bei einem solchen Glas das Hindernis erkennen könnten, allerdings gibt es auch Vögel die definitiv kein UV-Licht sehen können. Für diese Vögel ist UV-Licht reflektierendes Glas leider völlig wirkungslos. Und auch bei Vögeln die UV-Licht wahrnehmen ist es nicht ausreichend wirksam: Vogelschlag durch Spiegelung und die Lockwirkung von Licht bewältigt der Ansatz mit UV-Glas ebenfalls nicht.

"Vogelschutz" vor Gericht: Der BUND klagte

Ach nach einer vogelfreundlichen Nachrüstung der Scheiben des Glaskubus auf dem Drachenfels ist die Durchsicht noch sehr gut möglich.  (Achim Baumgartner)

So schaltete sich die Kreisgruppe Rhein-Sieg des BUND NRW ein und klagte vor dem Kölner Verwaltungsgericht. Konkret forderte der BUND, dass der Glaskubus durch für Vögel sichtbare Muster nach dem Vorbild der österreichischen Testnorm ONR 191014 nachgerüstet wird. Und er hatte Erfolg: Im August 2012 gab das Kölner Verwaltungsgericht der Klage des BUND NRW statt.
So wurden auf dem Glaskubus die für Vögel sichtbaren Streifenmuster nachträglich installiert.
"Wäre den Vorschlägen des BUND früher gefolgt worden, hätten etliche zigtausend Euro an Kosten eingespart werden können", bestätigte Achim Baumgartner, der Sprecher der BUND Kreisgruppe Rhein-Sieg, die das Vorhaben von Anfang an mit verfolgte. Denn die wirksamen Streifenmustern sind um einiges kostengünstiger als das in der Wirkung unzureichende UV-Glas.

Nun haben die Vögel in dem FFH-Gebiet "Siebengebirge" wieder eine sichere Heimat. Hoffentlich werden bei den nächsten Bauvorhaben die Anforderungen an den Vogelschutz von Anfang an ausreichend mit berücksichtigt.

Und auch wenn nach der österreichischen Norm geprüfte, wirksame und sichtbare Muster Vogelschlag nicht zu 100 % vermeiden, stellen sie bisher den sichersten Kompromiss dar. Bei Gebäuden in Schutzgebieten solle der Vogelschutz allerdings erste Priorität haben. Daher ist es am sinnvollsten dort grundsätzlich auf Gebäude mit großformatigen Glasscheiben zu verzichten.

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