Der Tagebau Inden erstreckt sich zwischen der Gemeinde Aldenhoven und der A 44 (Düsseldorf-Aachen) im Norden und der A 4 (Köln-Aachen) im Süden. Er berührt damit die Landkreise Düren und Aachen. Die Größe des genehmigten Abbaufeldes beträgt gemäß Braunkohlenplan 4.500 Hektar.
Mit seiner Jahresförderung von etwa 15,6 Millionen Tonnen Braunkohle (2021) dient der Tagebau Inden der Versorgung des Kraftwerks Weisweiler. Dieses war 2022 für CO2-Emissionen in Höhe von 14,9 Millionen Tonnen verantwortlich. Die Kohleflöze des Abbaufeldes sind bis zu 45 Meter mächtig und liegen bis zu 230 Meter tief unter der Erdoberfläche.
Mit dem von RWE Anfang 2020 vorgelegtem Revierkonzept soll der Tagebau verkleinert werden. Durch die angepasste Abbauführung werden danach rund 190 Hektar vor Düren-Merken und vor den Indener Ortsteilen Lucherberg und Lamersdorf nicht in Anspruch genommen. An den Grundzügen der Wiedernutzbarmachung wie auch an der Lage des Indener Tagebausees, wie sie im gültigen Braunkohlenplan Inden II beschrieben ist, soll sich dagegen nichts ändern.
Somit kann RWE bis zum Auslaufen des Tagebaus Ende 2029 noch etwa 113,4 Millionen Tonnen Kohle gewinnen. Anders als die anderen Tagebaue ist dieser nicht über die Nord-Süd-Bahn mit anderen Kraftwerken verbunden.
Geschichte des Tagebaus
1910 war der Beginn des Braunkohletagebaus im Eschweiler Raum durch die "Braunkohle-Industrie-Aktien-Gesellschaft-Zukunft" (BIAG Zukunft). Der Aufschluss des Tagebaus Zukunft zwischen Eschweiler und Hehlrath fand am 4. November 1935 statt, wobei es zum ersten Einsatz eines Schaufelradbaggers im Grubenbereich West kam. Am 21. Februar 1938 begann die Braunkohlenförderung. Während des Zweiten Weltkriegs kam der Tagebau Zukunft im Oktober 1944 zum Erliegen. Am 1. Februar 1946 nahm die BIAG Zukunft die Förderung wieder auf.
Die Beendigung der Braunkohlenförderung auf Eschweiler Gebiet erfolgte am 3. September 1987, nachdem der Tagebau Zukunft-West insgesamt 530 Mio. Tonnen Braunkohle gefördert hatte. Die Braunkohlenabbaufläche Inden - Räumlicher Teilabschnitt I folgte von 1985 bis ca. 2000. Sie umfasste rund 2.700 ha und hatte einen Kohlevorrat von rund 490 Mio. t. Im Abbaubereich lag der Ort Pattern, der inzwischen abgebaggert ist.
Der folgende Braunkohlentagebau Inden - Räumlicher Teilabschnitt II - umfasst rund 1.780 ha und hat einen Kohlevorrat von rd. 470 Mio. Bei einer geplanten jährlichen Kohleförderung von 20 - 24 Mio. t ist kann das Kraftwerk Weisweiler bis zum Jahr 2030 versorgt werden. Im Abbaubereich lagen die Ortschaften Altdorf, Inden und Pier (alle Gemeinde Inden).
Anfang 2020 lag die Restmenge an förderbare Braunkohle bei 225 Mio. t. Da entgegen der Empfehlungen der Kohlekommission einige Weisweiler-Blöcke eher als ursprünglich geplant stillgelegt werden, will RWE davon nur noch 125 Mio. t gewinnen. Die Pläne sind umstritten, weil dadurch zusätzlicher Druck für weitere Umsiedlungen im Tagebau Garzweiler erzeugt wird.
Verheizte Heimat
Die ersten tagebaubedingten Umsiedlungen fanden 1953 statt (Velau bei Helrath). Am 10. Mai 1962 wurde im Zusammenhang mit dem Tagebau "Zukunft-West" die Umsiedlungsfläche für Lohn/Pützlohn festgelegt. Außerdem folgt das Flurbereinigungsverfahren für Hehlrath. Am 6. Juli 1966 werden die Umsiedlungsflächen für Langweiler festgelegt, 1974 das Flurbereinigungsverfahren für Kinzweiler, 1982 für Warden/Niedermerz und 1984 für Fronhoven/Lohn (Neu-Lohn).
Die im Abbaugebiet des Tagebaues Inden II liegenden Ortschaften Altdorf, Inden und Pier (zusammen etwa 4.400 Einwohner*innen) sind inzwischen umgesiedelt worden. Insgesamt mussten 5.760 Menschen dem Tagebau weichen.
Verfüllung oder Restsee?
Die Rekultivierungsplanung für die Fläche von Inden II wurde mehrfach geändert. Zuerst sollte landwirtschaftlich rekultiviert werden, aber wegen eines misslungenen Abraummanagements und hoher Verfüllungskosten favorisierte RWE Power einen Restsee. Für diesen "Inde’schen Ozean" wurde extra der Braunkohlenplan geändert. Der See würde bei einer Fläche von 1.300 ha, und 130 m Tiefe ein Volumen von 800 Mio. m3 aufweisen.
Anders als bei Garzweiler und Hambach soll das Indener Restloch mit Wasser aus der Rur befüllt werden. Ob angesichts des fortschreitenden Klimawandels überhaupt die benötigten Mengen ohne weitere Zerstörungen des Fließgewässer-Ökosystems bereitgestellt werden können, ist ungewiss.
Inzwischen (2023) ist die konkrete Vorhabensplanung in Form eines Planfeststellungsverfahrens nach dem Wasserhaushaltsgesetz eingeleitet worden. Die Begehrlichkeiten zur Nutzung des späteren Restsees sind groß. Die NRW-Naturschutzverbände haben deshalb ein alternatives Planungskonzept entwickelt, dass dem Natur- und Artenschutz angemessen Raum gibt.
Kunstfluss Inde
Im Jahr 2005 erreichte der Tagebau nördlich von Lamersdorf den früheren Verlauf der Inde, dem Fluss, der dem Ort Inden und damit auch dem Tagebau seinen Namen gegeben hat. Bereits 1996 war im Bereich der Rekultivierung des Tagebaus mit der Herstellung des neuen Flussbettes begonnen worden. Nördlich von Lamersdorf verlässt nun die neue Inde ihr altes Flussbett und verläuft auf etwa 12 Kilometern frei durch eine neue, bis zu 300 Meter breite Aue. Südlich von Kirchberg erreicht sie wieder ihr altes Flussbett kurz vor der Einmündung in die Rur. Dieser neue Indeabschnitt ersetzt damit rund fünf Kilometer des alten, natürlichen Flusslaufes. Inwieweit dieser Kunstfluss alle ökologischen Funktionen eines Fließgewässers erfüllen kann und welche Wechselwirkungen mit dem fortschreitenden Tagebau eintreten, bleibt abzuwarten.
Einen ersten Vorgeschmack gab es während des verheerenden Hochwassers im Juli 2021. Die Inde verließ den ihr von RWE zugedachten Flussverlauf und ergoss sich geradewegs dem alten Flusslauf folgend in den Tagebau. Dabei kam ein RWE-Mitarbeiter ums Leben.