Der NRW-Landesverband des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) begrüßt die gestern bekannt gewordene Studie des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz zum Antibiotikaeinsatz in der Hähnchenmast. Der BUND sieht in den sich abzeichnenden Untersuchungsergebnissen, nach denen in vier von fünf Mastdurchgängen den Tieren Antibiotika verabreicht werden, seine langjährige Kritik an den Haltungsbedingungen dramatisch bestätigt. „Das Ergebnis ist eine Bankrotterklärung und stellt einmal mehr das Gesamtsystem 'Hähnchenmast' in Frage“, so Ralf Bilke, Agrarreferent des BUND NRW. Der BUND ruft Landwirtschaftsminister Johannes Remmel, der die Studie in Auftrag geben hatte, dazu auf, alle Ergebnisse nun unverzüglich offenzulegen.
Sollte es zutreffen, dass in 83% der Mastdurchgänge in den NRW-Hähnchenställen Tiere derart erkranken, dass sie mit Antibiotika behandelt werden müssen, zeigt dieses aus Sicht des BUND schwerwiegende Fehler bei Zucht und Haltung auf. Dieses stelle das Gesamtsystem in Frage: Bei der drangvollen Enge in den Mastställen und den enormen Bestandsgrößen könnten einzelne erkrankte Tiere praktisch kaum erkannt und in ‚Krankenabteile’ ausgesondert werden. Vielmehr sei es systembedingt, auf einen Schlag zehntausenden Tieren gleichzeitig – darunter auch vielen gesunden - Arzneimittel zu verabreichen. Der BUND fordert, in diesen Betrieben erst dann wieder neue Tiere einzustallen, wenn zuvor die Ursachen für einen derartigen Arzneimitteleinsatz behoben wurden. Andernfalls ginge der Medikamentenmissbrauch unvermindert weiter.
Bestätigt sich zudem, dass die Antibiotikagaben oft nur ein bis zwei Tage lang erfolgen, sei dieses wegen der Gefahr der Resistenzbildung absolut inakzeptabel und unzulässig. „Es liegt der Hand, dass kurzzeitige Verabreichungen allein der Wachstum der Tiere fördern sollen. Hier stellt sich auch die Frage der Eignung der Mäster, die damit weder ihrer Verantwortung vor den Tieren noch vor der menschlichen Gesundheit gerecht werden“, so Bilke.
Der BUND fordert von NRW-Landwirtschaftsminister Johannes Remmel, als sofortige Konsequenz weitere engmaschige Kontrollen sowohl der Betriebe als auch des Fleisches in Auftrag zu geben und auf Bundesebene eine Initiative zur Verbesserung der Haltungsbedingungen für Masthähnchen zu starten.