BUND/WeAct-Aktion vor der Microsoft-Konferenzzentrum in Köln. [Foto: Tim Dreyer]
- amerikanischer Tech-Konzern scheut offenen Austausch
- Debatte auch um die Schattenseiten der Rechenzentren überfällig
- Strukturwandel muss nachhaltig gestaltet werden
Anlässlich der heute in Köln gastierenden Microsoft AI Tour 2025 haben Aktive und Unterstützer*innen des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) eine umweltverträgliche Neuausrichtung der im Rheinischen Revier projektierten Rechenzentren gefordert. Mehr als 79.000 Menschen hatten auf WeAct die Petition des BUND "Stoppt den Flächenfraß im Rheinischen Revier - Microsoft muss umplanen" unterschrieben.
Dirk Jansen, NRW-Geschäftsleiter des BUND: „Der geplante Bau von bis zu vier sogenannten Hyperscalern im Rheinischen Revier wirft viele Fragen zu deren Umweltverträglichkeit auf. Seit Monaten haben wir versucht, mit Microsoft in einen offenen fachlichen Austausch zu kommen. Leider vergebens. Auch die Einladung an die heute hier anwesende Geschäftsführerin von Microsoft Deutschland Agnes Heftberger, die 79.000 Unterschriften in Empfang zu nehmen, wurde nicht angenommen. Für uns ist das ein Zeichen, dass es Microsoft nicht an einem transparenten Austausch gelegen ist. Die Besorgnisse der Zivilgesellschaft werden offenbar nicht ernst genommen.“
Jedes dieser geplanten Rechenzentren hat einen Flächenbedarf von etwa 20 Hektar. Durch den vorzeitigen Ausstieg aus der Braunkohle werden im Rheinischen Revier im großen Stil vorbelastete Standorte frei. Andere, ursprünglich z.B. zur Kraftwerkserweiterung vorgesehene und weitgehend erschlossene Flächen stehen schon jetzt parat. Trotzdem sollen die ersten zwei Rechenzentren in Bedburg und Bergheim auf die „grüne Wiese“ gebaut werden. Wertvolles Ackerland wird dafür planiert. Dabei ist der Freiraumschwund eines unserer größten ökologischen Probleme. „Das Land und die Kommunen buhlen geradezu um die Ansiedlung von Microsoft. Angesichts der versprochenen Milliarden-Investition zählen dann landesplanerische Vorgaben wie das 5-Hektar-Ziel zum Stopp des Flächenfraßes nicht mehr. Anstatt den Versprechungen von Microsoft blind zu folgen, sollte endlich eine ehrliche Debatte auch um die Schattenseiten der Rechenzentren geführt werden“, sagte BUND-Geschäftsleiter Jansen. Ungeklärt seien auch die Fragen der Kühlwasser- und Ökostromversorgung der Rechenzentren sowie der Abwärmenutzung im Zusammenhang mit der kommunalen Wärmeplanung.
Der BUND fordert deshalb die Kommunen und das Land NRW auf, innezuhalten und die Microsoft-Planungen kritisch zu reflektieren. „Microsoft ist dabei aber nur ein – wenn auch herausragendes – Beispiel dafür, was beim Strukturwandel im Rheinischen Revier falsch läuft. Die Region wurde durch 150 Jahre Braunkohlengewinnung und -nutzung ökologisch verwüstet. Doch anstatt jetzt die sozial-ökologische Transformation einzuleiten und die wirtschaftliche Entwicklung an den UN-Nachhaltigkeitszielen auszurichten, wird eine Politik des Weiter-so-wie-bisher verfolgt“, so Jansen.
Im neuen Regionalplan für das Rheinische Revier sind neue Gewerbe- und Industriegebiete auf 4.000 Hektar Fläche geplant. Der Großteil davon entfällt auf Agrarland, ohne dass ein tatsächlicher Bedarf nachgewiesen ist. Damit wird der Flächenfraß forciert, anstatt das Flächenrecycling und flächensparendes Bauen ernsthaft anzugehen. Durch weitere Versiegelungen unbebauter Fläche wird zudem die Anpassung an den Klimawandel erschwert. „Das ist das Gegenteil von Zukunftsfähigkeit“, so das BUND-Fazit.