Hambacher Wald: Neue Studien belegen falsche Aussagen von RWE

23. Oktober 2018 | Braunkohle, Hambach, Klima & Energie, Kohle, Klimawandel

These von der "Unrettbarkeit" des Hambacher Waldes ist falsch

Hubert Weiger, Thomas Krämerkämper und Dirk Jansen bei der Pressekonferenz in Köln. [Foto: Rolf Behrens]

Düsseldorf/Köln |  Einen Tag vor dem Besuch der Kohle-Kommission  im Rheinischen Braunkohlenrevier hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) neue Studien zur energiewirtschaftlichen Notwendigkeit des Tagebaus Hambach und den Auswirkungen verschiedener Klimaschutzszenarien auf den Hambacher Wald vorgelegt. Nach diesen aktuellen Untersuchungen kann der Tagebau noch bis zu seinem geregelten Auslaufen fortgeführt werden, ohne weitere Bäume fällen zu müssen. Damit widerspricht der BUND den RWE-Aussagen, wonach der wertvolle Wald auf jeden Fall verloren sei.

„Der Versuch von RWE, den Hambacher Wald als ohnehin verloren auszugeben, ist billige PR. Wenn der Kohleausstieg mit der notwendigen klimapolitischen Vernunft erfolgt, kann der Wald stehen bleiben“, erklärte Hubert Weiger, BUND- Vorsitzender und Mitglied der Kohle-Kommission. „Es ist unerträglich wie RWE mit falschen Behauptungen auch die eigene Belegschaft aufstachelt. Der vom BUND erreichte Rodungsstopp ist mitnichten für den Rückgang der Kohleförderung verantwortlich, sondern allein die bereits geplante Stilllegung alter Blöcke. RWE und der Vorstandsvorsitzende Schmitz müssen endlich für den Kohleausstieg planen, dann wird es sozialverträgliche Lösungen für die Beschäftigten geben.“

Vor dem Hintergrund der Auseinandersetzung um die Fortführung des Tagebaus Hambach hat der BUND das Öko-Institut beauftragt, zu untersuchen, welche Braunkohlenfördermenge aus dem Tagebau Hambach noch zulässig ist, ohne die deutschen Klimaschutzziele zu gefährden. „Das Ergebnis ist eindeutig. Der Großteil der Hambacher Kohle muss im Boden bleiben, wenn Deutschland seine Klimaschutzziele erreichen will“, so der Geschäftsleiter des BUND NRW, Dirk Jansen.

"Paris-Ziel lässt maximal 78 Millionen Tonnen Braunkohleförderung zu"

Nach Angaben der RWE Power AG enthielt das geplante Abbaufeld im Tagebau Hambach Ende 2017 noch rund 1.350 Millionen Tonnen Braunkohle. In den vom Öko-Institut betrachteten Szenarien werden davon insgesamt zwischen 493 und 78 Millionen Tonnen Braunkohle benötigt. Das bedeutet, dass 63 bis 94 Prozent der bislang geplanten Menge nicht benötigt werden.  „Allerdings zeigt das Gutachten auch, dass das völkerrechtlich bindende Ziel des Paris-Abkommens, wonach die globale Temperaturerhöhung möglichst auf 1,5 Grad Celsius beschränkt werden soll, nur eine maximale Hambach-Fördermenge von 78 Millionen Tonnen Braunkohle zulässt“, sagte Jansen.  Die derzeitige Jahresförderung im Abbaufeld Hambach liegt bei 40 Millionen Tonnen, wobei jedoch nur zwei Drittel in die Stromerzeugung gehen. Auch wenn etwa 13 Millionen Tonnen Braunkohle durch die Überführung von fünf Kraftwerksblöcken in die Sicherheitsbereitschaft ohnehin wegfallen, müsse die Förderung damit weiter reduziert werden und perspektivisch auslaufen.

Der BUND widerspricht vehement der wiederholt von RWE-Vertretern geäußerten Behauptung, der Hambacher Wald sei  auf jeden Fall nicht zu retten. „Die wechselnden RWE-Argumente, dass der Hambacher Wald nicht gerettet werden kann, haben schon das Oberverwaltungsgericht nicht überzeugt“, sagt der stellvertretende BUND-Landesvorsitzende NRW  Thomas Krämerkämper. „Geradezu absurd ist nun die neueste Erzählung aus dem Hause RWE, der wertvolle Wald müsse noch unbedingt verwüstet werden, um mit seinen Bestandteilen Verwüstungen anderswo zu rekultivieren.“

These von der "Unrettbarkeit" des Hambacher Waldes ist absurd

Der BUND hat die Böschungssysteme des Tagebaus Hambach analysiert und mit den Vorgaben der Bergbehörden abgeglichen. Danach sollen die Böschungen an der Gewinnungsseite für den Restsee sogar steiler geformt werden als heute, ohne die Stabilität zu gefährden. Auch eine Abflachung der Böschungen gegen Tagebauende wäre möglich, ohne weiter Land oder Wald in Anspruch nehmen zu müssen, indem das Restloch von innen angekippt wird. So sieht es auch der Braunkohlenplan des Landes NRW vor. „Wenn jetzt von RWE behauptet wird, dazu seien Millionen von LKW-Fahrten notwendig, so ist das schlichtweg falsch“, so der BUND-Vize Krämerkämper. „Der Braunkohlenplan sieht die Schüttung der späteren Restsee-Böschungen vor. Dazu werden auch heute schon weit überwiegend Förderbänder eingesetzt.“

Würde die jetzige Böschung, während im Tagebau gefördert wird, bereits in einem steileren Winkel gestaltet, würde das wiederum einen räumlichen und zeitlichen Puffer schaffen, der über Jahre hinweg eine weitere Braunkohlenförderung zuließe, ohne dass der Hambacher Wald gerodet werden müsste. Nach den BUND-Analysen ist mit einem solchen Vorgehen  eine Braunkohlenförderung von bis zu 490 Millionen Tonnen möglich. „Das entspricht einem Puffer von mindestens 12 Jahren auf dem Förderniveau von 2017 und sogar fast 20 Jahren auf dem geplanten Förderniveau für 2020“, erklärte Thomas Krämerkämper.

Diese Menge entspricht der nach dem Öko-Instituts-Gutachten im schwächsten untersuchten Klimaschutz-Szenario maximal noch benötigten Braunkohlenförderung. Nach diesem Szenario würden allerdings die Ziele des Paris-Abkommens deutlich verfehlt. Alle anderen maßgeblichen Szenarien erfordern eine deutlich geringere Restfördermenge. „Mit der ohnehin von RWE geplanten und bereits vollzogenen Reduktion der Braunkohlenverstromung und den von der Kohle-Kommission zu erarbeitenden weiteren Maßnahmen entfällt jede Notwendigkeit für weitere Rodungen des Hambacher Waldes“, so das BUND-Fazit.

 

Hinweis: Die Gutachten und weitere Infos finden Sie unter ...hier

 

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