BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen

Jetzt startet die „Spurensuche Gartenschläfer“

04. April 2019 | Gartenschläfer, Naturschutz, Tiere und Pflanzen

BUND, Universität Gießen und Senckenberg Gesellschaft starten in die erste Forschungssaison zum rätselhaften Verschwinden der Schlafmaus in Deutschland

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Pünktlich zum Aufwachen der Gartenschläfer aus dem Winterschlaf legen der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, die Justus-Liebig-Universität Gießen und die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung mit der Erforschung des kleinen Nagers los. Die Schlafmaus mit der unverkennbaren „Zorro-Maske“ gibt Wissenschaft und Naturschutz große Rätsel auf. In den vergangenen 30 Jahren ist sein Verbreitungsgebiet um mehr als die Hälfte geschrumpft. Warum, ist noch völlig unklar. Auch in Nordrhein-Westfalen ist er nur noch im südlichsten Rheintal gemeldet.

„Das Verschwinden der Gartenschläfer ist wirklich besorgniserregend“, erklärt Sven Büchner von der Justus-Liebig-Universität Gießen und Gartenschläfer-Experte des BUND. „Das Tempo und die räumliche Dimension seiner Bestandsrückgänge ist beispiellos in der Tierwelt in Deutschland. Deshalb starten wir jetzt eine breite Untersuchung, um endlich Antworten darauf zu finden.“ Gefördert wird die „Spurensuche Gartenschläfer“ im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums. Der Bund fördert das Projekt, das von Oktober 2018 bis September 2024 läuft, mit insgesamt 3,6 Millionen Euro.

In die Gartenschläfer-Forschung werden alle denkbaren Einflussfaktoren einbezogen: Nahrungsgewohnheiten und -angebote, Lebensraumansprüche und Klima, genetische Strukturen, Krankheiten und Parasiten, Fressfeinde und Prädatoren u.v.m. Möglich wird eine derart intensive Untersuchung nur mit großer Unterstützung durch ehrenamtliche ‚Spurensuchende‘. „Jede Meldung über unsere Online-Meldestelle auf www.gartenschlaefer.de hilft uns, dem Gartenschläfer ein Stück weiter auf die Spur zu kommen“, so Büchner. „Darüber hinaus können Ehrenamtliche aber auch tiefer in die Forschung einsteigen, z. B. bei der Untersuchung von Spuren oder Nistkästen.“

Geforscht wird in einigen beispielhaften Regionen Deutschlands, in denen die Schlafmaus heimisch ist. „Wir untersuchen sowohl die Gartenschläfer im Ballungsraum Köln-Bonn und in der Innenstadt Wiesbadens als auch die Bestände in den Hochlagen der Mittelgebirge, etwa auf dem Brocken im Harz“, erläutert Büchner. „Wir hoffen, damit herauszufinden, warum die Populationen im Südwesten Deutschlands noch relativ stabil erscheinen, während der Gartenschläfer in Mittel- und Ostdeutschland sogar in Naturschutzgebieten massiv zurückgeht.“

Innerhalb von drei Jahren soll diese intensive Forschung Antworten liefern auf die Frage, warum der Gartenschläfer derart drastisch in seinen Beständen zurückgeht. Daraus werden konkrete Schutzmaßnahmen entwickelt, die in der zweiten Projekthälfte umgesetzt werden. „Unser Ziel ist, diese kleine Schlafmaus in großen Teilen ihres Verbreitungsgebiets in Deutschland zu erhalten“, betont Büchner. „Der Gartenschläfer ist eine sogenannte ‚Verantwortungsart‘. Ein großer Teil seines Verbreitungsgebietes liegt hier, so dass Deutschland für die Erhaltung dieser Art in hohem Maße verantwortlich ist. Die Erforschung des Verschwindens des Gartenschläfers ist damit Teil der nationalen Anstrengungen für den Schutz der biologischen Vielfalt in Deutschland.“

Weitere Infos: www.gartenschlaefer.de, www.gartenschlaefer-nrw.de und https://biologischevielfalt.bfn.de/bundesprogramm/projekte/projektbeschreibungen/29021

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