BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen

Wildkätzchen im Wald lassen

09. Mai 2017 | Wildkatze

Wildkätzchen im Wald lassen - BUND fordert: Abstand wahren und Rückzugsräume erhalten

 (H. Grube)

In diesen Wochen bringen die Wildkatzen in Nordrhein-Westfalens naturnahen Wäldern ihre Jungen zur Welt. Auch wenn sie allein und scheinbar mutterlos gefunden werden, empfiehlt der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) dringend, die Tiere nicht anzufassen oder gar mitzunehmen. Christine Thiel-Bender, Wildkatzenexpertin des BUND in NRW: „Immer wieder erleben wir, dass besorgte Spaziergänger oder Wanderer die jungen Kätzchen auflesen und zu Tierärzten oder Schutzstationen bringen. Dabei ist die Mutter in der Regel gerade auf der Jagd oder versteckt sich in unmittelbarer Nähe. Deshalb raten wir unbedingt dazu, die Jungtiere, wie alle wildlebenden Tiere auch, in Ruhe zu lassen.“

Oftmals werden die grau getigerten Wildkätzchen für Nachwuchs entlaufener Hauskatzen gehalten. „Bei den jungen Wildkatzen fällt die Unterscheidung zu Hauskatzen besonders schwer“, erklärt Thiel-Bender. „Wenn sie älter werden, verblasst die Fellzeichnung, und sie sind durch ihren kräftigen Körperbau und den buschigen Schwanz mit stumpfer, schwarzem Ende als Wildkatze erkennbar.“

Verborgen in Baumhöhlen oder im dichten Gebüsch verbringen die Kätzchen ihre ersten Lebenstage. Nach kurzer Zeit aber erkunden sie bereits spielerisch in immer weiteren Kreisen die Umgebung. Da oftmals natürliche Wurf- und Ruheplätze fehlen, nutzen Wildkatzenmütter immer wieder auch Holzstapel, die sogenannten Holzpolter, als Versteck für ihre Jungen. Wenn diese in der Aufzuchtzeit der Wildkätzchen abgeräumt werden, kommen immer wieder junge Wildkatzen um. Daher ist es besonders wichtig, dass Förster und Waldbesitzer auf die Anwesenheit der Wildkatze zu dieser Jahreszeit Rücksicht nehmen. Wenn möglich sollte die Beräumung der Holzpolter erst im September wieder starten oder die gewonnenen Baumstämme sofort und ohne Zwischenlagerung im Wald abtransportiert werden, um dieses Risiko für die gefährdete Wildkatze zu verringern.

Die Wildkatze ist eine scheue Jägerin und war einst fast ausgerottet. Wer sie in freier Natur zu Gesicht bekommt, ist Zeuge eines immer noch seltenen Naturschauspiels geworden. Die größte Bedrohung der Wildkatze ist die Zerschneidung und Verarmung ihres Lebensraums durch Ackerflächen, Straßen und Siedlungen. Damit die isolierten Populationen und viele andere gefährdete Tiere eine echte Überlebenschance haben, ist dringend ein Netzwerk aus miteinander verbundenen Wäldern notwendig. Der BUND fordert seitens der Politik deshalb eine bessere Vernetzung natürlicher Lebensräume in Deutschland und eine ambitionierte Umsetzung des kürzlich vorgestellten ‚Bundeskonzepts Grüne Infrastruktur‘.

Weitere Informationen: Die Wildkatze ist in NRW vor allem in der Eifel und im Eggegebirge und dem östlich angrenzenden Bereich zur Weser beheimatet. Vermehrte Meldungen gibt es aber etwa auch den Wäldern des Rothaargebirges, um Arnsberg und Brilon sowie im Siebengebirge. Eine druckfähige Karte der Verbreitung der Wildkatze in Deutschland finden Sie unter wildkatze-nrw.de/2016/12/29/verbreitung/ und tinyurl.com/wildkatzenvorkommen

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