Feinstaub aus Tagebauen
Die Tagebaue sind die lokal dominierende Quelle für die Feinstaub-Zusatzbelastung. Der BUND hat die Aufstellung von Luftreinhalteplänen durchgesetzt. Doch Entwarnung kann nicht gegeben werden.
Ein lange unbeachtetes Probleme der Braunkohlentagebaue rückte erst durch die BUND-Recherchen ab 2003 in den Fokus der Öffentlichkeit: Feinstaub und Radioaktivität. Bis dahin galt der Tagebau weitgehend als "Black box", lediglich die Auswehungen groben, sichtbaren Staubs ärgerten Generationen von Anrainern. Im September 2003 alarmierten der BUND und die Bürgergemeinschaft e.V. für die Gemeinde Niederzier (BG Niederzier) die Behörden. Dass die Tagebaue aber vor allem die regional dominierende Quelle für die lokale Zusatzbelastung der extrem gesundheitsschädlichen Feinstäube sind, war neu.
Nachdem sowohl das zuständige Energieministerium als auch das Bergamt und die RWE Power AG das offensichtliche Problem hartnäckig zu leugnen versuchten, veranlasste das Umweltministerium erstmals Feinstaub-Messungen an Tagebauen. Die schlimmsten Befürchtungen des BUND wurden dadurch bestätigt. Inzwischen wird endlich gehandelt: Die Feinstaubbelastung im Umfeld der Tagebaue Hambach und Garzweiler wird kontinuierlich gemessen, Luftreinhaltepläne wurden wegen der unzulässigen Grenzwertüberschreitungen aufgestellt. Der Erfolg stellt sich langsam ein. Mangels existierender Methoden können die Gesamtemissionen der Tagebaue aber bis heute nicht erfasst werden.
Auch die Lärm- und Lichtimmissionen des Tagebaus können Beeinträchtigungen oder Gesundheitsschäden der Tagebauanrainer hervorrufen. Anders als andere Industriebetriebe unterliegen die Tagebaue allerdings nicht den Bestimmungen des Bundes-Immissionsschutzgesetzes. So existieren z.B. keinerlei Lärmgrenzwerte für Tagebaue.
Während die Problematik der Feinstaub-Belastung durch den Tagebau inzwischen erkannt wurde, gehört die Radioaktivität aus den Tagebauen noch immer zu den unterschätzten Gefahren.
Weithin bekannt ist, dass Kohlekraftwerke erhebliche Mengen an radioaktiven Isotopen ausstoßen. Auch die Problematik radioaktiv belasteter Grubenwässer aus Steinkohlezechen wird seit langem diskutiert. Dass aber auch die Braunkohlentagebaue zur "strahlenden Gefahr" werden können, wird weiterhin weitgehend verschwiegen. Bekannt ist, dass sowohl die Kohle als auch der Abraum erheblich Mengen an Uran und Thorium aufweisen. Über den Feinstaub und das Sümpfungswasser können radioaktive Zerfallsprodukte in den menschlichen Organismus gelangen.
Der BUND und die BG Niederzier haben auch darauf hingewiesen und sowohl das Bundesumweltministerium als auch das Bundesamt für Strahlenschutz informiert - ohne Konsequenzen. NRW-Umweltminister Remmel gab inzwischen Entwarnung und berief sich dabei auf eine Expertise des Öko-Instituts. Eine vollständige Aufarbeitung der Problematik steht allerdings noch aus.
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