BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen

So unterscheiden sich Wild- und Hauskatze

Haus- oder Wildkatze? Unsere Tabelle gibt Auskunft!

Wildkatze  (BUND Projekt "Wildkatzensprung/Thomas Stephan)
Hauskatze

Der Wildkatzenbestand in Deutschland wird zurzeit auf etwa 5.000-8.000 Individuen geschätzt. Demgegenüber stehen über 16,7 Millionen Haus-, Hof- und Feldkatzen. Doch nicht nur zahlenmäßig bestehen hier Unterschiede: Unsere Hauskatzen stammen nicht, wie man vielleicht zunächst vermuten mag, von der Europäischen Wildkatze ab, sondern von einer nahen Verwandten, der Nubischen Falbkatze. Sowohl Aussehen als auch Verhalten der Hauskatze hat sich während der Domestikation durch das jahrhundertelange Zusammenleben mit dem Menschen verändert.

Eine dieser Veränderungen gilt als eines der bislang sichersten morphologischen Unterscheidungskriterien zwischen Wildkatze und Hauskatze: Wildkatzen haben ein größeres Schädelvolumen und als reine Fleischfresser einen kürzeren Darm. Alle anderen Körpermerkmale können in ihrer Ausprägung variieren, so dass es schwierig ist, eine Katze im Freiland als Wildkatze zu erkennen. Das Fell junger Wildkatzen ist in den ersten Lebensmonaten noch deutlich getigert und erhöht so zusätzlich die Verwechslungsgefahr mit Hauskatzen. Insgesamt wirkt die Wildkatze wegen ihres dichteren dicken Fells kräftiger und größer als unsere Hauskatzen. Typische Merkmale der Wildkatze sind auch der breite wuchtige Kopf, der dicke Schwanz mit schwarzen Ringen und schwarzem stumpfem Ende, die fleischfarbene Nase und die verwaschen getigerte Zeichnung auf grau-beigem Grund. Auch im Verhalten unterscheiden sich Wildkatze und Hauskatze vor allem in Obhut eines Menschen erheblich voneinander. 

Merkmal Wildkatze Hauskatze
Fellfarbe grau mit kremgelbem bis ockerfarbigem Ton, weißer Kehlfleck glänzend, große Variabilität
Fellmuster deutlich abgeschwächte, verwischte Zeichnung meist kräftig durchgezeichnet
Körperbau plumper wirkend, da langhaarig, Läufe dick schlanker wirkend, da kurzhaarig, Läufe dünner
Kopfform wuchtig, breite Schnauzenform zarte, schlanke Schnauzenregion
Schnurr- und Tasthaare weiß, kräftig ausgebildet schwächer ausgebildet, zuweilen hornfarbig
Nasenspiegel hell fleischfarben meist dunkler
Ohr klein wirkend, da längeres Kopfhaar groß wirkend, da kürzeres Kopfhaar
Schwanz stumpfendig, stark buschig, über 50 Prozent der Körperlänge kurzhaarig, spitzendig, bis 50 Prozent der Körperlänge
Schwanzmusterung deutlich dunkel abgesetzte Ringe in der hinteren Hälfte helle Felder, silbergrau gefärbt, meist nicht so scharf abgesetzt
Krallen hell hornfarbig hell oder dunkelhornfarbig
Hinterfüße schwarze Sohlenfleckung, sehr variabel schwarze Sohlenzeichnung meist bis zur Ferse
Foto: Maik Elbers, Anholter Schweiz

Die sicherste und eindeutigste Möglichkeit, Wildkatzen von Hauskatzen zu unterscheiden, erfolgt über eine Genanalyse.

Über die „Beziehung“ zwischen Wildkatzen und Hauskatzen ist bislang wenig bekannt. So mag es an der ausgeprägt einzelgängerischen Lebensweise der Wildkatzen liegen, dass diese nicht längst in der um ein vielfaches größeren Hauskatzenpopulation untergegangen sind. In Gefangenschaft sind Kreuzungen zwischen Wild- und Hauskatzen jedenfalls möglich. Die daraus hervorgehenden Mischlinge/Hybride werden als Blendlinge (engl. to blend = vermischen) bezeichnet.

Generell besteht aufgrund der hohen Hauskatzenanzahl und gleichzeitig der Inanspruchnahme der Landschaft seitens des Menschen und seiner (Haus- und Nutz)Tiere eine hohe Wahrscheinlichkeit für einen Kontakt zwischen Haus- und Wildkatze. Gesicherte Erkenntnisse darüber, wie häufig Paarungen auch im Freiland stattfinden, liegen jedoch bis heute nicht vor. Während der Paarungszeit der Wildkatzen im Februar dürfte die Mehrzahl der Hauskatzen sich zumeist in den Wohnungen/Häusern ihrer Besitzer*innen aufhalten. Eine Paarung besonders von jungen Wildkudern auf Reviersuche mit Hauskätzinnen erscheint aber grundsätzlich wahrscheinlicher als die Paarung von Wildkatze und Hauskater, da sich hier der Hauskater als Rivale gegen den wilden „Revierkuder“ behaupten müsste.

Trotz dieser Möglichkeit, dass sich Haus- und Wildkatze verpaaren könnten, scheint der Umstand in Deutschland eher selten vorzukommen. Neue Studien in 2018 haben bewiesen, dass in den Hauptverbreitungsgebieten der Wildkatzen weniger als 4% Wildkatzenhybride zu finden sind. Es gibt auch Hinweise darauf, dass die Anwesenheit von Wildkatzen im Wald dazu führt, dass Hauskatzen nicht in tieferen Waldgebieten vorkommen. In Randbereichen des Wildkatzenvorkommens kann die Anzahl an Blendlingen allerdings höher ausfallen.

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