Tagebau Garzweiler
Seit Jahrzehnten kämpft der BUND gegen den Tagebau. Jetzt soll er verkleinert werden.
Entstehung der Braunkohle
Während des Tertiärs begannen in der Niederrheinischen Bucht vor 30 Millionen Jahren Senkungsbewegungen. Es entstand ein flaches Sedimentationsbecken für die Urflüsse Rhein, Rur, Erft, Sieg und Maas. Dieses Becken senkte sich allmählich und bildete unter dem Einfluss der Tektonik Staffelbrüche, während das benachbarte Rheinische Schiefergebirge angehoben wurde. In mehreren Phasen stieß die Ur-Nordsee bis in dieses Gebiet vor. Über den in Senken abgelagerten Tonschichten bildeten sich Moore, deren Vegetation durch die Sauerstoffarmut im bedeckenden Wasser nicht zersetzt werden konnte. Die so entstandenen Torfe wurden durch weitere Wechsel von Meerestransgressionen und -regressionen mit Kiesen, Sanden und Tonen überdeckt.
Vor 20 bis 23 Millionen Jahren, zu Beginn des Miozän, begünstigten die klimatischen Verhältnisse Moorvegetation und die Ausbildung von Torf. Schotterschichten lagerten sich auf den Torfschichten ab, schlossen sie luftdicht ab und ihr Druck verstärkte den Prozess der Inkohlung. Der Torf wurde allmählich zu Braunkohle. Braunkohle ist also ein relativ junger Brennstoff, der am oberen Ende der Inkohlungsreihe steht. Gegenüber der Steinkohle ist ihr Brennwert gering; der Wassergehalt der Braunkohle liegt bei bei etwa 55%.
Tagebaue Garzweiler, Hambach und Inden
In der Hauptflözgruppe der Ville finden sich heute Braunkohlen von bis zu 70 Metern Mächtigkeit. In der letzten Phase des Miozäns bildeten sich über der Rurscholle im Westrevier die Flöze der Indener Schichten. Im Pliozän bildeten sich keine Flöze, stattdessen geriet das Gebiet in verstärkte tektonische Unruhe. Das Becken zerbrach entlang zweier Hauptbruchlinien (Rurrand- und Erftlinie) in drei Schollen, die ihrerseits kleinere Geländesprünge und Staffelbrüche ausbildeten (Rurscholle, Erftscholle, Venloer Scholle).
Diese sich nach Norden abdachenden Schollen senkten sich unterschiedlich stark ab und kippten dabei nach Osten. Durch die unterschiedliche Absenkung der einzelnen Schollen liegen die Braunkohlenflöze heute in unterschiedlicher Tiefe. Während sie im tektonischen Horst des Villerückens oberflächennah anstehen – und deshalb dort die Braunkohlennutzung begann -, erreichen sie auf der Erftscholle (Tagebau Hambach) ein Tiefe von mehr als 450 Metern. Im Herbst 2021 erreichte der Tagebau dort mit - 411 m unter Flur die größte Tiefe.
Die Rheinische Braunkohlenlagerstätte beinhalte auf einer Fläche von etwa 2.500 qkm ursprünglich ein Vorkommen von etwa 55 Milliarden Tonnen. Sie ist damit das größte geschlossene Braunkohlevorkommen Europas. Große Teile davon gelten als technisch und wirtschaftlich gewinnbar. Bis Ende 2022 wurden etwa 6,9 Milliarden Tonnen Braunkohle gefördert.
Der Braunkohlenvorrat in genehmigten Tagebauen belief sich zum 1.1.2022 auf etwa 830 Millionen Tonnen. Davon sollen gemäß der Vereinbarung mit RWE vom Oktober 2022 aber noch maximal 480 Millionen Tonnen gefördert werden. Die Kohleförderung soll danach 2030/2033 enden.
Die jährliche Abbaumenge in den drei Tagebauen Garzweiler, Hambach und Inden lag 2022 bei 65,3 Millionen Tonnen. Trotz der durch den Angriff Russlands auf die Ukraine ausgerufenen vermeintlichen Gasmangellage und Energiekrise sank die Braunkohlenförderung in 2023 auf 48,2 Millionen Tonnen. 87 Prozent der Förderung (41,9 Mio. t) diente der Stromerzeugung, 12,7 Prozent (6,1 Mio. t) gingen an die Veredlungsbetriebe. [Quelle: Statistik der Kohlenwirtschaft e.V.]
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