BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen

Junge Wildkatzen im Wald lassen

08. April 2024 | Lebensräume, Naturschutz, Tiere und Pflanzen, Wildkatze, Wälder

Wildtierstationen und BUND warnen vor Verwechslungsgefahr

Junge Wildkatze. Foto: Stefan Eschweiler.

  • Im Frühjahr sind wieder Jungtiere der Europäischen Wildkatze in den Wäldern unterwegs 
  • Verwechslungsgefahr mit ausgesetzten graugetigerten Hauskätzchen ist groß
  • Richtige Betreuung der Jungtiere ist aufwändig und kann nur von Profis erfolgen

Düsseldorf. Es ist wieder soweit: In einigen Wäldern NRWs tummeln sich aktuell Jungtiere der Europäischen Wildkatze. Besonders in den nordrhein-westfälischen Wildkatzen-Hotspots in der Eifel, dem Kottenforst, dem Eggegebirge, Rothaargebirge und Arnsberger Wald wiederholt sich jedes Frühjahr ein fataler Fehler: Spaziergänger*innen treffen im Wald auf kleine graugetigerte Kätzchen und halten sie versehentlich für ausgesetzte Hauskatzen. Sie nehmen die scheinbar verlassenen Jungtiere mit, obwohl sich diese in vielen Fällen nicht in Not befinden. Oft ist ihre Mutter nur auf Mäusejagd. So beginnt eine schwerwiegende Odyssee für die jungen Wildkatzen, die sogar zum Tod der kleinen Kätzchen führen kann.

Katharina Stenglein, Leiterin des Projektes „Wildkatzen – Vorsicht Verwechslungsgefahr!“ in NRW: „Europäische Wildkatzen stehen als gefährdete Wildtiere unter Artenschutz. Daher ist es verboten, junge, gesunde Wildkatzen aus der freien Natur mitzunehmen oder gar im Privathaushalt großzuziehen. Wildkatzen reagieren sehr empfindlich auf handelsübliches Katzenfutter, Medikamente und Katzenkrankheiten. Das bedeutet, dass junge Wildkatzen in heimischer Aufzucht, aber auch im Tierheim ohne entsprechende Wildkatzenkenntnis, schnell sterben können.“

Aufwand für Wildtier-Auffangstationen enorm

Die Betreuung der Jungtiere muss durch Fachleute erfolgen. Dies sind in der Regel spezialisierte Einrichtungen wie Wildtierauffangstationen, spezielle Tierheime mit Wildkatzenerfahrung oder Expert*innen in Tierarztpraxen. Stenglein: „Die richtige Versorgung, Aufzucht und Wiederauswilderung einer Wildkatze kostet die ohnehin bereits stark ausgelasteten Wildtierstationen viel Zeit und Geld.“ In Nordrhein-Westfalen gibt es nur sehr wenige Menschen, die wissen, wie mit einer Wildkatze umzugehen ist. Offizielle Auffangstationen gibt es sogar nur zwei. In diesen beiden Stationen wurden in den letzten Jahren viele Wildkatzen aufgezogen, und ausgewildert. Ein nicht unerheblicher Kostenfaktor, denn allein die Futterkosten dieser Nahrungsspezialisten schlagen mit ca. 3.500 Euro pro Tier zu Buche.  „Die meisten der aufgenommenen Wildkätzchen waren in einem schlechten Ernährungszustand und damit auch in höchster Not. Daher macht uns gerade die Zeitspanne zwischen dem Auffinden und dem Eintreffen in der Wildtierstation sehr zu schaffen. Das muss einfach sehr schnell gehen. Und: Industrielles Futter, falsche oder überdosierte Medikamente und Stress aufgrund einer nicht wildkatzengerechten Unterbringung können den Tod des Kätzchens bedeuten. Daher ist es sehr wichtig, sich immer vor einer Entnahme mit entsprechend fachkundigen Stellen in Verbindung zu setzen, um eine sichere Identifikation vorzunehmen und eine mögliche Hilfsbedürftigkeit abzuklären”, ergänzt Stefanie Huck, Leiterin der Wildtierstation Retscheider Hof. So kann unnötiges Leid erspart und tatsächlich in Not geratene Wildkätzchen richtig erstversorgt und an die entsprechenden fachkundigen Stellen vermittelt werden.

BUND bietet Hilfe bei der Unterscheidung zu Hauskatzen und Notfalltelefon

Der BUND informiert über die Verwechslungsgefahr und vermittelt Nothilfe, falls unklar ist, ob eine Wildkatze tatsächlich Hilfe benötigt oder eine Jungkatze doch versehentlich aus dem Wald entnommen wurde. Kurze BUND-Videos und -Infomaterialien zeigen die wichtigsten Unterschiede zwischen Wild- und Hauskatzen auf. Außerdem bietet der BUND einen ausführlichen Handlungsleitfaden an. Dieser hilft Wildkatzen zu erkennen und im Notfall die richtigen Schritte einzuleiten. Ergänzend hierzu kann das Notfalltelefon im Wildkatzendorf Hütscheroda, täglich von 10 bis 18 Uhr erreicht werden: 036254 / 86 51 80

 

Weitere Informationen:



Kontakt:
Katharina Stenglein, Projektkoordinatorin „Wildkatzen – Vorsicht Verwechslungsgefahr!“, Email: katharina.stenglein(at)bund.net; Tel.: 0211 30 200 523; mobil: 01752050321

Stefanie Huck, Retscheider Hof, kontakt(at)retscheider-hof.de, Notfallnummer: 02224 976 908 20

 

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