BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen

Startschuss zur Nachrüstung von gläsernen Wartehäuschen

22. September 2017 | Naturschutz, Tiere und Pflanzen, Vogelschlag

BUNDSpechte unterwegs für den Vogelschutz in Jüchen

Mit einem gläsernen Wartehäuschen in Jüchen kollidierte heimische Singvögel (Amsel, Spatz, Eisvogel und Grünspecht). Mit einem gläsernen Wartehäuschen in Jüchen kollidierte heimische Singvögel (Amsel, Spatz, Eisvogel und Grünspecht).  (Judith Förster)

Bei herrlichem Sonnenschein flogen bunte Vögel in menschlicher Gestalt um die Bushaltestellen am Schulzentrum in Jüchen. Es waren die BUNDSpechte, die das Thema "Vermeidung von Vogeltod an Glasscheiben" am Aktiontag anschaulich darstellten. Anlass war die Präsentation der ersten vogelsicher verglasten Bushaltestelle in Jüchen, die durch das Engagement des BUND Jüchen jetzt vogelsicher ausgestattet wurde und der Öffentlichkeit vorgestellt werden konnte.

Amsel, Grünspecht, Spatz, Eisvogel und Rotkehlchen "flogen" gegen die noch ungesicherten, unsichtbaren Glasscheiben der großen Bushaltestellen, prallten ab, blieben verletzt und sterbend liegen, weil klares Glas von Tieren nicht als Hindernis wahrgenommen wird. Dagegen umflatterten die als Vogel verkleideten BUNDSpechte die Bushaltestelle, die ganz frisch mit den vogelsicheren Mustern versehenen wurde. Dass dieses Glas ein Hindernis ist, konnten die Vögel wegen der aufgeklebten Muster gut erkennen und überlebten. Mit dieser dramatischen Vorführung wollten die BUNDSpechte die Gefahr für Vögel darstellen, die von Glasscheiben ausgehen.

Das Bauen mit Glas liegt im Trend. Dadurch sind immer mehr Vögel bedroht, durch Kollision mit den für sie unsichtbaren Scheiben zu sterben. Besonders groß ist die Gefahr bei Glasflächen mit freier Durchsicht auf die dahinterliegende Landschaft. Vögel können Glas nicht sehen und steuern so ein Ziel hinter der Glasscheibe an oder auch ein im Glas gespiegeltes Objekt, wie z.B. einen Baum. Bei einer Kollision mit der Glasscheibe sterben Vögel entweder direkt aufgrund ihrer hohen Geschwindigkeit, oder sie verenden später an ihren inneren Verletzungen. Geschätzt sind es 18 Millionen Vogeltote pro Jahr in Deutschland, die an Glasscheiben sterben.

Für das Projekt des BUND NRW "Vermeidung von Vogelschlag an Glas", in dessen Rahmen die Aktion stattfand war Dr. Judith Förster nach Jüchen gekommen. Sie hob hervor, dass Jüchen landesweit als erste Gemeinde die Anforderungen an den Naturschutz mit der vogelsicheren Ausgestaltung aller Bushaltestellen im Rahmen des Projektes umgesetzt hätte und dankte Oswald Duda als allgemeinen Vertreter des Bürgermeisters dafür. Dieser lobte das Engagement des BUND Jüchen und der Jugendgruppe "BUNDspechte", die die Aktion mit viel Spaß umsetzten. Bei Natur- oder Umweltproblemen wäre die Gemeinde stets bereit, das Fachwissen des BUND und die angebotenen Lösungsvorschläge bei Entscheidungen der Gemeinde einfließen zu lassen. Dr. Luzie Fehrenbacher, Leiterin des BUND Jüchen und der BUNDSpechte, bot dazu gerne weiterhin ihre Mitarbeit an.

Im Dezember 2016 wurde im Umwelt- und Verkehrsausschuss der Gemeinde Jüchen die einheitliche Gestaltung aller Bushaltestellen in Jüchen beschlossen. Der BUND Jüchen stellte den Antrag, die neu geplanten, verglasten Bushaltestellen auch vogelsicher zu gestalten. In der Planung und Ausführung von Bauwerken müssen nämlich für den gesetzlich vorgeschriebenen Artenschutz immer auch die Auswirkungen auf die Tiere berücksichtigt werden.

Nach der Entscheidung, die vogelsichere Ausstattung zu berücksichtigen, blieb nur noch die Frage, wie diese aussehen sollte. Dabei sind einzelne Greifvogelsilhouetten, die aus guter Absicht oft an Glasscheiben geklebt werden, unwirksam, ebenso wie UV Markierungen, die nicht ausreichend wirksam sind. Das Ziel hinter der Glasfläche muss entweder unattraktiv zum Durchfliegen sein, oder das Glas so als Hindernis wahrgenommen werden, dass ein Vogel die Fläche zwischen erkennbaren Mustern als zu klein zum Durchfliegen einschätzt. Zur Beurteilung, ab wann eine Glasfläche für Vögel gefährlich werden kann, empfehlen die BUNDSpechte mit einem verteilten Flyer die Handteller-Regel: alle Flächen, die größer als eine Handfläche sind (= 10 cm), könnten Vögel schon für eine Durchflugmöglichkeit halten.

Mit zahlreichen Flugtunnelversuchen hat die österreichische Biologische Station Hohenau-Ringelsdorf  verschiedenste Muster auf ihre Wirksamkeit geprüft und einen Katalog erstellt.

Damit die Entscheidung in Jüchen für eins dieser vogelsicheren Muster leichter gefällt werden kann, wollte der BUND Jüchen die Wirkung der Muster in Originalgröße anschaulich machen. Dafür hat die Umweltgruppe Sponsoren gefunden, die eine Musterbeklebung ermöglichten. 3M Neuss stellte freundlicherweise die Folien zur Verfügung, die Werbetechnik "Creativ Connection" aus Neuss bedruckte freundlicherweise die Folien und brachte sie auch auf die Glasscheiben auf. 

So sind seit Freitag an der ersten Bushaltestelle drei verschiedene, hochwirksame, vogelfreundliche Muster aufgebracht. Sobald die Gemeinde Jüchen sich für eins der Muster entschieden hat, werden auch die beiden anderen Bushaltestellen am Schulzentrum vom BUND Jüchen vogelsicher ausgestattet. Gerne werden dazu auch Bewertungen der Jüchener entgegen genommen.

Mit der geplanten, vogelsicheren Ausstattung aller Bushaltestellen konnte der BUND Jüchen die Gemeinde einen wichtigen Schritt zu mehr Vogelsicherheit an Glasflächen in Jüchen gehen und hofft, dass auch bei anderen zukünftigen Bauten mit Glas die Vogelsicherheit in der Gemeinde Jüchen als selbstverständlicher Aspekt mit berücksichtigt wird.

Wenn Sie uns außerdem unterstützen möchten: Unterzeichnen Sie unsere Petition für mehr vogelfreundliche Neubauten im Kreis Neuss hier.

Mehr zum Projekt des BUND NRW, welche von der Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW gefördert wird, finden Sie unter www.vogelsicherheit-an-glas.de

 

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