Anlässlich des BUND-Symposiums „Ökologisch nachsteuern nach der Flut“ am heutigen Mittwoch in Remagen fordert der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) den ökologischen Wiederaufbau der Ahr-Region als nachhaltige Modellregion sowie einen konsequenten und wirksamen Klimaschutz. Zudem fordert der Umweltverband eine Anpassung der Wiederbebauung an die ökologischen Notwendigkeiten.
Olaf Bandt, BUND-Vorsitzender: „Wir brauchen möglichst naturnahe Flüsse, die auch in Hochwasserzeiten das Wasser aufnehmen können. Extremer Niederschlag, wie jener, der die Fluten im Sommer auslöste, wird durch den Klimawandel wahrscheinlicher und stärker. Damit solches Extremwetter in Zukunft nicht noch häufiger unsere Lebensgrundlagen und unsere Heimat zerstört, geht für die neue Bundesregierung kein Weg daran vorbei, wirksamen Klimaschutz in das Zentrum ihres Handelns zu rücken.“ Eine Studie der Forschungsinitiative „World Weather Attribution“ vom August dieses Jahres zeigt deutlich auf, dass die extremen Starkregenfälle vom Juli 2021 und die damit verbundenen Hochwasserschäden in Deutschland, Belgien, den Niederlanden und Luxemburg mit sehr großer Wahrscheinlichkeit eine Folge der Klimaerhitzung sind.
Klimaschutz kann jedoch nur ein Baustein sein. Für bereits heute unumkehrbare Folgen der Erderhitzung ist eine zusätzliche Anpassung an den Klimawandel unverzichtbar. „Der ökologische Hochwasserschutz kann einen wesentlichen Beitrag leisten, um Flutkatastrophen wie im Juli abzuschwächen“, so Sabine Yacoub, Landesvorsitzende des BUND Rheinland-Pfalz. „Dabei handelt es sich um ein Mosaik von Maßnahmen. So müssen wir den Flüssen mehr Raum geben, die Flächenversieglung stoppen, den Waldschutz vorantreiben und eine Siedlungspolitik umsetzen, die auf einer neuen Risikobewertung basiert. Beim Wiederaufbau ist es jetzt wichtig, dass Expert*innen herangezogen werden. Es kann nicht sein, dass ohne Rücksprache das Flussbett der Ahr stark verändert wird, wie es gerade im Naturschutzgebiet Langfingtal bei Altenahr passiert. Das schadet nicht nur der Natur, sondern kann auch die Hochwassergefahren erhöhen.“
Auch für Dirk Jansen, Geschäftsleiter des BUND NRW ist klar, dass die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholt werden dürfen. "Spätestens das Juli-Hochwasser sollte allen klargemacht haben, dass es ein „Weiter so“ nicht geben darf. Anstatt die gleichen Fehler zu wiederholen, muss der Wiederaufbau der zerstörten Regionen so erfolgen, dass die Folgen zukünftiger unabwendbarer Starkregen- und Hochwasserereignisse beherrschbar werden. Klimaschutz und Klimaanpassung müssen endlich ganz oben auf der Agenda stehen – im Bund, in den Ländern und in den Kommunen." Viel zu oft sei in der Vergangenheit in Überschwemmungsgebieten gebaut worden. Auf potenziellen Überschwemmungsflächen solle deshalb nur mit Ausnahmegenehmigung und Auflagen zum hochwasserangepassten Bauen wieder ein Haus errichtet werden dürfen. Allen Betroffenen müsse ein Angebot gemacht werden, damit sie an anderer Stelle neu siedeln können.
Hintergrund
Weitere Informationen und alle Vorträge auf dem Symposium: www.bund-rlp.de/hochwasser
Vortrag von Dirk Jansen (BUND NRW) auf dem Symposium (PDF); Video-Mitschnitt des Vortrags
BUND-Papier „Dürre und Hochwässer – Zwei Gesichter der Klimakrise. 16 Punkte für eine wirksame politische Antwort“: www.bund.net/extremwetter
Warum Hochwasserkatastrophen Menschenwerk sind: www.bund.net/fluesse-gewaesser/hochwasser