BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen

Gärten und Balkone

Sofern sie naturnah bewirtschaftet werden können Gärten einen wertvollen Beitrag zur Artenvielfalt und Biotopvernetzung im Siedlungsraum leisten. Aber auch wer keinen Garten hat, kann um die eigenen vier Wände aktiv werden: Auch auf Balkonen und sogar Fensterbrettern kann man einen Beitrag dazu leisten, das Leben in der Stadt für unsere tierischen Nachbarn angenehmer zu machen. Wichtig sind hierfür vielfältige Strukturen, ein reichhaltiges Nahrungsangebot und, dass man der Natur an einigen Stellen einfach ihren Lauf lässt.

Potenzial für Vielfalt

In NRW, dem am dichtesten besiedelten Flächenbundesland, gibt es 118.000 Kleingärten und zahlreiche Privatgärten. Allein die Kleingärten nehmen dabei gut 6 Prozent der Gesamtfläche des Landes ein. In einer Zeit, in der durch den Einsatz von Pestiziden und die strukturelle Verarmung der Agrarlandschaft starke Bestandseinbrüche bei Fluginsekten, Brutvögeln, Amphibien uns Fledermäusen zu verzeichnen sind, bieten Gärten damit ein großes Potenzial für Lebensräume.

Lebensräume Schaffen

Mit Kompost bleiben die Nährstoffe im Garten und das Torf im Moor.

Schaffen Sie vielfältige Strukturen: Totholz, Gartenteich und Kompost sind wertvolle Nischen für Käfer, Amphibien, Libellen und Co. Auch bei Nisthilfen für Vögel und Wildbienen und Fledermäuse gilt es auf Vielfalt zu achten. Einige Wildbienenarten nisten in den bekannten "Insektenhotels", die meisten Arten nisten im Boden. Sonnige Sandflächen sind daher ein gutes Angebot.

Totes Holz ist ein wertvoller Lebensraum für eine Vielzahl von Käfern, Spinnen, Ameisen, Wildbienen und Wespen. Viele davon sind Nützlinge, die ungewünschte Insekten im Garten in Schach halten. Ein Totholzhaufen ist auch ein beliebter Winterplatz für Igel und Erdkröten.

Ein gut angelegter Kompost bietet nicht nur einen Lebensraum für Kompostwürmer und andere Bodenlebewesen. Er sorgt auch dafür, dass aus den Gartenabfällen Humus wird und man im nächsten Jahr keine neue Pflanzenerde zukaufen muss.

Auch Vögel, Insekten oder Igeln wollen trinken. Ein naturnaher Teich dient nicht nur als Tränke, sondern bietet auch Wasserkäfern, Wasserschnecken und Amphibien einen Lebensraum. Doch auch mit weniger Platz kann man Wasserstellen anbieten. Am besten eine flache Schale mit Steinen oder Holz regelmäßig mit Wasser füllen.

Nahrung anbieten

Auch Nachtschwärmer brauchen Nahrung: Weinschwärmer auf Nachtkerze (Pixabay)

Bei der Zusammenstellung der Pflanzen gilt: Auch unsere Insekten mögen es saisonal und regional. Das heißt, dass Sie Ihren Garten am besten so bepflanzen sollten, dass zu jeder Jahreszeit etwas blüht und damit Pollen- und Nektar zur Verfügung stehen. So sollten neben den klassischen Sommerblumen, wie Stockrosen und Malven auch Frühblüher wie Krokusse und Herbstblumen, wie die Silberkerze einen Platz finden.

Allerdings gilt es nicht nur die Jahreszeit zu beachten, sondern auch die Tageszeit. Denn viele unserer tierischen Gartenbesucher sind nachtaktiv. Sie sind auf Pflanzen angewiesen, die nachts ihre Blüten öffnen, wie die Nachtkerze. Was nach de Blütezeit passiert ist ebenfalls wichtig, denn viele Schmetterlinge lassen ihren Nachwuchs in den vertrockneten Pflanzenstengeln überwintern.

Von einem solchen Angebot profitieren nicht nur blütenbesuchende Insekten. Auch für die Tiere, die sich von Ihnen ernähren, wie Fledermäuse und Vögel ist damit der Tisch gedeckt. Fast alle Vögel brauchen Insekten für die Aufzucht ihres Nachwuchses. Die Alttiere vieler Vogelarten ernähren sich Pflanzlich und freuen sich über heimische Beerensträucher oder Obstgehölze, an denen auch mal ein Paar Früchte als Reserve für einen harten Winter hängenbleiben. Sämereien blühender Kräuter und Wildblumen stehen ebenfalls auf dem Speiseplan. Dabei sind die kleinen Samen von Basilikum ebenso beliebt, wie die großen Sonnenblumenkerne, die gerne aus den trockenen Blütenständen gepickt werden. Lässt man seinen Gartenbewohnern diese Möglichkeit der Nachernte, wird zugekauftes Winterfutter ganz überflüssig.

Eins haben alle unsere Gartenbesucher gemeinsam: sie müssen davor geschützt werden, mit ihrer Nahrung Pestizide aufzunehmen. Denn das reichhaltigste Angebot hilft ihnen nicht, wenn es Gift enthält.

Gärten ohne Gift

Nützlinge wie der Gartenschläfer vertilgen selbst spanische Wegschnecken, können mit ihnen aber auch Gift, wie Schneckenkorn aufnehmen.

Wenn hartnäckige Beikräuter, Pflanzenkrankheiten oder gefräßige Schnecken und Insekten das Ernteglück trüben, greifen Hobbygärtner*innen oft zu chemisch-synthetischen Pestiziden. Doch die treffen auch Nützlinge wie Wildbienen, Schmetterlinge, Marienkäfer oder Fische. Auch für die menschliche Gesundheit sind viele Pestizide eine potenzielle Gefahr. Einmal ausgebracht, verbleiben sie im Boden oder werden über Luft und Wasser breit verteilt und belasten die Umwelt noch lange Zeit.

Ökologische Alternativen sind zahlreich. Beikräuter minimiert man grundsätzlich gut mit Hacken und Jäten. Zur Regulierung von Schadinsekten gilt der Grundsatz: Für jedes ungeliebte Insekt gibt es auch einen Fressfeind, der durch vielfältige Strukturen im Garten angelockt werden kann. Pflanzenstärkung durch die richtige Standortwahl und den Einsatz von Pflanzenjauchen sind wichtig ebenso wie die Wahl von resistenten oder toleranten Sorten. Auch bestimmte Pflanzendüfte („gute Nachbarn“) können Schadinsekten verjagen.

Publikationen zum Thema

Flyer "Naturnah Gärtnern"

Broschüre "Ökologischer Pflanzenschutz"

Broschüre "Pflanzen für Wildbienen"

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