BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen

Lebensraum und Verbreitung

Ursprünglich kam die Wildkatze in ganz Deutschland vor, heute gibt es hier noch 5.000 bis 8.000 der scheuen Tiere. Sie lebten in strukturreichen Wäldern.

Der Lebensraum der Wildkatze ist strukturreich

Wildkatzen leben bevorzugt in strukturreichen Wäldern. Kleine helle Lichtungen, im Wald verborgene Wiesen und ruhige, heckenreiche Säume am Waldrand sind die Lieblingsplätze der Wildkatzen. Denn dort gibt es besonders viele Mäuse, die Hauptnahrungsquelle der Wildkatzen. Je vielfältiger und strukturreicher der Wald ist, desto tiefer dringen die Wildkatzen in ihn ein. Und umgekehrt: Wo Gebüsche und Hecken ihnen Deckung bieten, wagen sie sich aus dem Wald heraus.

Nach der nächtlichen Jagd suchen Wildkatzen morgens ihre Schlafplätze auf. Häufig umgeben von Brombeeren bieten Reisighaufen, hohle Baumstämme und anderes Totholz am Waldboden geeignete Versteckmöglichkeiten. Am Wegrand gelagerte Holzpolter mit vielen Versteckmöglichkeiten ziehen Wildkatzen nahezu magisch an. Auch während der Jungenaufzucht suchen die Mutterkatzen immer wieder Totholzstrukturen am Boden auf, um ihren Nachwuchs sicher verstecken. Verlässt die Mutter ihre Jungen um zu jagen, sind sie großen Gefahren durch andere Beutegreifer ausgesetzt.

Zwar sind Wildkatzen ausgezeichnete Kletterer, doch nutzen sie diese Fähigkeiten nur bei sehr guten Klettermöglichkeiten, um dann auch oberhalb des Bodens Schlafplätze zu suchen. Stark verästelte Bäume und die Leitern von Jagdkanzeln werden von der Wildkatze gerne genutzt. Unterirdische Dachs- und Fuchsbaue stellen beliebte Plätze für die Tagesruhe dar. Trockene Felsspalten dienen als Schlafplatz und Kinderstube. Auf sonnigen Rodungsflächen mit aufkommender Naturverjüngung finden Wildkatzen gute Versteck- und Jagdbedingungen. Im April und Mai verbringen Wildkatzenjunge hier häufig ihre ersten Lebenswochen.

Ihre Nahrung finden Wildkatzen aber nicht nur im Wald. Auch der Waldrand und Offenlandbereiche mit kleinen Feldgehölzen, Obstbäumen oder Hecken, die schnell erreichbare Verstecke bieten, sind beliebte Jagdgebiete. Hier sind es überwiegend Wühlmäuse, auf die es die Wildkatzen abgesehen haben.

In Deutschland nehmen Wälder gegenwärtig nur noch etwa 30 Prozent der Gesamtfläche ein. Diese Wälder werden zudem meist forstwirtschaftlich genutzt und sind deshalb sehr eintönig in ihrer Struktur. Ursprüngliche Buchenmischwälder finden sich kaum noch. Das führt dazu, dass für Wildkatzen immer weniger geeignete Lebensräume vorhanden sind und sie heute an vielen Orten ihrer ursprünglichen Verbreitung verschwunden sind.

Für Wildkatzen sind folgende Faktoren/ Habitatelemente besonders wichtig:

  • Baumhöhlen, Baumstubben / Wurzelteller, Holzpolter, Dickungen usw. werden zur Geheckanlage präferiert.
  • Nahrungs- und deckungsreiche Waldstrukturen allgemein, wie strukturreiche Laubmischwälder mit Lichtungen sowie hohem Grenzlinienanteil, Windwürfe und Sukzessionsflächen (dort ist die Dichte der Beutetiere hoch).
  • Nahrungs- und deckungsreiche Offenlandbereiche: Wiesen, Bachläufe. Auch intensiv bewirtschaftete Wiesen vor allem in Waldnähe (hohe Beutetierdichte); Nahrungshabitate können im Offenland mehrere Kilometer entfernt von geschlossenen Waldgebieten liegen, unter Umständen auch relativ siedlungsnah.
  • Landwirtschaftliche Nutzflächen (Wiesen) / Offenlandflächen / Bachbegleitvegetationen können wegen guten Beutetierangebots einen guten, strukturreichen Wildkatzenlebensraum darstellen.
  • Von ruhenden Wildkatzen werden undurchdringliche Dickungen bevorzugt.

Die Verbreitung der Wildkatze in Nordrhein-Westfalen

Wildkatzenvorkommen in NRW, Stand 2017.

Das wichtigste Wildkatzengebiet in Nordrhein-Westfalen ist die Eifel mit geschätzten 200 bis 300 Tieren. Während sie in den anderen Landesteilen von NRW vor etwa 100 Jahren als ausgerottet galt, konnte sie in der Eifel überleben. Dort bildeten sich dann auch wieder größere Quellpopulationen, um den Rest Nordrhein-Westfalens neu zu besiedeln. Zudem kehrte die Wildkatze aus Niedersachsen, Hessen und Rheinland-Pfalz nach und nach in einige Waldgebiete von Nordrhein-Westfalen zurück.

Aktuell gibt es weitere größere Wildkatzenpopulationen im:

  • Eggegebirge und dem östlich angrenzenden Bereich zur Weser
  • Arnsberger Wald, Briloner Wald
  • Rothaargebirge
  • Kottenforst/Ville (Hier erfolgte der Nachweis Ende 2012 vom BUND)

Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Einzelnachweisen aus dem Sauerland, dem Siebengebirge, dem Lohmarer Wald und der Leuscheid.

Eine Zusammenfassung der rechtsrheinischen Bestandssituation, Populationsstatus, Wanderwegen und Ausbreitungskorridoren gibt der BUNDhintergrund "Die Wildkatze kehrt zurück". Diese basiert auf einer Studie zu den rechtsrheinischen Wildkatzenbeständen, die von dem Wildkatzenexperten Manfred Trinzen in 2010 erstellt wurde.

Das Vorkommen in Deutschland

Die Verbreitung der Wildkatze in Deutschland, Stand 2020.

Wildkatzen haben in Deutschland zwei Hauptverbreitungsgebiete: Das sind zum einen die Vorkommen in Eifel, Hunsrück, Pfälzer Wald und Taunus, welche vermutlich untereinander im Austausch stehen und Anschluss an die Vorkommen in Ostfrankreich und Belgien haben. Das Gebiet beherbergt die bedeutendste deutsche Wildkatzenpopulation: im Pfälzerwald etwa 200 bis 600 Tiere, in der Eifel etwa 500 bis 1.000 Tiere, im Hunsrück etwa 500 bis 1.000 Tiere und im rheinland-pfälzischen Teil des Taunus östlich des Rheins etwa 100 bis 200 Tiere.

Das zweite Verbreitungsgebiet umfasst Wälder im Harz, Solling, Kyffhäuser, die übrigen Waldgebiete Nordthüringens und den Hainich. Aus dem unmittelbar südlich angrenzenden Thüringer Wald und der Rhön gibt es bis heute keinen Nachweis einer fest etablierten Population, obwohl die Wälder geeignet wären. In Bayern ist es im Spessart gelungen, Wildkatzen wieder anzusiedeln. Hier mehren sich die Nachweise vom Spessart, über die Haßberge, die Oberpfalz in Richtung Bayerischer Wald. Dem Verbreitungszentrum in Mitteldeutsch­land kommt perspektivisch eine Schlüsselrolle als Bindeglied zwischen den Vorkommen Ost- und Westeuropas zu.

Der BUND hat hierzu einen interaktiven Wildkatzenwegeplan erstellt.

Seit 2011 führt der BUND zudem eine bundesweite Wildkatzen-Gen-Inventur durch, um mehr über die Wildkatzenvorkommen im Land zu erfahren und vor allem, um Daten über den Austausch zwischen den Populationen und den Wanderbewegungen der Tiere zu erhalten.

Wildkatzen in Europa

Außerhalb Deutschlands findet man Wildkatzen auf der iberischen Halbinsel, in Schottland (allerdings ausschließlich Blendlinge), Italien, auf dem Balkan, in Frankreich, Luxemburg, Belgien und in kleinen Teilen der Niederlande. Zwischen diesen Vorkommen findet vermutlich aufgrund der großräumigen Isolation der Gebiete kein nennenswerter Austausch mehr statt.

In Osteuropa sind zwar zurzeit noch mehr Wildkatzen als in West- und Mitteleuropa zu finden. Durch (teilweise illegale) Jagd und mangelndes Schutzmanagement nimmt die Zahl jedoch schneller ab als in anderen Gebieten. 

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