BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen

Landespolitik torpediert Artenvielfalt – Insektenschutz benötigt politischen Kurswechsel

03. Juni 2019 | Landwirtschaft, Lebensräume, Tiere und Pflanzen, Naturschutz, Landwirtschaft

BUND-Aktion zur Insektenschutztagung der Landesregierung

BUND-Aktive demonstrierten gegen die Naturschutzpolitik der Landesregierung. [Foto: Dirk Jansen]

Der NRW-Landesverband des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) ruft die Landesregierung zu einem klaren Kurswechsel in vielen Politikfeldern auf, um dem massiven Artenschwund bei Tieren und Pflanzen wirksam zu begegnen. „Ob Flächen­verbrauch und Landesplanung, Landwirtschaft, Nationalpark Senne oder Pestizide: Die Landes­regie­rung muss endlich das Ruder umlegen und alle ihre Beschlüsse konsequent darauf ausrichten, den Artenschwund stoppen und ihn nicht gar noch weiter zu befördern“, so Holger Sticht, Landes­vorsitzender des BUND NRW. „Ob Beschlüsse in NRW oder ihr Agieren auf Bundesebene: Die prakti­sche Politik der Landesregierung steht bislang vielfach für das genaue Gegenteil von dem, was der Titel ‚Insekten schützen – Artenvielfalt bewahren‘ des von ihr heute ausgerichteten Kon­gresses als Ziel vorgibt.“ Aktive aus BUND und BUNDjugend demonstrierten deshalb vor den Türen des Kongres­ses mit einer Insektenmahnwache.

Eine zentrale Bedeutung misst der BUND dem ungebremsten Flächenverbrauch zu. Tag für Tag gehen in NRW rund 10 Hektar Fläche durch neue Wohn- und Gewerbegebiete, Straßenbau, Tage­baue, Aus­kiesungen und andere Abgrabungen unwiederbringlich verloren und werden natürliche Lebensräume und Landschaften zerschnitten. Die Landesregierung setzt auf eine ‚Entfesselung‘ der NRW-Wirtschaft, in deren Folge weitere Lebensräume zerstört und der Artenschwund forciert wird. Ihr Beschluss zum Landesentwicklungsplan im Februar 2019 sieht vor, das bisherige Ziel, den Flächen­verbrauch zumindest auf 5 Hektar zu begrenzen, aufzugeben. „Sehenden Auges werden hier weitere Zerstörungen wie selbstverständlich eingeplant - wohin dieses in 10-20 Jahren in NRW führen würde, mag sich niemand vorstellen“ so Sticht. Der BUND fordert einen Stopp dieser ‚verfehlten Landesplanung‘. Auch der Beschluss, keinen zweiten Nationalparks auf dem heutigen Truppen­übungsplatz Senne und damit eines der artenreichsten Naturgebiete in NRW mehr anzu­streben, stehe „in krassem Widerspruch“ zu einem glaubwürdigen Bemühen um Erhalt von Wildnis und Arten­vielfalt.

Eine Neuausrichtung benötigt auch die Agrarpolitik des Landes. „Ohne einen schnellen und voll­stän­digen Ausstieg aus Glyphosat, aus bienengefährlichen Neonicotinoiden und eine verbindliche Redu­zierung des Pestizideinsatzes in der Landwirtschaft insgesamt wird es nicht gelingen, den Arten­schwund in der Agrarlandschaft zu stoppen“, sagt Ralf Bilke, Agrarreferent des BUND NRW. Biotopverbund, Blühstreifen und andere im Sinne des Artenschutzes positive Maßnahmen würden in ihrer Wirkung konterkariert, wenn zugleich der Spritzmitteleinsatz weiterginge wie bisher. Die Politik von Umweltministerin Ursula Heinen-Esser lasse hier bisher keinerlei positive Ansätze erkennen. „Statt beherzt für einen Ausstieg aus Glyphosat  und das seit langem angekündigte ‚Aktions­programm Insektenschutz‘ zu streiten und in NRW selbst aktiv voranzugehen, sehen wir einen Mix aus Nichtstun, Abwarten auf Beschlüsse der sich selbst blockierenden Bundesregierung und ein Abstellen auf freiwillige Maßnahmen. „So kommt der Insektenschutz nicht in Fahrt“, sagt Bilke. Schon heute könne die Landesregierung beschließen, alle landeseigenen Landwirtschafts­flächen konsequent gemäß den Regeln des Ökologischen Landbaus zu bewirtschaften. „Die Zeit von Ankündi­gungen muss vorbei sein. Wir messen die Landesregierung an ihrem konkreten Tun.“

BUND-Hintergrundpapier "Landesregierung torpediert Artenvielfalt"

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