Braunkohlenkraftwerke im Rheinland

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Die Kohle ist weiterhin der wichtigste Energieträger des Landes NRW und konnte ihre Bedeutung für die nordrhein-westfälische Stromerzeugung weiter erhöhen: Mit 68.071 Gigawattstunden hatte Kohle von Januar bis November 2022 einem Anteil von 82,4 Prozent an der Bruttostromerzeugung. Im entsprechenden Vorjahreszeitraum hatte der Anteil bei 77,1 Prozent; im Zeitraum von Januar bis November 2020 bei 67,4 Prozent gelegen.

Nordrhein-Westfalen ist dabei vor allem nach wie vor Braunkohleland: 59,4 % der Bruttostromerzeugung entfielen 2022 ausgerechnet auf diesen besonders klimaschädlichen und ineffizienten Energieträger. Die installierte Leistung der rheinischen Braunkohlenkraftwerke lag Ende 2022 bei  7 Gigawatt. Die Kraftwerke im Rheinland werden alle von RWE betrieben.

Kraftwerk Frimmersdorf

Das Kraftwerk Frimmersdorf. © D. Jansen

1953 wurde mit dem Bau des Kraftwerkes Frimmersdorf begonnen. Zwischen 1955 und 1970 wurden in kurzen Abständen zwei 100-, zwölf 150- und zwei 300-Megawatt-Kraftwerksblöcke fertiggestellt.

Mit der Inbetriebnahme der zwei BoA-Blöcke in Neurath 2012 wurden alle 150 MW-Blöcke abgeschaltet. Übrig blieben zunächst zwei Kraftwerksblöcke mit einer elektrischen Brutto-Gesamtleistung von zusammen 635 Megawatt. Diese Blöcke P und Q wurden 1966 bzw. 1970 in Betrieb genommen. Die Kohleversorgung erfolgte aus dem Tagebau Garzweiler. Neben Kohle wurde in Frimmersdorf auch Papierschlamm verbrannt; das Kraftwerk war also auch eine Müllverbrennungsanlage.

Der jährliche Ausstoß von Kohlendioxid lag zuletzt bei 4,3 Millionen Tonnen (2016). Mit spezifischen CO2-Emissionen von 1.188 g/kWh gehörte das Kraftwerk zu den ineffizientesten der Republik. Am 1. Oktober 2017 wurden die beiden letzten Blöcke in die so genannte Sicherheitsbereitschaft überführt und abgeschaltet. Am 30. September 2021 endete die Ära der Braunkohlenverstromung in Frimmersdorf: Mit den Blöcken P und Q wurde das Kraftwerk endgültig stillgelegt.

Kraftwerk Neurath

Neurath ist der Klimakiller Nr. 1. © D. Jansen

Auch das Kraftwerk Neurath ist ein Relikt aus der energietechnischen Steinzeit: Der erste Kraftwerksblock ging dort 1972 ans Netz. Bis 1976 wurden insgesamt drei 300-Megawatt-Blöcke und zwei 600-Megawatt-Blöcke in Betrieb genommen. 2012 erfolgte dann die Inbetriebnahme der zwei Braunkohlekraftwerksblöcke mit optimierter Anlagentechnik (BoA). Dagegen hatte der BUND jahrelang gekämpft (...mehr).

Das Kraftwerk nutzt die Braunkohle aus dem Tagebau Garzweiler und des Tagebaus Hambach. Der Anteil der Hambach-Kohle liegt laut RWE bei 56 Prozent (2017). 2019 wurde der Block Neurath C (300 MW) in die so genannte Sicherheitsbereitschaft überführt; zum 30.09.2023 wird er endgültig stillgelegt. Laut Kohleverstromungsbeendigungsgesetz (KVBG) sollten bis Ende 2022 weitere Stilllegungen erfolgen : Neurath B (31.12.2021), Neurath A (1.4.2022), Neurath D (31.12.2022). Zum 31.12.2038 sollen danach dann die verbliebenen BoA-Blöcke abgeschaltet werden.

Mit der Vereinbarung zum Kohleausstieg 2030 wird die Stilllegung der letzten Neurath-Blöcke auf den 31.03.2030 vorgezogen (mit Verlängerungsoption bis 2033).

Das Kraftwerk stößt jährlich (2021) 22,1 Millionen Tonnen Kohlendioxid aus und ist damit Deutschlands Klimakiller Nummer 1. Nur das Kraftwerk Belchatow in Polen stößt europaweit mehr CO2 aus.

Kraftwerkstyp: Braunkohlengroßkraftwerk mit ursprünglich 7 Blöcken, davon derzeit noch 5 aktiv

Einsatzbereich: Grundlast

Errichtung: 1972-2012

Leistung: 3.622 MW

Anzahl der Blöcke: C (300 MW), D und E (je 600 MW), F und G (BoA, je 1.100 MW)

CO2-Emissionen: 22,1 Mio. t/a (2021)

Kraftwerk Niederaußem

Das Braunkohlenkraftwerk Niederaußem. © D. Jansen

Das Kraftwerk Niederaußem wurde in den sechziger Jahren zunächst mit einer Gesamtleistung von 900 Megawatt (MW) als Kraftwerk Fortuna IV geplant; und zwar in Anlehnung an die inzwischen stillgelegten Kraftwerke Fortuna I, II und III, die von 1912 bis 1988 Strom erzeugten. Der Name wurde später  in "Kraftwerk Niederaußem" geändert.  

Die erste Stromerzeugung erfolgte 1963 mit der Inbetriebnahme der 150-MW-Blöcke A und B. In den folgenden Jahren wurde das Kraftwerk auf eine Leistung von 2.700 MW mit insgesamt acht Blockanlagen ausgebaut. Diese Leistung hat sich durch wirkungsgradverbessernde Maßnahmen an den Turbinen (Retrofit) seit 1994 auf 2.840 MW erhöht. 2003 kam der 950 MW BoA-Block hinzu. Nach der  Ertüchtigung der Blöcke G und H wurde die Feuerungswärmeleistung des Kraftwerks in Summe auf 10.613 MWth erhöht. Befeuert wird es mit Kohle aus dem Tagebau Hambach sowie dem Tagebau Garzweiler. Letzterer kam 2017 lt. RWE auf einen Kohleanteil von 63 Prozent.

Im Zuge der Inbetriebnahme des Braunkohlenkraftwerks Neurath (BoA 2 und 3) wurden Ende 2012 die Uralt-Blöcke A und B abgeschaltet.

Am Standort Niederaußem war zudem der Neubau von zwei weiteren 550-Megawatt-BoAplus-Blöcken geplant. Am 7.10.2011 reichte RWE Power dazu bei der Bezirksregierung Köln einen Antrag auf Änderung des Regionalplans ein. Dieser wurde 2013 vom Regionalrat beschlossen. Auf Anregung der RWE Power AG hat der Rat der Stadt Bergheim am 24.11.2014 zudem einen Bebauungsplans für ein neues Braunkohlenkraftwerk (BoAplus) beschlossen. Dagegen wurde eine Normenkontrollklage eingereicht; der B-Plan wurde aufgehoben. RWE verkündete die Aufgabe des Projektes.

Gemäß KVBG wurden zwei 300 MW-Blöcke (D und C)  zum 31.12.2020 bzw. 31.12.2021stillgelegt.  Die übrigen drei 600 MW-Blöcke sollten zum 31.12.2029, zum 31.12.2033 sowie zum 31.12.2038 stillgelegt werden. Durch den vorgezogenen Kohleausstieg wurde die Abschaltplanung angepasst. Die Blöcke G und H sollen zum 31.12.2029, der BoA-Block K zum 31.03.2030 (mit Verlängerungsoption 2033) den Betrieb einstellen.

2018 wurden zwei der 300 MW-Blöcke (E und F) in die so genannte Sicherheitsbereitschaft überführt; sie sollten zum 30.09.2022 endgültig stillgelegt werden. Aufgrund einer Verordnung im Rahmen des Ersatzkraftwerkebereithaltungsgesetzes wurde deren Weiterbetrieb zunächst befristet bis zum 30. Juni 2023 beschlossen.

Das Kraftwerk ist mit jährlichen Emissionen von etwa 16,1 Millionen Tonnen (2021) Kohlendioxid einer der größten Emittenten Europas.

 

Kraftwerkstyp:         Braunkohlenkraftwerk mit 5 Blöcken

Einsatzbereich:         Grundlast

Inbetriebnahmen:     1965-2003

Leistung (brutto):    2.195 MW

Anzahl der Blöcke: 2 Blöcke E & F (300 MW), 2 Blöcke G & H (600 MW), 1 Block K (1.000 MW)

CO2-Ausstoß:           16,1 Mio. /a (2021)

Kraftwerk Weisweiler

RWE-Kraftwerk Weisweiler. © D. Schubert

Der Kraftwerksstandort Weisweiler blickt auf eine lange Geschichte zurück: 1913 wurde erstmals der Bau eines Braunkohlenkraftwerkes am Standort Weisweiler beschlossen. Von 1914 bis zur Stilllegung im Jahr 1975 wurde hier Strom erzeugt.

Die erste Stromerzeugung des heutigen Kraftwerkes Weisweiler erfolgte 1955. Bis 1975 wurden acht Blockanlagen in Betrieb genommen. 2006/2007 hat die RWE Power AG zwei Vorschaltgasturbinen an den 600 Megawatt (MW)-Blöcken G und H im Kraftwerk Weisweiler in den kommerziellen Betrieb gestellt. Sie verfügen über eine Nettoleistung von 190 Megawatt und sind den Braunkohlenblöcken vorgeschaltet.

Die Versorgung des Kraftwerks mit Kohle erfolgt aus dem Tagebau Inden.

Das Kraftwerk Weisweiler stößt jährlich (2021) 14,5 Millionen Tonnen Kohlendioxid aus und liegt damit bundesweit auf Platz 5 der größten Klimakiller. Die Blöcke E, F und G kommen auf spezifische CO2-Emissionen von 1.188 g/kWh; der jüngste Block H liegt mit 1.092 g/kWh geringfügig besser. Gemäß KVBG wurde ein 321-MW Block (E) zum 31.12.2021 abgeschaltet, ein weiterer (F) folgt zum 1.1.2025. Die 600 MW-Blöcke sollen dann zum 1.4.2028 (G oder H) und zum 1.4.2029 (H oder G) folgen. Dann endet auch der Braunkohlenabbau im Tagebau Inden.

 

Kraftwerkstyp: Braunkohlengroßkraftwerk mit sechs Blöcken und zwei Vorschaltgasturbinenanlagen (VGT)

Einsatzbereich: Grundlast (Braunkohlenblöcke), sowie Mittel- und Spitzenlast (VGT)

Inbetriebnahmen: 1955-1975 (Braunkohlenblöcke); 2006-2007 (VGT

Leistung: 1.643 MW el. (netto)

Anzahl der Blöcke: 1 Block F (300 MW), 2 Blöcke G, H (600 MW), 2 VGT (270 MW)

CO2-Emissionen: 14,5 Mio. t/a (2021)

IGCC-Kraftwerk Hürth

Bis 2011 plante die RWE Power AG am Standort Hürth die Errichtung eines so genannten "CO2-freien“ Kraftwerks. Dagegen hatte der BUND vehement protestiert (... mehr) und schließlich durch die Veröffentlichung einer geheim gehaltene Karte des geplanten Verlaufs einer CO2-Pipeline zum Stopp des Projektes beigetragen

Ende 2011 stellte RWE die Planungen für das IGCC-CCS-Projekt in Hürth ein. Generelle Voraussetzung für die Realisierung des IGCC-CCS-Projektes sei eine adäquate rechtliche Grundlage sowie die Schaffung von Akzeptanz für die CCS-Technik durch die Politik. Ohne diesen Rahmen könne die Aufsuchung geeigneter Speicherstätten nicht stattfinden. Das vom Bundeskabinett im April 2011 verabschiedete Kohlendioxid-Speichergesetz, so RWE, "verschärft leider die bestehende CCS-Richtlinie der EU deutlich. Die im Gesetz vorgesehene Verlagerung der Entscheidung über CO2-Speicherung vom Bund hin zu den Bundesländern ("Länder-Veto-Klausel") läßt eine CO2-Speicherung für RWE in Deutschland unmöglich erscheinen." Ohne CO2-Speicher könne die Trasse für die Pipeline nicht geplant werden. Ohne Pipeline und Speicher sei wiederum der Bau eines auf CCS ausgelegten Kraftwerks nicht vertretbar und nicht sinnvoll. RWE müsse daher die ersten Schritte zur konkreten Umsetzung des IGCC-Projektes in Hürth aussetzen und habe deshalb bis auf Weiteres die Fortführung des Kraftwerksprojektes eingestellt.

CO2-Emissionen der RWE-Großkraftwerke

Kraftwerksemissionen RWE

BUND gegen BoA-Neurath

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