Mehr als 100 Vertreter*innen aus Zivilgesellschaft, Politik, Gewerkschaften, Umweltverbänden und kirchlichen Gruppen diskutierten am 30. August in Erkelenz, wie Fehlentwicklungen beim Strukturwandel im Rheinischen Revier vermieden werden können und wie eine nachhaltige Zukunftsgestaltung aussehen sollte.
Eingeladen zur 6. Entwicklungskonferenz im Rheinischen Revier "Räume für nachhaltige Entwicklungen" hatte das Netzwerk Revier WIRd Region. Im Fokus der Konferenz standen die Fragen, wie das Rheinische Revier als vielfältiger Zukunftsraum gemeinsam gestaltet werden und wie die Anforderungen an eine nachhaltige Entwicklung konkret umgesetzt werden können. Insbesondere die sich abzeichnenden Flächenkonkurrenzen erfordern dabei einen dauerhaft tragfähigen Konsens. Dazu wollte die Konferenz einen Beitrag leisten.
UN-Nachhaltigkeitsziele als Richtschnur
Welche Anforderungen für die Raumentwicklung ergeben sich aus den UN-Nachhaltigkeitszielen zum Beispiel in Bezug auf die wirtschaftliche Ausrichtung der Region, für die Klimawandelanpassung, für Landökosysteme und die Landnutzung? Inwieweit entsprechen die bisherigen Entwicklungen diesen Zielsetzungen? Wie können die Konflikte um die Flächen gelöst werden? Diese Fragen diskutierte das Netzwerk in drei Arbeitsgruppen mit den Teilnehmenden. Grundlage der Diskussion war ein gemeinsames Thesenpapier, das jetzt mit den Anregungen aus der Konferenz ergänzt und in die öffentliche Debatte eingespeist werden soll. Den Abschluss der Konferenz bildete eine Podiumsdiskussion mit Umweltstaatssekretär Viktor Haase.
Vom Flächenkonsens noch weit entfernt
Die Förderung des Bundes von 14,8 Milliarden Euro bis zum Jahr 2038 bietet eine einmalige Chance für die Region, die Entwicklung wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Innovationen voranzubringen. Angesichts der Herausforderung des Klimawandels kann eine solche Transformation nur gelingen, wenn der Strukturwandel nachhaltig gestaltet wird. Das heißt, dass zukunftsfähige Beschäftigung und klimagerechte Regionalentwicklung in einer Modellregion für nachhaltige Wirtschafts- und Lebensweise gefördert werden müssen.
Doch daran fehlt es noch weitgehend. Derzeit sind im Rheinischen Revier auf 4.000 Hektar Fläche neue Gewerbe- und Industriegebiete geplant, eine erheblicher Teil von ihnen auf der "grünen Wiese". Damit sind Konflikte mit der Landwirtschaft und dem Naturschutz vorprogrammiert. Hier müssen gemeinsam Lösungen gefunden werden. Der BUND plädiert dafür, die ökologische Revitalisierung des Rheinischen Reviers nicht als potenzielles Hemmnis für wirtschaftliche Entwicklungen zu sehen, sondern als wichtige Grundlage eines zukunftfähigen Wirtschafts- und Lebensraums. Allein aus Gründen der Klimaanpassung muss deshalb dem Ökosystemverbund viel mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden.
Zitate
„Wie dieses Netzwerk der Entwicklungskonferenz Lösungen vordiskutiert, ist vorbildlich und von unschätzbarem Wert für diese Region.“ Viktor Haase, Staatssekretär im Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen
"Wir brauchen eine nachhaltige und klimaresiliente Flächen- und Regionalentwicklung, die den Herausforderungen des Klimawandels proaktiv begegnet, die Region als Lebensraum für die Menschen lebenswert gestaltet und damit auch eine wichtige Grundlage für eine zukunftsfähige Wirtschaftsregion schafft." Dirk Jansen, NRW-Geschäftsleiter des BUND
„Wir haben jetzt die Chance, die Region zu gestalten. Alles, was wir dabei überlegen, muss in Einklang mit den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen stehen.“ Jens Sannig, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Jülich
„Wir wollen alle eine Rheinische Region, in der wir gut und gerne leben und arbeiten. Der Weg dahin ist ein langer. Zusammenarbeit ist ein Entwicklungsprozess.“ Ralf Woelk, Geschäftsführer DGB Region NRW Süd-West
„Es ist hervorragend zu sehen, dass wir an den wichtigsten Fragen zusammen dran sind. Wir entwickeln hier Verständnis für andere Sichtweisen. Und das ist die Basis für Kompromisse.“ Dr. Gunter Schaible, Geschäftsführer International, Verkehr und Handel der IHK Aachen
Mehr Informationen:
- Selbstverständnis des Netzwerks Revier WIRd Region
- Netzwerk-Thesenpapier (Stand: 30.08.2024)
- Programm der Veranstaltung