Schluss mit Glyphosat, Frau Merkel!
Die Fehlentscheidung von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt und der Union im November 2017 hat ermöglicht, dass nach langem politischen Streit Glyphosat für fünf weitere Jahre in der EU eingesetzt werden kann - ohne jegliche verbindliche Strategie für einen Austieg aus dem Einsatz dieses Totalherbizids. Fünf Jahre sind fünf Jahre zu viel! Die Zustimmung führt zum Einsatz eines Ackergifts, das alle Pflanzen abtötet und damit ein Hauptverursacher des massiven Artensterbens in der Agrarlandschaft ist. Gleichzeitig steht es im Verdacht, beim Menschen Krebs zu verursachen.
Doch auch die aktuelle Bundesregierung aus CDU, CSU und SPD erweist sich in Sachen Glyphosatausstieg als Totalausfall.
Entgegen der eigenen Vereinbarungen im Koalitionsvertrag (S. 142, Biodiversitätsschutz..) mit einer systematischen Minderungsstrategie den Einsatz glyphosathaltiger Pflanzenschutzmittel deutlich einzuschränken mit dem Ziel, die Anwendung so schnell wie möglich grundsätzlich zu beenden, ist nichts geschehen. Im Dezember 2020 verständigte sich die Bundesregierung darauf, Glyphosat ab Ende 2023 zu verbieten - einem Zeitpunkt, zu dem die aktuelle Zulassung ohnehin ausgelaufen ist.
Hintergrund zur Glyphosat-Entscheidung
Glyphosat ist das meistverkaufte Unkrautvernichtungsmittel der Welt und ein sogenanntes Totalherbizid. Bekannt ist es vor allem unter dem Markennamen ‚Roundup‘, ein Produkt von Monsanto. Es wird auf fast 40 Prozent der deutschen Äcker eingesetzt und trägt somit maßgeblich zum Artensterben in unserer Agrarlandschaft bei. Laut Krebsagentur der Weltgesundheitsorganisation ist Glyphosat wahrscheinlich krebserregend. Auch wenn andere Studien zu anderen Ergebnissen kommen: Der Verdacht ist nicht ausgeräumt und für den BUND hat das Vorsorgeprinzip Vorrang vor Konzerninteressen.
Im Jahr 2016 konnte durch großen gemeinsamen Protest vorerst verhindert werden, dass die EU-Kommission Glyphosat wie geplant für weitere 15 Jahre wiederzulässt: Auch nach mehreren Anläufen kam unter den EU-Mitgliedstaaten die notwendige Mehrheit nicht zustande. Deutschland hatte sich wegen der Uneinigkeit hierüber innerhalb der Bundesregierung enthalten. Am Ende sprach die EU-Kommission eine Verlängerung für 18 Monate aus. Diese Frist lief im Dezember 2017 aus.
Am 27.11.2017 änderte Deutschland nach 6-maligem Enthalten in den vorangegangenen Abstimmungen hierüber auf Weisung von Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt und entgegen der klaren Haltung der Bundesumweltministerin sein Votum, stimmte mit ‚Ja‘ und sorgte so für die notwendige Mehrheit für die Wiederzulassung dieses Agrargiftes.
1,3 Mio Unterschriften: Bürger*innen in ganz Europa setzen starkes Zeichen gegen Glyphosat
Im Jahr 2017 sammelte der BUND gemeinsam mit rd. 100 Umwelt-, Naturschutz- und Gesundheitsorganisationen aus ganz Europa mehr als 1,3 Mio. Unterschriften für eine Europäische Bürgerinitiative gegen Glyphosat. Das ist ein starkes Signal an Politik und Wirtschaft, sich von Roundup und Co zu verabschieden und ebenso für ein Miteinander und die Zusammenarbeit innerhalb der europäischen Zivilgesellschaft!
Unsere gemeinsamen Forderungen bleiben auch weiterhin aktuell:
- Glyphosathaltige Herbizide verbieten, da sie in direktem Zusammenhang mit Krebserkrankungen beim Menschen stehen und die Ökosysteme schädigen
- Sicherstellen, dass die für die offizielle Genehmigung innerhalb der EU notwendige, wissenschaftliche Beurteilung von Pestiziden ausschließlich auf publizierten Studien basiert, welche von zuständigen Behörden in Auftrag gegeben wurden und nicht von der Pestizidindustrie
- EU-weite, obligatorische Reduktionsziele für den Einsatz von Pestiziden festlegen, um das mittelfristige Ziel einer pestizidfreien Zukunft zu erreichen