Natürlicher Hochwasserschutz - Bäume und Büsche statt Beton

19. März 2025 | Wasser-Wissen

Extremwetter wird durch den Klimawandel immer häufiger auftreten. Damit steigt die Hochwassergefahr. Zwei Mitglieder des BUND-Landesarbeitskreis Wasser empfehlen, den natürlichen Hochwasserschutz auszuweiten, statt einseitig auf Lösungen aus Beton zu setzen.

Georg Gellert stellt fest: „Besiedelte und mit Infrastrukturen belegte Flächen in Überschwemmungsgebieten sind hohen Risiken ausgesetzt.“ Er fordert eine Anpassung der staatlichen Hochwasservorsorge, die überwiegend auf bauliche Maßnahmen setze. Natürliche Möglichkeiten des Hochwasserschutzes müssten viel mehr genutzt werden. Insbesondere in Städten seien Maßnahmen notwendig wie „das Stoppen von Versiegelung, Entsiegelung, Dach- und Fassadenbegrünung, Anlagen von Mulden, Flutrinnen und Retentionsräumen.“

Schwammlandschaften und -städte halten das Wasser vor Ort

Gellert fasst zusammen: „Das Wasser von oben muss mehr in der Fläche gehalten werden. Durch eine Art Schwammprinzip lassen sich Abflussspitzen verringern.“  Im Falle von gesättigten Bodenverhältnissen könnten raue Oberflächen durch Bewuchs und Struktur den Wasserzutritt zu den Gewässern verzögern. „Begrünung ist eine natürliche Möglichkeit, Wasser zu halten und zu speichern.“

Auen und Feuchtwiesen speichern Wasser und sind wichtige Lebensräume

Rund um Gewässer bildet sich das Grün eigentlich von selbst. Doch die einst weitläufigen Auen sind vielfach verschwunden oder nur noch in kläglichen Resten vorhanden. Die Folge sind enorme Abflussgeschwindigkeiten mit hohen Hochwasserscheiteln. Dabei können naturnahe Auen in der Lage, Wasser durch ihre Breite zu speichern und es über längere Zeiträume wieder abgeben. „Dadurch werden Hochwasserereignisse entschärft und die Wasserführung gleichmäßiger gestaltet“, sagt der promovierte Biologe. Sein Appell lautet, Überschwemmungsgebiete von jeder weiteren Bebauung freizuhalten.

Demselben Prinzip folgen Feuchtwiesen, wie Gellerts LAK-Kollegin Birgit Lutzer erläutert. „Durch Entwässerung und intensive Nutzung gehen diese wertvollen Ökosysteme an vielen Orten verloren. Ihr Erhalt ist entscheidend für Klimaanpassung, Biodiversität und einen nachhaltigen Umgang mit Wasser.“ Lutzer betont, neben menschlicher Einwirkung könne auch der Klimawandel mit länger andauernden Trockenheits- und Hitzephasen die Existenz von Feuchtwiesen und Auen gefährden. „Februar und März zeichnen sich in NRW bisher durch eine langanhaltende, oft fast durchgängige Trockenheit aus. Kommen später noch hohe Temperaturen hinzu, kann das schlimme Folgen für die Vegetation haben.“

Die beiden Landesarbeitskreis-Mitglieder ziehen dasselbe Fazit: Natürlicher Hochwasserschutz ist ein essenzieller Bestandteil des Wasserkreislaufs. Doch durch menschliche Eingriffe und den Klimawandet sind Auen, Feuchtwiesen und Grünflächen zunehmend bedroht. Es besteht dringender politischer Handlungsbedarf.

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