EU-Entscheidung zum Wolf ist Rückschritt für den Artenschutz – Herdenschutz bleibt das Gebot der Stunde

13. Mai 2025 | Wolf, Tiere und Pflanzen, Lebensräume, Landwirtschaft, Naturschutz, Jagd

Europäischer Grauwolf; Foto: Stefan Eschweiler

  • BUND NRW zur EU-Entscheidung über Schutzstatus
  • Wolfsabschüsse ersetzen keinen Herdenschutz
  • Wissenschaftliche Grundlagen von Entscheidungsträger*innen missachtet



Düsseldorf. Der nordrhein-westfälische Landesverband des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND NRW) kritisiert die Entscheidung des Europäischen Parlaments, den Schutzstatus des Wolfes (Canis lupus) unter der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH) von „streng geschützt“ auf „geschützt“ abzusenken, aufs Schärfste. Die Entscheidung, die im Schnellverfahren und ohne ausreichende wissenschaftliche Grundlage getroffen wurde, sendet ein fatales Signal für den Natur- und Artenschutz in Europa.

Holger Sticht, Landesvorsitzender des BUND NRW: „Mit diesem Beschluss beugt sich das Parlament populistischem Druck und ignoriert die Empfehlungen der Wissenschaft. Das ist ein Rückschritt für den europäischen Artenschutz und gefährdet die Bemühungen um den Erhalt der Biodiversität. Der Erhalt der Artenvielfalt ist gerade in Zeiten des Klimawandels von zentraler Bedeutung – für die Natur und für uns Menschen.“

Wolfsabschüsse ersetzen keinen Herdenschutz
Die Herabstufung des Schutzstatus‘ wird nach Ansicht des BUND NRW nicht zu weniger Konflikten führen. „Die Erfahrung zeigt, dass Abschüsse von Wölfen keine nachhaltige Lösung für die Herausforderungen der Weidetierhaltung bieten. Vielmehr ist ein konsequenter, flächendeckender und präventiver Herdenschutz notwendig. Die Erfolge in Regionen mit gut umgesetztem Herdenschutz sprechen für sich“, so Sticht weiter.

Der BUND NRW lehnt die Aufnahme des Wolfes ins Jagdrecht strikt ab. Verbesserungen im Wolfsmanagement, eine Intensivierung des Monitorings und die konsequente Umsetzung von Herdenschutzmaßnahmen nach guter fachlicher Praxis sind der richtige Weg. „Tierhalterinnen und Tierhaltern zu suggerieren, dass Wolfsabschüsse das Allheilmittel sind, ist irreführend und gefährlich. Auch bei einer konstanten Wolfspopulation bleibt Herdenschutz unerlässlich“, betont Sticht.

Wissenschaftliche Grundlagen missachtet
Die Entscheidung des EU-Parlaments erfolgte gegen den Rat zahlreicher Wissenschaftler*innen sowie Naturschutzorganisationen, die vor einer Absenkung des Schutzstatus gewarnt hatten. „Dass die Einschätzungen von Expert*innen ignoriert wurden und nicht einmal der nächste Bericht zum Erhaltungszustand abgewartet wurde, ist ein Armutszeugnis für die europäische Umweltpolitik“, so Sticht.

Appell an Bundesregierung und Landesregierung
Der BUND NRW fordert die Bundesregierung und die Abgeordneten auf, sich auf nationaler Ebene weiterhin für einen strengen Schutz des Wolfes einzusetzen. Gleichzeitig muss das Land NRW seiner Verpflichtung zur Förderung von Herdenschutzmaßnahmen und zur umfassenden Information der Bevölkerung und Weidetierhaltenden nachkommen.

 

Hintergrund
Am 8. Mai 2025 hat das Plenum des Europäischen Parlaments dem Vorschlag der Kommission zur Herabstufung des Schutzstatus des Wolfes mit deutlicher Mehrheit zugestimmt. Die Entscheidung ermöglicht künftig eine einfachere Entnahme von Wölfen, auch in Deutschland. Der Vorschlag muss noch vom Rat der Europäischen Union bestätigt werden, bevor er in Kraft tritt.

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