BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen

Risikostudie NRW

Das "Gutachten mit Risikostudie zur Exploration und Gewinnung von Erdgas aus unkonventionellen Lagerstätten in NRW" bestätigt: Die Förderung von Erdgas aus unkonventionellen Lagerstätten mittels Fracking birgt zahlreiche Risiken.

In Abstimmung mit dem NRW-Wirtschaftsministerium hatte das Umweltministerium einem Konsortium unter Federführung der ahu AG (Aachen) den Auftrag für die Risikostudie erteilt. Parallel zur Erarbeitung der Studie wurde ein Arbeitskreis zu dessen Begleitung eingericht, in dem auch der BUND vertreten war. Im September 2012 wurde der Abschlussbericht vorgestellt.

Damit wurde bundesweit erstmals eine umfassende neutrale Bewertungsgrundlage vorgelegt. Gleichzeitig aber warnte der BUND vor zu hohen Erwartungen an die Studie. Sie stelle keine „Blaupause“ für anstehende Genehmigungen dar und könne ein notwendiges generelles Fracking-Verbot nicht ersetzen.

Viele Fragen kann das Gutachten nicht beantworten; allerdings gibt es einen guten Überblick über den derzeitigen Wissenstand. 

Wesentliche Ergebnisse der Studie:

  • Die Erkundung und Gewinnung von Erdgas aus unkonventionellen Erdgas-Lagerstätten können mit einer Reihe von erheblichen Umweltauswirkungen und Umweltrisiken verbunden sein. Sie resultieren hauptsächlich aus dem Gefährdungspotenzial der eingesetzten Frack-Fluide, der Formationswässer und des Flowback in Kombination mit möglichen Wegsamkeiten, über die eine Verbindung zu Schichten mit genutztem und nutzbarem Grundwasser geschaffen werden könnte. Auch für den Flowback als Gemisch aus Frack-Fluid, Formationswasser und möglichen Reaktionsprodukten fehlen aussagekräftige Analysen und belastbare Massenbilanzierungen.

  • Die Bewertung der beiden einzigen bislang in Schiefergas-bzw. Kohleflözgas-Lagerstätten in Deutschland eingesetzten Frack-Fluide zeigt, dass diese ein hohes bzw. ein mittleres bis hohes human- und ökotoxikologisches Gefährdungspotenzial aufweisen.

  • Auch für die weiterentwickelten Frack-Fluide muss immer noch von einem hohen Gefährdungspotenzial ausgegangen werde.

  • In allen Bereichen wurden erhebliche Wissens- und Informationsdefizite identifiziert. Dies betrifft Daten und Informationen, die nicht frei zugänglich sind oder nicht vorlagen, wie etwa Stoffdatenblätter oder belastbare statistische Daten zu Eintritts- und Versagenswahrscheinlichkeiten.

Einordnung

BUND und Bürgerinitiativen empfahlen, die Grundlagen der Risikostudie genau einzuordnen. So stütze sie sich in vielen Punkten auf die zum Teil sehr mangelhaften Angaben der Erdgasindustrie. Neutrale wissenschaftliche Quellen gebe es in vielen Bereichen einfach noch nicht. Ganze Themenbereiche, wie Langzeitstudien zur Bohrlochsicherheit, fehlten heute noch komplett. Wesentliche Erkenntnisse über Art und Häufigkeit von Störfällen bei der Gasförderung lägen zwar zum Beispiel dem Landesbergamt in Niedersachsen vor. Dieses habe aber - trotz Anfrage - keine Daten zum Gutachten beigetragen.

Für „höchst problematisch“ halten die Fracking-Kritiker die im Gutachten vorgenommene Unterscheidung zwischen Probebohrungen und Förderbetrieb. Genehmigungsrechtlich sei das zwar korrekt. Dem Bürger werde aber schwer zu vermitteln sein, warum Probebohrungen erlaubt werden sollten, wenn eine spätere Förderung nach jetzigem Kenntnisstand wahrscheinlich nicht genehmigungsfähig ist.

Letztendlich aber belegt die Risikostudie die prinzipielle Unbeherrschbarkeit der Fracking-Technologie. Niemand kann heute nicht umkehrbare Beeinträchtigungen des  Gewässerhaushalts und Schädigungen der menschlichen Gesundheit definitiv ausschließen. So belegt die Studie, dass selbst so genanntes „clean fracking“ mit einem hohen Gefährdungspotenzial für den Gewässerhaushalt und das Trinkwasser verbunden ist. Auch die Entsorgung der Fracking-Flüssigkeiten und Lagerstättenwässer ist bis heute ungelöst. Letztere enthielten neben gefährlichen Kohlenwasserstoffen auch giftige Schwermetalle und Radionuklide.

 

Gutachten mit Risikostudie zur Exploration und Gewinnung von Erdgas aus unkonventionellen Lagerstätten in Nordrhein-Westfalen (NRW) und deren Auswirkungen auf den Naturhaushalt insbesondere die öffentliche Trinkwasserversorgung, 07.09.2012

 

Kurzfassung: Gutachten mit Risikostudie zur Exploration und Gewinnung von Erdgas aus unkonventionellen Lagerstätten in Nordrhein-Westfalen (NRW) und deren Auswirkungen auf den Naturhaushalt insbesondere die öffentliche Trinkwasserversorgung, 07.09.2012.

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