Das Wasser wird auch in NRW knapp: BUND stellt Grundwasserstudie vor

15. Juni 2025 | Braunkohle, Flüsse & Gewässer, Wasser

Insbesondere Braunkohlerevier unter „Grundwasserstress“

NRW-Karte mit Landkreisen unter Grundwasserstress. Grundwasserstress in NRW.

  • NRW-weit in 32 von 54 Kreisen Grundwasser übernutzt
  • Entnahmen von Bergbau, Industrie und Landwirtschaft verschärfen das Problem
  • Wasserentnahmeentgelt für Landwirtschaft einführen

In immer mehr Regionen Deutschlands wird das Grundwasser knapp. Auch in Nordrhein-Westfalen. Das ist das zentrale Ergebnis einer heute veröffentlichten Studie des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Die Untersuchung, die das Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) im Auftrag des BUND durchgeführt hat, zeigt: In NRW wird in 32 Kreisen mehr Grundwasser entnommen, als sich durch Niederschläge neu bilden kann. Besonders betroffen von dem „Grundwasserstress“ ist die Niederrheinische Bucht. Ursache dafür sind die Grundwasserentnahmen zur Trockenlegung der Tagebaue. Jahr für Jahr werden dort etwa 500 Millionen Kubikmeter Grundwasser „gesümpft“ und überwiegend ungenutzt abgeleitet. Diese gigantische Menge entspricht in etwa dem 10-fachen Wasserbrauch der Landeshauptstadt Düsseldorf.

Dirk Jansen, NRW-Geschäftsleiter des BUND: „Unser Grundwasserschatz wird systematisch geplündert. Das Braunkohlenrevier ist dabei noch immer eine „Hot spot“ der Grundwasserverschwendung. Selbst nach Tagebauende wird es noch Jahrhunderte dauern, bis die vorbergbaulichen Grundwasserstände wieder erreicht sind. Dürreperioden und Extremwetterlagen, die eine Folge der Klimakrise sind, verschärfen die Lage weiter.“

Die Studie zeigt auch: In großen Teilen Nordrhein-Westfalens verzeichneten die Grundwassermessstellen in den letzten Jahren neue Tiefststände. Gemittelt über alle Kreise sind 25 Prozent der Messstellen auf einem neuen Tiefststand angelangt. Hierin drücken sich neben möglicher Übernutzung vor allem die Folgen der Klimakrise aus.

Wasserentnahmeentgelt auch für Landwirtschaft
Auch wenn die Landwirtschaft bisher nur einen kleineren Anteil am Gesamtverbrauch hat: In den letzten Trocken- und Dürrejahren ist ihr Bedarf gestiegen. Vor allem im westlichen Teil Nordrhein-Westfalen werden schon heute beträchtliche Mengen an Grundwasser zur Bewässerung genutzt. Der BUND fordert deshalb, Entnahmen zu Bewässerungszwecken entgeltpflichtig zu machen, um eine schonende Nutzung des Grundwassers anzureizen. Derzeit sind Entnahmen von Wasser zum Zwecke der Bewässerung landwirtschaftlich, gärtnerisch und forstwirtschaftlich genutzter Flächen gemäß Wasserentnahmeentgeltgesetz NRW vom „Wassercent“ (5 Cent je Kubikmeter) befreit.

Auch die Grundwassernutzung der Industrie muss stärker reguliert und Wasserrechte sollten restriktiver erteilt werden. Derzeit nutzt die NRW-Industrie zur Gewinnung von Produktions- und Kühlwasser zu mehr als 50 Prozent die Grundwasservorräte. Allein im Regierungsbezirk Düsseldorf summieren sich solche Grundwasserentnahmen auf 117 Millionen Kubikmeter pro Jahr.

Der BUND bemängelt auch die fehlende Transparenz aller Wasserentnahmen in öffentlich zugänglichen Datenbanken. „Wasser ist unsere Lebensgrundlage. Trotzdem wird es verschmutzt und ist knapp. Umweltminister Oliver Krischer ist gefordert, die angekündigte Landeswasserstrategie zügig vorzulegen, um der drohenden Wasserkrise zu begegnen“, so Dirk Jansen abschließend.

Hintergrund: 
Grundwasser ist eine besonders wichtige Ressource. Knapp die Hälfte des NRW-Trinkwassers werden aus ihr gewonnen. Ebenso versorgt das Grundwasser Pflanzen und Böden und speist Bäche und Flüsse. Darüber hinaus ist es selbst ein einzigartiges Ökosystem für Kleinsttiere und Mikroorganismen. Aber auch für wirtschaftliche Zwecke sind wir abhängig vom Grundwasser.

Allerdings sieht sich Deutschland, traditionell als wasserreiches Land angesehen, zunehmend mit Problemen der Wasserverfügbarkeit konfrontiert. Neben Verschmutzungen durch Nitrat, Phosphat, Ewigkeitschemikalien (PFAS) sowie Pflanzenschutz- und Arzneimittel, stellt auch die Verfügbarkeit von Wasser in bestimmten Regionen und zu bestimmten Zeiten eine Herausforderung dar. Diese Entwicklungen führten bereits zu Konsequenzen für die öffentliche und nichtöffentliche Wasserversorgung, für Ökosysteme und Gewässer: Einschränkung der Schiffbarkeit auf dem Rhein, großflächiges Waldsterben, Ernteausfälle. Gleichzeitig kommt es immer wieder zu Starkregen und Überflutungen.

Zusätzlich zu diesen klimatischen Entwicklungen erhöhen auch verändertes Nutzungsverhalten und ökonomische Transformationen den Druck auf die Wasserressourcen in Deutschland. Heiße, trockene Sommertage lassen den Wasserbedarf von Privathaushalten, Kühlungs- und Bewässerungsanlagen sprunghaft ansteigen. Im Hitzesommer 2023 wurde beispielsweise in über 80 Landkreisen eingeschränkt, wie viel Wasser entnommen werden darf. Außerdem kann die Ansiedelung von wasserintensiven Rechenzentren, Batterie- oder Halbleiterfabriken den gegenwärtigen Wasserbedarf in bestimmten Regionen langfristigen erhöhen. Wenn aber die Ressourcennutzung das natürliche Wasserangebot übersteigt, kommt es zu Wasserstress und in Folge dessen zu negativen Auswirkungen für Mensch und Natur.
 
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