BUND-Trinkwassertest: In allen Stichproben aus NRW wurden PFAS nachgewiesen

04. November 2025 | Chemie, Flüsse & Gewässer, Umweltgifte, Wasser

Umweltverband fordert Beschränkung der gesamten Stoffgruppe zum Schutz unseres Wassers

BUND-Aktive fordern: "Wasser retten!" BUND-Aktive fordern: "Wasser retten!" [Foto: Dirk Jansen]

  • BUND hat acht Proben in NRW genommen und in allen PFAS gefunden
  • PFAS-Belastung stellt Wasserbetriebe vor erhebliche technische und wirtschaftliche Herausforderungen
  • BUND fordert umfassende PFAS-Beschränkung und konsequente Anwendung des Verursacherprinzips

Die Süßwasserressourcen für unsere Trinkwassergewinnung sind zunehmend gefährdet. Aktuelle Tests des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zeigen: In der überwiegenden Mehrheit der untersuchten Trinkwasserproben wurden sogenannte Ewigkeitschemikalien, per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS), nachgewiesen. Von Juni bis Oktober 2025 nahmen BUND-Aktive aus ganz Deutschland stichprobenartig mit Abgeordneten des Bundestags 46 Trinkwasserproben – darunter acht aus NRW. Und in jeder dieser acht Proben konnten die Ewigkeitschemikalien nachgewiesen werden. Die Konzentration liegt in Teilen sogar über der neuen Umweltqualitätsnorm, die 2027 in die Wasserrahmenrichtlinie eingeführt wird. 

Holger Sticht, Landesvorsitzender des BUND: "Das Ergebnis ist alarmierend. Deswegen ist es von großer Bedeutung, dass wir jetzt die gesamte Stoffgruppe der PFAS verbieten. Denn die Gefahr ist bereits da und alles, was wir jetzt noch produzieren beziehungsweise emittieren, kommt on top noch hinzu. Gleichzeitig wird das Aufbereiten von sauberem Trinkwasser immer aufwendiger und teurer für unsere Wasserwerke. Die entstehenden Kosten sollten von den Verursachern gezahlt werden und nicht von den Verbraucherinnen und Verbrauchern. Wir fordern die Kommunen auf, die Verursacher zu identifizieren und zur Kasse zu bitten."

Am häufigsten und in den höchsten Konzentrationen wurden PFAS gefunden, die gesetzlich noch nicht reguliert sind. Bisher ist nämlich nur die Produktion und Verwendung von weniger als 20 der über 10 000 PFAS Einzelsubstanzen reguliert. Eine dieser bislang nicht regulierten "Ewigkeitschemikalien" ist Trifluoracetat (TFA), welches vor allem in der Probe aus Duisburg nachgewiesen wurde. Mit einem Wert von rund 1923 Nanogramm pro Liter (ng/l) übertrifft sie die Probe mit dem zweithöchsten TFA-Wert aus Krefeld bei Weitem. Dort liegt der Wert bei rund 239 ng/l TFA. In Krefeld ist wiederum die Summe der 25 ausgewählten PFAS, ausgedrückt in Perfluoroctansäure-äquivalenten Konzentrationen (PFOA äq), besorgniserregend hoch. Laut der neuen Umweltqualitätsnorm Oberflächenwasser darf nämlich künftig ein Wert von 4,4 ng/l nicht überschritten werden. Mit rund 17 ng/l PFOA äq ist der nachgewiesene Grenzwert in Krefeld aber nahezu viermal so hoch wie die Norm. Ein solcher Grenzwert besteht auch für das Grundwasser: Hierfür ist die Summe aus den vier PFAS-Substanzen Perfluoroctansäure (PFOA), Perfluornonansäure (PFNA), Perfluorhexansulfonsäure (PFHxS) und Perfluoroctansulfonsäure (PFOS) relevant. Diese darf künftig nicht höher als 4,4 ng/l sein. In Hamm wurden jedoch bereits jetzt 6,1 ng/l dieser PFAS nachgewiesen. 

Schon heute arbeiten die Wasserversorger mit Hochdruck daran, die Grenzwerte der Trinkwasserverordnung einzuhalten. Das erkennt man unter anderem an der gemeinsam mit Umweltminister Oliver Krischer gezogenen Trinkwasserprobe aus dem Umweltministerium in Düsseldorf: Die für die Qualitätsüberwachung wichtigen Parameter „Summe PFAS-20“ und „Summe PFAS-4“ liegen dort bei 0 ng/l. Es ist jedoch zu beachten, dass die Proben nur örtliche und zeitliche Stichproben aus den genannten Städten sind und je nach Wassernetz nicht die Situation in der ganzen Stadt abbilden. 

„Wasserversorger können nicht die Müllabfuhr einer verfehlten Chemikalienpolitik sein. Hinzu kommt: Im Trinkwasser können PFAS noch aufwendig herausgefiltert werden, doch wie machen wir das mit unseren Lebensmitteln, unseren Böden, Flüssen und dem Meer? Dabei sind Alternativen in vielen Bereichen bereits verfügbar, etwa für Textilien, Pfannen und Kältemittel. Nur eine umfassende PFAS-Beschränkung kann die zunehmende Verschmutzung unserer Umwelt stoppen. Die Politik muss handeln und uns alle schützen“, betont Sticht.

PFAS werden massenhaft eingesetzt, die Konzentrationen in unseren Körpern und der Umwelt steigen stetig an. Hinzu kommen zahlreiche PFAS-Altlasten in NRW. Im August veröffentlichte der BUND eine Auswertung zur PFAS Belastung von Lebensmitteln. Auch Wissenschaftler*innen und Ärzt*innen schlagen Alarm. Studien belegen ihren Effekt auf den Körper bei ständiger, langfristiger Einnahme. Folgen können ein erhöhter Cholesterinspiegel oder ein größeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sein, Leberschäden oder ein geschwächtes Immunsystem.

 

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