Schadstoffe aus Braunkohlenkraftwerken
Braunkohle ist kein sauberer Energieträger. In der geologisch jungen Kohle kommen zahlreiche Schadstoffe vor, die trotz des Einbaus von Elektrofiltern oder Rauchgasreinigungsanlagen in erheblichen absoluten Mengen in die Umwelt emittiert werden. Zwar halten die Braunkohlenkraftwerke die geltenden Grenzwerte ein, dennoch gefährden die Emissionen die menschliche Gesundheit. Auch die zurück bleibenden Kraftwerksreststoffe stellen ein Risiko dar.
Kraftwerke sind Dreckschleudern
Die großen RWE-Braunkohlenkraftwerke und die RWE-Fabriken im Rheinland emittieren jährlich etwa 1.500 Tonnen der gesundheitsschädlichen Feinstaub-Partikel. Dazu kommen knapp 1.300 Kilogramm des Nervengifts Quecksilber und ein Mix aus Cadmium, Arsen, Blei, Zink, Schwefeldioxid, Stickoxiden und anderen Schadstoffen. Und das trotz vermeintlich bester Filtertechnik. Nach Angaben der Europäischen Umweltagentur starben im Jahr 2021 statistisch betrachtet schätzungsweise 253.000 Menschen in der Europäischen Union vorzeitig durch die Belastung ihrer Umgebungsluft mit Feinstaub (PM2.5), darunter Zehntausende in Deutschland.
Insbesondere auch wegen der Quecksilber-Emissionen sind Braunkohlenkraftwerke in Verruf geraten. Mehr als 50 Prozent aller industriellen Quecksilber-Emissionen in NRW stammen aus den RWE-Braunkohlenkraftwerken. Das Schwermetall reichert sich in der Nahrungskette an. In allen NRW-Gewässern liegt die Quecksilberkonzentration in Fischen deutlich über der Umweltqualitätsnorm. Wird Methylquecksilber über Fisch aufgenommen, kann es zu schweren gesundheitlichen Schäden führen.
Kohlekraftwerke und Radioaktivität
Kohlekraftwerke sind als punktförmige Emittenten radioaktiver Substanzen schon seit langem bekannt. Bereits 1978 wies das international renommierte, allerdings atomfreundliche amerikanische Oak Ridge National Laboratory (ORNL) darauf hin, dass die radioaktive Belastung im Umfeld kohlebefeuerter Kraftwerke sogar noch höher sei als in der Umgebung von Atomkraftwerken. Sowohl die radioaktiven Isotope der Uran- als auch der Thorium-Kette finden sich in den Kraftwerksaschen und werden auch über die Schornsteine emittiert. Weltweit gelten Braun- und Steinkohlekraftwerke neben Atomkraftwerken als ein der größten größte Quellen radioaktiver Kontamination der Umwelt.
In den aktuellen Genehmigungsverfahren für Kohlekraftwerke in NRW spielt das Thema bislang nur eine untergeordnete Rolle. In den Umweltverträglichkeitsprüfungen kommt die Radioaktivität aus Kohlekraftwerken gar nicht vor.
Hohe Externe Kosten
Braunkohle gilt allgemein als "preiswerter heimischer Energieträger". Doch dabei bleiben die hohen externen Kosten der Braunkohlengewinnung und -nutzung unberücksichtigt. Das Umweltbundesamt geht davon aus, dass der Preis für eine Kilowattstunde Braunkohlenstrom um etwa 74 Eurocent höher liegen würde, wenn alle volkswirtschaftlichen Folgekosten - wie z.B. Gesundheitskosten - eingepreist würden. Die Europäische Umweltagentur (EEA) hat berechnet, dass die nicht von RWE getragenen externen Kosten durch die Luftverschmutzung der Garzweiler-Kraftwerke Neurath und Frimmersdorf bei bis zu 1,051 bzw. 1,095 Milliarden Euro jährlich liegen. Noch höher liegen die von den RWE-Kraftwerken Niederaußem (bis zu 1,56 Mrd. €/a) und Weisweiler (bis zu 1,135 Mrd. €/a) verursachten Folgekosten.
Braun- und Steinkohlen: Emission von Luftschadstoffen aus Stromerzeugung und Anteil an Emissionen aus Stromerzeugung gesamt (2018). Quelle: UBA 2021