BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen

Shell-Leck: Alle unterirdischen Rohre müssen raus

14. Dezember 2020 | Chemie, Flüsse & Gewässer, Technischer Umweltschutz, Umweltgifte, Wasser

Sanierung erst 2034 kommt zu spät

Die Shell Raffinerie im Kölner Süden sorgt immer wieder für Negativ-Schlagzeilen. [Foto: Paul Kröfges] Die Shell Raffinerie im Kölner Süden sorgt immer wieder für Negativ-Schlagzeilen. [Foto: Paul Kröfges]

Das am 11. Dezember vorgelegte Untersuchungsergebnis zur erneuten folgenschweren Leckage bei der Firma Shell in Wesseling ist nach Ansicht des BUND-Gewässerschutzexperten Paul Kröfges "ein spezielles Armutszeugnis der petrochemischen Industrie": Obwohl zahllose unterirdische ablaufende Produktaustritte an korrodierten Leitungen zu weiträumigen Grundwasserverunreinigungen geführt haben, vertraue man weiterhin auf ein veraltetes Sicherheitskonzept mit erheblichen Risiken.

Die unterirdisch verlaufenden Rohrabschnitte wurden in bituminierte Mantelrohre gelegt. In denen sammelt sich erst eventuell austretendes Produkt, tritt dann irgendwann aus, und wird erst dann als Hinweis auf eine Leckage gewertet. Der konkrete Fall offenbart nach BUND-Ansicht das Konzeptversagen: Als man solche Hinweise hatte (Produkt außen am Rohr im August 2019), nahm man das Rohr zwar außer Betrieb, war aber technisch nicht in der Lage, das Ausmaß des Schadens rechtzeitig festzustellen. Erst als das Grundwasser weiträumige Belastungen aufwies, wurde das Rohr freigelegt und der Schaden erkannt. Letztendlich stellte man die komplette Zerstörung des Mantelrohres und ein Loch in der Produktleitung fest. Circa 300 Tonnen Gasöl waren da bereits ins Grundwasser gesickert.

Dazu Paul Kröfges, der den BUND auch im Begleitkreis zur Schadensbeurteilung vertritt: „Der Gutachter stellte fest, dass es kein angemessenes Verfahren gab und gibt, den Zustand dieser Mantelrohre zu bewerten. Selbst die massive Zerstörung in diesem Fall durch Bauarbeiten wurde nicht erkannt.“ Auch der untersuchende TÜV bestätigte diese auf Anfrage und räumte ein, dass auch die Untersuchungen der Produktleitungen in diesen Abschnitten kleine Leckagen nicht erkennen kann. Dies gehe, so Prof. Jochum, im „Grundrauschen“ bei der zerstörungsfreien Untersuchung (Ultraschallverfahren) unter.

Nach Einschätzung des BUND werden die jetzt an Shell gegebenen „Empfehlungen und Hausaufgaben“ dem weiterhin bestehenden Risiko durch noch mind. 60 unterirdische Rohrdurchführungen unter Straßen nicht gerecht. Gezielte Untersuchungen, Aufgrabungen und vorsichtige Schlitzungen könne man durchführen, aber das Hauptübel bestehe in dem ausgedehnten Zeithorizont des Umbaues auf oberirdische Leitungs- und Brückenführung bis 2034. "Hier ist anzusetzen. Dieser großzügige, mit der Bezirksregierung vereinbarte Zeitrahmen muss erheblich verkürzt werden und wenn die Raffinerie hierfür zeitweise stillgelegt werden muss", so Kröfges. "Da dies die Bezirksregierung als Aufsichtsbehörde zu verantworten hat, ist spätestens jetzt das Umweltministerium, dessen Hausspitze bisher dem Treiben eher zugeschaut hat, gefordert, dies durchzusetzen."

Zur Übersicht

BUND-Bestellkorb