BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen

Tagebaurestsee Inden: Mehr Platz für die Natur

09. Mai 2023 | Braunkohle, Flüsse & Gewässer, Lebensräume, Naturschutz

Naturschutz oder Freizeit-Halligalli? In den Restlöchern der Braunkohlentagebaue sollen gigantische künstliche Seen entstehen. Auch wenn das noch Jahrzehnte dauern wird, ist um deren Gestaltung und Nutzung schon jetzt eine vehemente Debatte entbrannt. Die Naturschutzverbände drängen darauf, die Seen als Chance für mehr Natur in der Region zu sehen.

Die alternative Restsee-Planung der Naturschutzverbände sieht viel Platz für den Natur- und Artenschutz vor. Die alternative Restsee-Planung der Naturschutzverbände sieht viel Platz für den Natur- und Artenschutz vor.

Nach dem Ende der Braunkohlenförderung verbleiben drei riesige Restlöcher. Bis zu 400 Meter tief, insgesamt mehr als 70 Quadratkilometer groß, sollen sie über Jahrzehnte künstlich mit Wasser gefüllt werden. Dazu sollen die Rur und der Rhein angezapft und das Flusswasser in bis zu 45 Kilometer langen Pipelines in die gigantischen Gruben gepumpt werden. Nach 40 Jahren - so die Hoffnung - sollen so vielfältig nutzbare Seen entstehen. Allein der Hambacher Restsee wäre der nach Volumen zweitgrößte See Deutschlands nach dem Bodensee. Trotz vieler ungeklärter Fragen zur verfügbaren Wassermenge und -qualität haben manche schon blühende touristische Landschaften vor Augen, der Naturschutz droht wieder einmal zu den Verlierern zu gehören. Die NRW-Naturschutzverbände sehen das mit großer Sorge und entwickeln deshalb Alternativkonzepte. So auch für den Tagebau Inden.

Widerstreitende Interessen

Im Tagebau Inden endet die Kohleförderung spätestens zum 01. April 2029. Danach soll die Befüllung aus der Rur starten, bis der Indesee ("Indesche Ozean") nach Jahrzehnten vollständig mit Wasser gefüllt ist. Schritt für Schritt wird sich damit auch die Landschaft im Indeland verändern.

BUND-, LNU- und Nabu-Aktive in der Region setzen sich dafür ein, dass im Umfeld des Sees auch der Natur Raum gegeben wird, und haben eine alternative Restseeplanung entwickelt. Damit soll auch ein Beitrag zum Erreichen des 30 Prozent-Ziels für den Biotopverbund aus dem Kunming-Montréal-Übereinkommen erbracht werden.

Während der größte Teil des Sees aufgrund seiner Tiefe von bis zu 130 Metern als Lebensraum eher unbedeutend sein wird, könnten dessen Oberfläche und Uferzonen wichtige ökologische Funktionen erfüllen. Allerdings sind die Interessen an den Uferzonen vielfältig. Die Anliegerkommunen möchten die umliegenden Ortschaften zum Wasser hin entwickeln und dabei Freizeit, Tourismus und Wirtschaft fördern. Es sollen Häfen und Fähranlegestellen, Wassersportmöglichkeiten mitsamt der dazugehörigen Infrastruktur, Übernachtungsmöglichkeiten sowie größere und kleinere Badestellen und -strände entstehen.

Ökologische Alternativplanung

Für den Naturschutz bleibt da wenig Raum. Die offiziellen Planungen sehen lediglich einige wenige Flachwasserzonen vor. BUND, LNU und Nabu fordern deshalb, im nordwestlichen Bereich des künftigen Sees ein Naturschutzgebiet auszuweisen. Dieses soll einen Teil der Seefläche sowie die westlich daran anschließenden, teilweise bereits rekultivierten Ackerflächen beinhalten, von denen ein Teil zu Flachwasser- und Feuchtbereichen umgestaltet werden soll. Der Verbändevorschlag sieht die Modellierung großer zusammenhängender Flachwasserzonen mit Verinselungen, Röhrichten und Schilfflächen vor. Im Übergang zu rekultiviertem Agrarland sollen danach Feuchtwiesen mit Amphibiengewässern entstehen, die auch Lebens- und Bruträume für stark bedrohte Arten wie Braunkehlchen, Kiebitz, Uferschnepfe, Sumpfohreule und Bekassine böten. Im Hinblick auf die rekultivierten Ackerflächen selbst halten die Verbände es zum Schutz stark bedrohter Feldvogelarten wie Grauammer, Feldlerche und Rebhuhn für erforderlich, den Fokus auf eine Extensivierung der Landwirtschaft zu legen und außerdem insektenfreundliche Brachen, Ernteverzichtsflächen, Wildblumenwiesen sowie artenreiche Ackerrandstreifen zu schaffen.

„Das Naturschutzgebiet würde einen wichtigen Beitrag zum Biotopverbund im Rheinischen Revier leisten. Flora und Fauna müssen hier Vorrang haben“, betonen die Aktiven.

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