Die Biologie des Seeadlers
Wissenswertes über den Seeadler in NRW

Der bei uns heimische Seeadler (Haliaetus albicilla) ist der größte Greifvogel Europas – nur drei Geierarten, die hauptsächlich im Mittelmeerraum vorkommen, übertreffen den Seeadler. Sein heutiges Verbreitungsgebiet reicht von Skandinavien, Mittel- und Südosteuropa ostwärts quer durch Russland bis an die Küsten Ostasiens, außerdem auf Island, Grönland und in Schottland.
Beschreibung
Seeadler sind große Greifvögel mit breiten, brettförmigen Flügeln. Die Handschwingen, auch „Finger“ genannt, sind deutlich ausgeprägt. Die gelben Beine (Läufe) sind nicht komplett befiedert. Das unterscheidet den Seeadler von den ebenfalls einheimischen Stein- und Schreiadlern, weswegen er auch nicht zu deren Gattung „Aquila“ zählt. Der Kopf und der Hals sind beim Fliegen weit vorgestreckt, der Schwanz ist vergleichsweise kurz und keilförmig, zumindest bei Altvögeln. Wegen des Flugbildes wird der Seeadler in den Niederlanden übersetzt als „Fliegende Tür“ bezeichnet. Vielen Menschen ist der Unterschied zum nah verwandten Weißkopfseeadler (Haliaetus leucocephalus) nicht bewusst; dieser kommt allerdings ausschließlich in Nordamerika vor, ist kleiner als der in Europa und Asien verbreitete Seeadler und hat im Alterskleid einen schneeweißen Kopf.
Seeadler erreichen eine Körperlänge von 77 bis 95 Zentimeter, ihre Flügelspannweite beträgt zwischen 2,20 und 2,50 Metern. Die Weibchen sind größer als die Männchen, die Unterscheidung ist aber nicht so einfach – es sei denn, die Tiere sitzen nah beieinander. Im Flug erscheint bei den Männchen der Schwanz kürzer und wirkt wie „abgeschnitten“, bei Weibchen ist er eher keilförmig und länger. Männliche Seeadler wiegen durchschnittlich viereinhalb Kilo, während es bei den Weibchen bis zu sieben Kilo sein können. Auch hier gibt es also einen Unterschied zwischen den Geschlechtern. Der Schnabel weiblicher Tiere ist höher – beim Männchen wirkt er wegen der geringeren Höher länger.
Seeadler durchlaufen in ihren ersten Lebensjahren sehr unterschiedlich Stadien der Gefiederfärbung. Im ersten Kalenderjahr wirken die jungen Adler fast durchgängig braun bis nahezu schwarz. Der Schwanz ist bei Jungvögeln deutlich länger und nicht so stark gerundet. Das Innere der Schwanzfedern ist schmutzig weiß mit dickem, schwarzem Rand, der Schnabel ist, abgesehen von der gelbfarbenen Wachshaut zur Stirn hin, ebenfalls sehr dunkel, ebenso die Iris. In den folgenden Jahren kommen immer mehr hellbraune Federn hinzu, und der Schwanz wird langsam einheitlicher weiß, auch der Schnabel verfärbt sich von dunkel bis hin zu bernsteingelb. Das adulte, also „erwachsene“ Federkleid des Seeadlers ist unterseits hellbraun, oberseits eher graubraun mit weißem Schwanz. An dessen Ende verbleiben auch bei ausgefärbten Vögeln manchmal kleine schwarze Flecken am Ende der Federn. Die Iris ist dann ebenso wie der Schnabel bernsteingelb. Je älter Seeadler werden, umso heller werden Kopf und Hals, was allerdings individuell unterschiedlich und nicht bei allen Tieren der Fall ist.

Fortpflanzung und Balz
Die Geschlechtsreife erreichen Seeadler meist in ihrem dritten Lebensjahr, allerdings kommen erfolgreiche Bruten bei jungen Adlern seltener vor als bei vier- oder fünfjährigen beziehungsweise noch älteren Vögeln. Bei vielen Brutpaaren ist ein Partner jünger, der andere älter – eine häufige Kombination sind junge Weibchen mit ausgefärbten, adulten Männchen. Insbesondere zur Herbstbalz zwischen Ende September bis etwa Ende November und zur eigentlichen Balz im Januar und Februar, also kurz vor der Eiablage, rufen auch unsere Seeadler in NRW sehr häufig, meist zur Begrüßung des Partners oder gemeinsam am oder in Horstnähe sitzend. Das Weibchen ruft tiefer rack-rack-rack-rack, das kleinere Männchen eher krick-rick-rick-rick, der Kopf wird dabei weit zurück Richtung Rücken gehalten. Etwa ab Mitte November sitzen und kreisen die Paare oft nah beisammen. Paarungen sind nicht selten und erreichen ihren Höhepunkt, je näher der eigentliche Brutbeginn rückt. Balzflüge, bei denen sich das Paar, umeinanderkreisend, gelegentlich an den Fängen ergreift und so zusammen ein gutes Stück trudelt und gen Boden „fliegt“, finden meist an sonnigen, recht windstillen Januartagen statt. Oft halten sich viele Paare stundenlang im Horst sitzend auf, es wurde beobachtet, dass beide Partner vor Brutbeginn gemeinsam im Nest schlafen.
Brutverhalten
Seeadler bauen ihre im Laufe vieler Jahre immer größere werdenden Horste in der Regel selbst, allerdings nehmen sie auch die Nester kleinerer Greifvögel wie Habicht oder Mäusebussard an und stocken diese deutlich auf. Beide Geschlechter bauen. Meist beginnt der Neubau eines Horstes im Herbst und erreicht im Oktober und November einen ersten Höhepunkt. Geht ein alter Horst etwa durch Sturm verloren, können Seeadler binnen weniger Tage einen neuen errichten. Als Horstbäume kommen viele Baumarten in Frage – die Äste müssen aber immer stark genug sein, um das oft zentnerschwere Nest zu tragen. Am Niederrhein in NRW brüten alle derzeit bekannten Seeadler-Paare in Pappeln. Besonders wichtig ist ein freier Anflug. Außerdem bevorzugen Seeadler eine gute „Rundumsicht“. In anderen Teilen des Verbreitungsgebiets brüten die Vögel unter anderem in Kiefern, Buchen, Eichen und Schwarzerlen. Nadelbäume werden besonders attraktiv, wenn ihre Krone abgebrochen ist. Viele Seeadlerhorste liegen tief im Wald, aber auch an Lichtungen und Waldrändern werden isoliert stehende Einzelbäume angenommen. Am Niederrhein und im Kreis Lippe im äußersten Nordosten Nordrhein-Westfalens befinden sich alle Seeadler-Nester in kleineren Gehölzen.
In manchen Regionen, vor allem in Schottland, dem nördlichen Skandinavien und in Sibirien, nutzen Seeadler übrigens auch Felsen, meist oberhalb des Meeres. In unbewohnten Gebieten kommen sogar Bodenbruten vor.
Während einige Adler immer wieder ein- und dasselbe Nest nutzen und alljährlich im Spätherbst beginnend „Reparieren“, bauen andere Paare ein zweites oder noch mehr Nester, die abwechselnd von Jahr zu Jahr benutzt werden.
Als Unterlage tragen Seeadler zunächst etwa armdicke Äste („Knüppel“) ein, und mit zunehmender Höhe verwenden sie immer dünnere Äste und auch kleinere Zweige, am Ende folgen Gras und Moos zur Auspolsterung der Brutmulde. In Deutschland beginnen Seeadler ab Februar mit der Brut. Am Niederrhein in NRW bei dem inzwischen recht bekannten Revier auf der Bislicher Insel war der früheste Legebeginn am 16. Februar (INGBERT SCHWINUM, mündl. Mitteilung). Nachzügler können jedoch noch bis Anfang April Eier legen. In Mecklenburg konnte bei Untersuchungen ermittelt werden, dass Seeadler dort im Schnitt zehn bis 14 Tage früher mit der Brut beginnen, weil eine Fischart wegen der wärmeren Ostsee früher laicht und sich in Ufernähe aufhält, die den Adlern als Nahrung für ihre Jungen dient (OLIVER KRONE, Berlin). * So kann die Klimaerwärmung auch das Brutverhalten unseres heimischen Seeadlers beeinflussen.
Die meist zwei oder drei Eier werden innerhalb von zwei bis maximal fünf Tagen gelegt, die Bebrütung beginnt mit dem ersten Ei. Die ersten Tage brütet fast ausschließlich das Weibchen und wird vom Männchen mit Nahrung versorgt. Allerdings kann manche Beobachtung auch täuschen, denn „im Horst sitzen“ heißt nicht immer brüten. Es muss eine Brutablösung stattfinden, damit man sicher sagen kann, dass die Seeadler brüten. Es dient gleichzeitig dem Schutz der Adler. Bei den Brutablösungen muss man ganz genau aufpassen, dass es auch zu einer Ablösung kommt. Häufig fliegt einer aufs Nest und der gleiche Vogel fliegt auch wieder ab. Die Brutablösung findet auf dem Horst oder dicht daneben in einem Baum statt“, schreibt dazu der Hamburger Adlerschützer Jürgen Prodowski sehr treffend auf seiner interessanten Homepage https://www.brodowski-fotografie.de/beobachtungen/nachgelege-beim-seeadler.html. Nach 38 Tagen schlüpfen die Jungen. Zunächst haben sie weißen Flaum, nach und nach werden die Federn immer dunkler. Bereits nach etwa zehn Tagen lässt sich der Nachwuchs im Nest – natürlich nur aus weiter Entfernung, um die Tiere nicht zu stören – beobachten. Bei der Fütterung zerteilt das Weibchen die Beute und reicht kleine Fetzen an den Nachwuchs weiter, dessen Köpfchen dann und wann über den Horstrand lugt.
Auch nach dem Schlüpfen bleibt ein Altvogel – auch hier zunächst meistens das Weibchen – im Nest, während das Männchen seine „Familie“ mit Futter versorgt. Nach und nach nimmt die Anwesenheit des Männchens zu, und nach dem Schlüpfen der Jungen wechseln sich die beiden Adler am Horst mehr und mehr ab, sodass auch das Weibchen wieder auf Beutefang für sich geht. Bei Regen, Schnee, Kälte und Hitze schützen die Altvögel den Nachwuchs mit Körper und Flügeln. Wenn die Jungvögel etwa bussardgroß sind, werden sie zunehmend längere Zeit allein gelassen. Nach etwa drei Monaten sind die Jungen flügge, werden von den Eltern aber noch bis in Sommer hinein mit Nahrung versorgt und danach immer selbstständiger. Häufig vertreiben die Eltern mit dem Näherkommen der nächsten Brutsaison den Nachwuchs aus dem Revier. Gleichwohl halten sich viele Jungadler noch längere Zeit im Gebiet ihres Schlupfortes auf.
Verbreitung
Auch Seeadler passen sich, wie viele Wildtiere, immer mehr an. Die Fluchtdistanz bei Adlern wird kürzer, wenn sie in der Nähe von Menschen aufwachsen. Früher brüteten die verbliebenen vier Paare, die es zu Anfang der 1980er-Jahre noch in Westdeutschland gab, noch in riesigen, alten Buchenwäldern, fern aller Wege – zu groß war infolge jahrhundertelanger Verfolgung die Scheu vor Menschen. Mit der deutlichen Zunahme des Bestandes – heute gibt es in Deutschland fast 1.000 Paare mit Schwerpunkt im Norden und Osten – nahmen die Ansprüche der Adler ab, was die Nähe zu Siedlungen, Straßen, Wirtschafts- und Wanderwegen angeht. Mancherorts finden sich Horste in wenigen Metern Entfernung zu befahrenen Straßen oder regelmäßig von Menschen begangenen Wegen. Allerdings gibt es auch dort eine sehr kritische Zeit, was Störungen durch den Menschen angeht! Das sind die Wochen vor Legebeginn, die Bebrütungszeit von 38 Tagen und die ersten zwei bis drei Monate nach dem Brutbeginn, wenn die Jungvögel noch klein und schutzlos sind.
Grundsätzlich gibt es eine sehr erfreuliche Ausbreitungstendenz. Vom Schwerpunkt-Vorkommen in Nordosteuropa gibt es eine Ausbreitung Richtung Südwesten. So wurden in den letzten 25 Jahren in Deutschland neben Niedersachsen und Bayern auch NRW sowie Baden-Württemberg besiedelt. Besonders große Zuwächse gibt es in den Niederlanden, wo 2024 erstmals 40 Paare gezählt wurden. Dort wie auch beispielsweise in Dänemark sind die Zahlen der Brutpaare in den letzten Jahren stark angestiegen. In NRW fand die erste Brut 2017 an der Bislicher Insel statt.
Theoretisch können sich Seeadler vielerorts und recht überraschend ansiedeln. So ist davon auszugehen, dass die Zahl der Revierpaare auch in NRW in Zukunft weiter zunehmen wird. Eine Folge davon sind Revierkämpfe durch brutreife Vögel, was in einigen Fällen auch zum Tod eines Adlers führen kann (mehr dazu hier unter „Seeadler in NRW“). Früher gingen Biologen davon aus, dass Seeadlerpaare, die sich einmal gefunden haben, lebenslang zusammenbleiben. Heute wissen wir, dass es durchaus mehrere Partnerwechsel geben kann. Nach Revierkämpfen räumt der unterlegene Vogel meist das Feld und es entsteht eine neue Verpaarung. Seeadler können sehr alt werden, manche Tiere leben 30 bis 40 Jahre.
Gefährdung und Schutz
Am empfindlichsten sind Seeadler also zwischen Dezember und Juni - mit Höhepunkt von Ende Januar bis etwa Mitte April. In dieser Zeit dürfen die Tiere keinesfalls durch menschliche Aktivitäten gestört werden. Bei Störungen verlässt der brütende beziehungsweise die Jungen wärmende oder bewachende Vogel oft panisch den Horst. Denn anders als viele Vogelarten verteidigen Seeadler ihre Brut nicht gegenüber dem Menschen. Die Eier oder Jungvögel bleiben dadurch ungeschützt zurück, sie können auskühlen oder von Rabenvögeln und anderen Greifvögeln erbeutet und gefressen werden. Nachgelege gibt es in der Regel keine, und so kann eine einzige Störung zum Brutabbruch führen. Die Brutsaison fällt dann komplett aus – bei den wenigen Paaren in NRW eine Katastrophe!
Gefährdet ist der Seeadler nur durch den Menschen, da er keine natürlichen Feinde hat. Während direkte Verfolgung durch Abschuss oder Fallen über Jahrzehnte hinweg immer seltener wurden, was die Brutbestände des Seeadlers deutlich ansteigen ließ, mehren sich in den letzten 20 Jahren leider wieder vermehrt gezielte Vergiftungen durch mit Insektiziden präparierte Giftköder. Auch der Abschuss einzelner Tiere und die vorsätzliche Störung und Vertreibung der Tiere, wie es sie insbesondere im Frühjahr 2024 gegeben hat, hat dazu geführt, dass von den mindestens drei niederrheinischen Paaren kein einziges erfolgreich Junge großziehen konnte. Nur das Adlerpaar im Kreis Lippe – auf NRW- Seite unweit der Grenze zu Niedersachsen - war erfolgreich. Insgesamt konnten in diesem Jahr drei Bruten, davon zwei erfolgreich, sowie zwei Revierpaare nachgewiesen werden. Eine der beiden erfolgreichen Bruten - die auf der Bislicher Insel - allerdings nur dank menschlicher Hilfe.
Auch Kollisionen mit Windkraftanlagen, Eisenbahnverkehr oder Stromleitungen, intensive Nutzung wie Holzeinschlag, Freizeitnutzung im Brut- und Nahrungsrevier, Umweltgifte und bleihaltige Jagdmunition bei der Aufnahme von Aas beziehungsweise von Jägern nicht entfernten oder vergrabenen Ausbrüchen erlegter Wildtiere sind weitere Gefahren, die unseren Seeadlern in NRW drohen.
Lebensraum und Nahrungsverhalten
Der Lebensraum des Seeadlers muss einerseits offene Gewässer wie Bäche, Flüsse, Moorgebiete, Meeresküsten und geeignete Möglichkeit zum Horstbau bieten. Das Nahrungsrevier sollte möglichst nah zum Brutplatz liegen. Es gibt auch Adlerpaare (auch in NRW) , die drei oder noch deutlich mehr Kilometer vom Horst bis zum Jagdrevier fliegen müssen.
Seeadler sind nach menschlichen Maßstäben eher „faul“. Sie können stundenlang scheinbar teilnahmslos auf häufig jahrelang genutzten Sitzwarten in der Nähe des Horstes oder im Nahrungsgebiet verharren. Dabei beobachten die Vögel aber ihre Umgebung genau – und sind auch dort leicht durch den Menschen aufzuscheuchen. Trotz ihrer Größe und vermeintlicher Schwerfälligkeit sind sie erstaunliche schnelle, ausdauernde, geschickte und vielseitige Jäger. Sehr oft spähen die Adler von ihren Beobachtungsplätzen (auch kranke, alte und verletzte) Beutetiere aus. Seeadler jagen auf jedoch verschiedenartige Weise. Vom Ansitz aus startend suchen sie an Gewässern gezielt nach Wasservögeln wie Blässhühner und Enten sowie nah an der Oberfläche schwimmenden Fischen. Beutetiere sind praktisch Vögel jedweder Größe vom Blässhuhn über Kormorane, Wildgänse (Gössel!), Grau- und Silberreiher bis hin zu (sehr selten) Kranichen, Säugetieren wie Bisamratten, junge Fischotter und Rotfüchse, Rehkitze, Feldhasen. Insbesondere im Winter gehen Seeadler auch in NRW an Aas. Wie die verwandten Milane sind Seeadler durchaus so genannte Nahrungsschmarotzer und verfolgen mitunter etwa Fischadler oder Kormorane, bis diese ihre Beute loslassen oder hochwürgen. Auch Jungvögel von Milan, Bussard, Fischadler oder Habicht werden als Beute in den Horst gebracht. In einigen bekannt gewordenen Fällen versorgten die Seeadler junge Mäusebussarde aber wie ihren eigenen Nachwuchs mit Futter, der gelegentlich sogar bis zum eigenen Flüggewerden überlebt.
Neben der Jagd von einem Ansitz aus scheuchen Seeadler auch größere Trupps von Wasservögeln auf, wie etwa die am Niederrhein zu Hunderttausenden überwinternden nordischen Wildgänse und Enten, und versuchen einzelne Tiere zu isolieren und im Verfolgungs- oder Rüttelflug zu erbeuten. Bei der vor allem zur Brut- und Jungenaufzuchtszeit bevorzugten Jagd auf Fische können die Seeadler mit weit vorgestreckten Fängen voran auch vollständig ins Wasser eintauchen. Sind die ergriffenen Fische zu schwer, können Seeadler, mit ihren Flügeln paddelnd, die Beute zum Ufer oder einer Sand- bzw. Schlammbank „abschleppen“. Nicht selten jagen beide Partner gemeinsam und ermatten ihre Beute, etwa immer wieder abtauchende Blässhühner oder Haubentaucher, durch abwechselnde Angriffe so weit, dass der ermüdete Vogel keine Kraft mehr hat und aufgibt.
Warum der Seeadler in NRW es wert ist, um seine Zukunft zu kämpfen
Die Vorurteile gegen Greifvögel und andere früher - und leider heutzutage verbreitet wieder - als Raubtiere verunglimpfte Beutegreifer wie Rotfuchs, Luchs und Wolf nehmen in der jüngsten Vergangenheit leider immer weiter zu. Mancherorts werden Seeadler getötet, weil sie der Genehmigung eines Windparks im Wege stehen, anderswo aus Unwissenheit oder blindem Hass auf vermeintliches „Raubzeug“. Denn eigentlich stören Seeadler niemanden; im Gegenteil, sie fressen Wildgänse und Kormorane (samt Nachwuchs und Eiern), Arten also, die bei vielen Landwirten, Jägern und Anglern unbeliebt sind, Fische, die kein Angler interessant findet und – erbeuten vor allem kranke und geschwächte Tiere. Am Niederrhein dezimieren sie überdies die überwinternden nordischen Wildgänse, die vielen Landwirten ein Dorn im Auge sind.
Lesetipps
Theodor Mebs, Daniel Schmitt, Die Greifvögel Europas, Nordafrikas und Vorderasiens, Frankh-Kosmos, Stuttgart, 2. Auflage 2014.
Urs Glutz von Blotzheim, K.M. Bauer, Einhard Bezzel: Handbuch der Vögel Europas, Band 4. Falconiformes, Aula-Verlag Wiesbaden 1989.
Wolfgang Fischer, Die Seeadler, Die Neue Brehm Bücherei, Wittenberg 1984.
Tobias Böckermann, Willi Rolfes, Seeadler, Begegnungen in der Natur, Tecklenborg Verlag 2021.
Jürgen Reich, Ein Jahr unter Seeadlern, Hinstorff Verlag 2006.
Tobias Böckermann, Jürgen Reich, Willi Rolfes, Die Rückkehr der Seeadler,
Edition Temmen 2013