Kein neuer Straßenbau

Egal ob Autobahnen, Landes- oder Bundesstraßen – der BUND fordert einen Neu- und Ausbaustopp jeglicher Straßenverkehrswege. Stattdessen sollen die Mittel in den Erhalt bestehender Infrastruktur und den Ausbau von Schienen-, Rad- und Gehwegen fließen. Jahrzehntelang stand das Auto im Mittelpunkt deutscher Verkehrspolitik – auf Kosten von Umwelt und Gesundheit - es wird Zeit das zu ändern.

Der BUND fordert

  • Erhalt vor Neubau! Die Zeit des Straßenneubaus muss vorbei sein!
  • Das Verkehrssystem darf sich nicht nur auf Autos konzentrieren. Bereits versiegelte Flächen müssen fair auf alle Verkehrsteilnehmende aufgeteilt werden.
  • Vorrang für verkehrsträgerübergreifende Planungen, städtische Verkehrskonzepte und betrieblichen Mobilitätskonzepte, die Bus, Bahn und Radwege fördern!
  • Bundes-, Landtag und Ministerien müssen Verantwortung übernehmen, die Auswirkungen auf Klima und Natur realistisch bewerten und die Planungen anpassen!

Straßenland NRW

Nordrhein-Westfalen gehört zu den verkehrsreichsten Bundesländern Deutschlands. Etwa 12 Millionen Menschen besitzen hier einen Führerschein, mehr als zehn Millionen Kraftfahrzeuge sind zugelassen. Lärm, Luftverschmutzung, Staus und Stress prägen vielerorts das tägliche Leben. Ein Drittel aller Staustunden bundesweit entfällt auf NRW – eine spürbare Belastung für Mensch und Umwelt. Trotz dieser Herausforderungen wird vielerorts weiterhin auf den Ausbau des Straßennetzes gesetzt – in der Hoffnung, den Verkehr besser zu bewältigen. Doch zusätzliche Straßen führen nicht zu weniger Stau, sondern im Gegenteil zu noch mehr Verkehr. Besonders in Nordrhein-Westfalen zeigt sich das deutlich: Das überörtliche Straßennetz umfasst rund 29.500 Kilometer, darunter 2.200 Kilometer Autobahnen, 5.100 Kilometer Bundesstraßen und 13.000 Kilometer Landesstraßen. Rechnet man die rund 94.000 Kilometer Gemeindestraßen hinzu, ergibt sich ein Gesamtstraßennetz von rund 125.000 Kilometern.

Diese dichte Infrastruktur wirkt sich negativ auf Natur und Klima aus. Nur noch drei unzerschnittene Lebensräume in NRW weisen eine Fläche von über 100 Quadratkilometern auf – das entspricht etwa 1,1 Prozent der Landesfläche. Verkehrsflächen hingegen nehmen rund 7 Prozent ein. Hinzu kommt: Rund 35 Millionen Tonnen Kohlendioxid werden jährlich allein durch den Verkehr verursacht.

Veraltete Straßenplanung

Straßen werden in Nordrhein-Westfalen je nach Bedeutung und Zuständigkeit auf unterschiedlichen Ebenen geplant – von kommunalen Straßen bis zu Autobahnen. Grundlage für viele dieser Planungen sind langfristige Bedarfspläne und Prognosen, die oft viele Jahre alt sind.

  • Autobahnen und Bundesstraßen werden vom Bund geplant. Im Bundesverkehrswegeplan (BVWP) legt dieser fest, welche Projekte welche Priotität haben. Für die Umsetzung in NRW ist Die Autobahn GmbH des Bundes (für Autobahnen) bzw. Straßen.NRW (für Bundesstraßen) zuständig.
  • Landesstraßen werden vom Land NRW selbst geplant. Zuständig ist hier Straßen.NRW, als Landesbetrieb des Verkehrsministeriums.
  • Kreis-, Stadt- und Gemeindestraßen planen die jeweiligen Kommunen – oft in enger Abstimmung mit dem Land.

Die Entscheidungsgrundlagen für neue Straßenprojekte basieren häufig auf Verkehrsprognosen und Kosten-Nutzen-Rechnungen, die Annahmen über zukünftige Verkehrsströme treffen. Das Problem: Diese Modelle gehen oft davon aus, dass der Autoverkehr weiter wächst – sie berücksichtigen jedoch zu wenig, wie sich Mobilitätsverhalten, Klimaziele oder neue politische Prioritäten verändern. Auch Flächenzerschneidung, Raumwirkung und induzierter Autoverkehr werden nicht ausreichend berücksichtigt. Hinzu kommt: Einmal geplante Straßenprojekte bleiben oft über Jahrzehnte im System, auch wenn sie heute nicht mehr sinnvoll sind. Änderungen oder Streichungen sind möglich, aber politisch oft schwierig durchzusetzen. Deshalb fordern wir: Statt weiter in alte Ausbaupläne zu investieren, sollte die Planung konsequent auf Klimaschutz, Flächenerhalt und den Umweltverbund ausgerichtet werden.

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