BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen

Noch einmal gut gegangen

Mogli - oder die unglaubliche Geschichte eines kleinen Wildkaters

Anfang Mai 2016 irgendwo im Harz. Ein Jäger findet zwei junge Kätzchen im Wald. Eines der Kätzchen ist bereits tot, das andere lebt noch.  Er nimmt es mit in dem Glauben, eine kleine Hauskatze gefunden zu haben.
Wenige Tage später wird der junge Kater dann aber doch in eine Wildtierauffangstation nach Niedersachsen gebracht. Zu diesem Zeitpunkt ist das Tier in einem sehr schlechtem Zustand.

Auch den Tierpfleger*innen in der Station kommen leise Zweifel, ob es sich bei dem noch blinden Jungtier vielleicht doch nicht um eine Haus- sondern viel eher um eine Wildkatze handeln könnte. Es werden Expert*innen und Fotos des Tieres an verschiedene Stellen geschickt. Doch leider gibt es zu diesem Zeitpunkt kaum Erfahrungen, was das Aussehen und Verhalten von so kleinen Wildkatzen betrifft.
Die mehrheitliche Meinung lautet daher: Hauskatze.

Das Kitten hat jedoch Glück im Unglück. Ein Bild der kleinen Katze gelangte zumRetscheider Hof. Aufgrund der dort vorhandenen Wildkatzenkenntnisse ist schnell klar: Doch, bei dem kleinen Kater handelt es sich um eine Wildkatze.

Auch wenn es zunächst niemand so recht glauben kann, bekommt das Jungtier dennoch fortan eine Sonderbehandlung. Um beispielsweise eine Ansteckung mit Krankheiten zu verhindern, wird er separat gehalten und Katzenaufzuchtsmilch. Alles soll getan werden, um ihn später wieder in die Freiheit zu entlassen.

Der gesundheitliche Zustand des kleinen Kuders stabilisiert sich in Folge der geänderten Behandlung. Menschliche Stimmen und auch der generelle Umgang mit Menschen wird seine neue Realität. Da er noch klein ist und „Nestwärme“ braucht, hat er keine andere Wahl als den Kontakt zu Menschen zu suchen. Die Folge dessen: bitterliches, unermüdliches Schreien und Einfordern des Kontaktes, sobald er allein gelassen wird.

Nach einigen Wochen ist der kleine Kuder transportfähig und es beginnt die lange Reise zurück in die Freiheit. Zunächst geht es für ihn in eine Wildtierauffangstation in NRW, von dort umgehend weiter zu einer Pflegefamilie in der Eifel: Der Kater (Kuder) erhält den Namen “Mogli” und wird von seinen wildkatzenerfahrenen „Pflegeeltern“ auf ein Leben in Freiheit vorbereitet.

Doch lässt das Verhalten des jungen Katers auch hier zunächst wieder Zweifel daran aufkommen, ob es sich wirklich um eine echte Wildkatze handelt. Mogli ist einfach zu zutraulich. Sein wahrer Charakter als Draufgänger zeigt sich allerdings in der Form, wie er die Wohnung nutzt. Nichts ist vor ihm sicher, nicht einmal er selbst, so dass er sich das ein oder andere Mal bei seinen waghalsigen Sprüngen und Flitzereien durch die Wohnung verletzt. Dennoch entwickelt er sich prächtig und wird auch zunehmend vorsichtiger, insbesondere Fremden gegenüber.

Die Umgebung von Moglis „Elternhaus“ ist mit den vielen Strassen für einen kleinen Wildkater leider viel zu gefährlich, so dass eine Auswilderung in unmittelbarer Nähe leider nicht in Frage kommt. Also wird es für den jungen Kuder erneut Zeit, umzuziehen: diesmal in ein Auswilderungsgehege weit weg von großen Straßen. Mogli ist dort nicht der erste Wildkuder, der auf ein Leben in Freiheit vorbereitet wird. Er lernt Beute (v.a. Mäuse) zu fangen und alles was er später noch brauchen wird.
Doch ist ihm auch anzumerken, dass er die Situation plötzlich allein und ohne vertraute Personen im Wald zu sitzen, nicht sonderlich schätzt. Seine Reaktion: Von einer Stunde zur anderen lehnt er immer mehr den Kontakt zu Menschen ab. Zwar ist die Situation für Mogli stressig, doch gehört sie zur Vorbereitung auf die Auswilderung unverzichtbar dazu.

Nach drei Wochen Eingewöhnung im neuen Gehege wird es für Mogli ernst: Die Tür geht auf - Mogli ist nun frei, wenn er will. Sein artgerechtes Leben in natürlicher Umgebung kann beginnen. Der junge Kuder lässt es langsam angehen und ist zunächst sehr zögerlich. Um ihm die Umstellung auf das Leben in Freiheit zu erleichtern, bekommt Mogli abends noch eine Futterration im Gehege.

Hier ein Video von Mogli nach der Öffnung seiner Gehegetür (Video-Download). 

Zwischendurch war Mogli über eine Woche verschwunden, tauchte dann aber eines Abends wieder auf. Heute wissen wir:  er lebt irgendwo im Wald oberhalb des Auswilderungsgeheges

… und irgendwann wird Mogli gar nicht mehr ins Gehege zurückkehren…

Viel Glück, Mogli!

Brüderchen und Schwesterchen

Diesen Fall des Geschwisterpärchens können Sie hier nachlesen.

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