BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen

Am 28. Juli ist Erdüberlastungstag: Landesregierung muss Ressourcenverbrauch stoppen

26. Juli 2022 | Braunkohle, Freiraumschutz, Nachhaltigkeit

Kiesgruben fressen sich immer weiter in unsere Landschaft. [Foto: Dirk Jansen]

Schon Ende Juli hat die Menschheit alle natürlichen Ressourcen verbraucht, die der Planet innerhalb dieses Jahr erzeugen und regenerieren kann. Für den Rest des Jahres leben wir auf Pump. Auch Nordrhein-Westfalen trägt einen erheblichen Teil dazu bei. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) fordert deshalb: Unsere Lebens- und Wirtschaftsweise muss sich grundsätzlich ändern. Holger Sticht, Landesvorsitzender des BUND: „Rekordtemperaturen, sterbende Forste, ein Wechsel von Hoch- und Niedrigwasser,  Dürre und ungebremster Artenschwund: Auch in NRW leuchten alle Warnlampen auf Rot. Dennoch ist ein konsequentes Umsteuern noch nicht in Sicht. Hier muss die Landesregierung liefern. Insbesondere der Verbrauch der heimischen Rohstoffe muss drastisch zurückgefahren und stärker reguliert werden.“

Würden weltweit alle Menschen so leben wie in Deutschland, bräuchte es drei Erden, um den Ressourcenbedarf zu decken, wie das „Global Footprint Network“ berechnet. Mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine zeigt sich noch eindringlicher, wie abhängig unser Lebensstil vom Ressourcenverbrauch ist. „Allein für Siedlungs- und Verkehrsflächen gehen im 10-jährigen Mittel täglich 10 Hektar wertvollen Bodens verloren. Dazu kommen großflächige Abgrabungen zur Kies-, Sand- oder Kalkgewinnung und gigantische Braunkohlentagebaulöcher. Ziel muss daher sein, diesen Ressourcenverbrauch massiv zu senken und generationengerechter zu verteilen“, so Sticht.

Aus Sicht des BUND muss die schwarz-grüne Landesregierung dringend eine Rohstoffversorgungsstrategie vorlegen. Dazu müsse der Abbau nicht-energetischer Rohstoffe stärker reglementiert werden. Die im Koalitionsvertrag vereinbarte Rohstoffabgabe sei ein wichtiges Signal, reiche aber allein nicht aus. Der BUND fordert darüber hinaus die Wiedereinführung einer wirksamen regionalplanerischen Steuerung von Abgrabungen, die Verkürzung der definierten Versorgungszeiträume und die Ausweisung von Tabuzonen zum Schutz von Natur, Landschaft und Mensch. Als „im höchsten Maße kontraproduktiv zum Schutz des Freiraums“ kritisiert der BUND dabei die im Koalitionsvertrag vereinbarte Schwächung des naturschutzrechtlichen Ausgleichs bei Eingriffen. Ein Ausgleich durch Geldzahlungen oder Ökopunkte anstelle eines echten funktionalen Flächenausgleichs an Ort und Stelle leiste dem Flächenfraß weiter Vorschub.

Deutlich kritisiert der BUND auch die fehlende Klarheit beim Braunkohlenabbau. „Seit 1950 sind im Rheinland fast 6,8 Milliarden Tonnen des Klimakillers Braunkohle gefördert und dafür 34.000 Hektar Fläche beansprucht worden“, sagte Dirk Jansen, NRW-Geschäftsleiter des BUND. „Bis heute fehlt eine umfassende ökologische Bilanz dieses einzigartigen Raubbaus an unseren Ressourcen. Um weitere unumkehrbare Schäden zu vermeiden, dürfen keine bergrechtlichen Zulassungen mehr erteilt werden, die eine Vergrößerung der Abbauflächen bedeuten. Das heißt auch, dass Lützerath bleiben muss.“ Im Braunkohlentagebau Garzweiler sind nach Angaben des BUND noch etwa 200 Millionen Tonnen Braunkohle förderbar, ohne dass dafür der Ort Lützerath zerstört werden müsste. Dies gelte auch für den Fall, dass die drei aus der Sicherheitsbereitschaft in den temporären Wiederbetrieb überführten Braunkohlenkraftwerke ab Oktober mit zusätzlichem Brennstoff versorgt werden müssten. „Dabei sind diese 200 Millionen Tonnen Braunkohle schon ein Vielfaches dessen, was klimaverträglich ist. NRW muss endlich die rote Laterne beim Ausstoß von Treibhausgasen abgeben“, so Jansen.

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