BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen

Hambacher Wald: Zerstörung durch die "Hintertür"?

19. April 2019 | Braunkohle, Hambach, Kohle, Naturschutz

BUND: Kein Grund zur Panik, aber Vorsicht geboten

Tagebau Hambach, 18. April 2019. [Foto: Dirk Jansen]

Nach dem vom BUND gerichtlich erzwungenen Rodungsstopp im Hambacher Wald mehren sich in den letzten Tagen die Befürchtungen, RWE könnte auf andere Weise dem Wald den Garaus machen können. Umweltschützer*innen sind durch das Heranrücken der Bagger an den Wald alarmiert und haben die Befürchtung geäußert, Bäume könnten in die Grube fallen oder dem Wald würde das Wasser abgegraben. Sind die Befürchtungen gerechtfertigt?

Auch der BUND betrachtet die Situation mit einiger Sorge. Dabei hat die RWE Power AG in den Schriftsätzen zu unserem Eilantrag gegen die Hauptbetriebsplanzulasssung für den Tagebau Hambach letztes Jahr ausgeführt, dass sie das noch stehende Vorland jetzt vorrangig begradigen wollten, bevor der Tagebau in der obersten Sohle zum Stillstand kommt. Bei allem vielleicht angebrachten Misstrauen gegenüber RWE hoffen wir, dass dem tatsächlich so ist und das jetzt erreichte Vordringen der Gewinnungssohle das Maximum darstellt. Der Bagger in den uns vorliegenden Luftbildern hat die maximale Auslage zum Förderband mehr oder weniger erreicht. Das Band kann vorerst nicht mehr nach Süden verschoben werden, da westlich und östlich der aktuellen Baggerposition das Gelände noch vorspringt. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass sie diese Tiefe jetzt auf der ganzen Waldbreite herstellen. So wird vielleicht noch ein Streifen von 100 - 200m vor dem Wald noch erhalten bleiben.

Inzwischen (18.04.) hat dies auch ein RWE-Sprecher bestätigt: Der Bagger werde sich noch weiter auf den Wald zubewegen und „im angemessenen Abstand Halt machen“. Was auch immer das heißen mag, klar ist, dass kein Baum in die Grube fallen wird. Das ergibt sich allein schon aus den Auflagen zur Standsicherheit der Böschungen.

Bergbehörde vermeidet klare Auflagen

Leider hat es die Bergbehörde unterlassen, klare Vorgaben zum Schutz des Waldes zu erlassen. Das ist ein massives Versäumnis, der Genehmigungs- und Überwachungsbehörde. Die Hauptbetriebsplan-Zulassung enthält lediglich Vorgaben zur Inanspruchnahme des Abbau-Vorfeldes („300 Meter-Abstand zum Wald“). Vorgaben, wie nahe an den Wald herangebaggert werden darf, fehlen aber vollständig. RWE wäre aber gut beraten, jeglichen Anschein zu vermeiden, dass sie unter Missachtung der Erwartung von Landesregierung und Kohle-Kommission den Wald weiter gefährden wollen. Und der Ministerpräsident ist gefordert, gegenüber RWE darauf zu drängen, dass die weitere bergbauliche Tätigkeit keine zusätzlichen Risiken für den Wald mehr bedingt.

Gräbt RWE dem Wald das Wasser ab?

Seit Jahrzehnten pumpt RWE das Grundwasser in der Erftscholle, auf der der Tagebau Hambach liegt, ab. Die Sümpfungs-Brunnen sind in den unterschiedlichen Grundwasserstockwerken verfiltert; sie reichen bis ins Liegende der Kohle und erreichen damit Teufen von etwa 550 Meter. Im Ergebnis ist die Erftscholle im weiteren Umfeld des eigentlichen Tagebaus frei von Grundwasser bzw. der Flurabstand des Grundwassers ist in den bewaldeten Bereichen so groß, dass das Grundwasser weder von den Wurzeln noch durch den kapillaren Aufstieg erreicht werden kann. Gäbe es einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen der Tagebau-Sümpfung und der Vegetation an der Oberfläche, wäre der Wald schon lange verschwunden.

Dass dem nicht der Fall ist, liegt daran, dass der Wald sich sein Wasser über die Niederschläge aus dem obersten Grundwasserleiter holt. Begünstigend kommt hinzu, dass oberflächennahe Tonschichten als Wasserstauer dafür sorgen, dass die Waldböden hinreichend Niederschlagswasser speichern können. Für denkbar hält der BUND allerdings folgendes Szenario: Rücken die Bagger unmittelbar an den Wald heran, könnten gerade die wasserstauenden Tonschichten randlich zerstört werden. Wegen des Druckgefälles in Richtung Tagebau bestünde damit die Gefahr, dass Niederschlagswasser direkt Richtung Grube abläuft.

Wegen des Klimawandels – siehe „Hitzesommer“ 2018 – steht der Hambacher Wald – ebenso wie andere Wälder auch – unter Stress. Jegliche weitere negative Beeinflussung ist daher zu vermeiden.

 

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