BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen

Wald versus Forst -

Bäume kann man pflanzen, einen Wald nicht…

Naturwaldzelle in der Eifel.  (Dirk Jansen)

Im allgemeinen Sprachgebrauch, und sogar in Gesetzestexten werden die Begriffe Wald und Forst heutzutage meist synonym verwendet, so z.B. im Bundeswaldgesetz:

"Wald im Sinne dieses Gesetzes ist jede mit Forstpflanzen bestockte Grundfläche..." Allerdings ist es auch insbesondere "Zweck dieses Gesetzes,...die Forstwirtschaft zu fördern..." Es sind also möglicherweise ökonomische Interessen, die dazu führten, dass der Anbau von Bäumen und Wald rechtlich gleichgestellt worden sind.

"Forst" bezeichnete im Mittelalter in vielen Gegenden ursprünglich einen "Bannwald", also einen Waldbereich, dessen Nutzung dem Landesherrn vorbehalten war. So ist z.B. das FFH- und Vogelschutzgebiet Königsforst, mittelalterlich "Kuningesvorst" - eines der größten landeseigenen Waldgebiete bei Köln - zu seinem Namen gekommen.

In der Ökologie, also gemäß der naturwissenschaftlichen Definition wird seit Mitte des 20. Jhts. zwischen Wald(ökosystemen) und Forst(ökosystemen) unterschieden (SCHUBERT 1991). Ein grundsätzlicher Unterschied ist: Forst besteht aus einer Pflanzung (Aufforstung), im Wald gibt es stattdessen die unterschiedlichsten Phasen der Vegetationsentwicklung (Sukzession). Einen Wald kann man also nicht pflanzen, er kann nur aus sich selbst heraus wachsen.

Mit Blick auf die „Wälder“ Nordrhein-Westfalens und die Erhaltungszustände geschützter Arten und Habitate der Waldökosysteme wird deutlich, dass diese naturwissenschaftliche Unterscheidung auch naturschutzpolitisch zweckmäßig ist. Denn der Mangel an Biodiversiät in unseren Wäldern liegt nicht nur in dem allseits anerkannten Mangel an Zerfallsphasen des Waldes mit stehendem und liegendem Totholz, sondern u.a. auch in der monotonen Arten- und Altersstruktur dicht gepflanzter Bestände und dem damit einhergehenden Mangel an Waldrändern, Lichtungen und anderen Strukturen begründet. Stellvertretend dafür seien nur die streng geschützten und hochgradig gefährdeten Leitarten Grauspecht, Mopsfledermaus und Heldbock genannt: sie brauchen nicht nur Uraltbäume, sondern genauso auch Waldlücken.

Durch das Aufforsten, die flächige Anpflanzung von Bäumen, werden mehrere Sukzessionsstadien der Waldentwicklung gewissermaßen überholt und deren spezialisierte Bewohner ausgeschaltet. Die monotone Altersstruktur und das dichte Pflanzen der Bäume bewirkt über Generationen hinweg eine unnatürlich starke Verschattung des Bodens. Folge ist eine extreme Struktur- und damit Artenarmut. Nicht nur bei Nadelbaumarten wie Fichte und Douglasie, die erst durch die Forstwirtschaft eingeführt worden waren, auch bei der in NRW heimischen Rotbuche wirkt dies noch über hundert Jahre nach der Aufforstung nach.

Um die internationalen Ziele und Verpflichtungen zur Bewahrung der biologischen Vielfalt zu erfüllen, ist es daher erforderlich, Wald besser zu schützen als Forste. So müssen Waldökosysteme in der Förderkulisse besser gestellt werden als "Langumtriebsplantagen". Auch brauchen wir zumindest für Naturschutzgebiete ein Aufforstungsverbot.

Lebendige Wälder

Die Verankerung eines höheren Stellenwerts der Gemeinwohlleistungen des Waldes ist die Botschaft, eine schonendere Holznutzung der Appell und mehr Wildnis ist die Vision der BUND-Position "Lebendige Wälder".

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BUND-Broschüre: Lebendige Wälder: schützen und zulassen 

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