BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen

Bilche als Mitbewohner

Familie Müller erzählt folgendes:

Gartenschläfer am Morgen. Foto: D. Müller

Zu Beginn dachten wir, dass wir wieder Wühlmäuse im Garten hätten. Für uns sahen die Kotspuren rund um und in unserem Holzunterstand zumindest so aus. Da zeitgleich auch entsprechende Mauselöcher in der näheren Umgebung waren begann ich Wühlmausfallen aufzustellen. Mit Giften arbeiten wir im Garten gar nicht. Gott sei Dank hatte ich aber zeitgleich eine Wildkamera aufgestellt. Neugierig auf die Bilder stellten wir fest, dass hier keine Wühlmäuse lebten, sondern ein Gartenschläfer eingezogen war. 

Wir verbringen viel Zeit in unserem Wintergarten. So bekamen wir auch die neuen fiepsenden Geräusche mit, die sich jeden Abend wiederholten. Anfänglich dachten wir, dass die Amseln nur länger Piepsen würden. Nachdem wir dann das Internet befragt hatten, wussten wir, dass unser Gartenschläfer offensichtlich auf Partnersuche war. Erfolgreich, wie sich herausstellte.

Auf einmal tauchte jeden Abend in der Dämmerung eine Gartenschläferkarawane entlang unseres Wintergartens auf. Wir haben jeden Abend zu dieser Zeit im Wintergarten auf unsere Mitbewohner und ihren Nachwuchs gewartet. Man konnte die Uhr nach ihnen stellen. Die Kleinen waren nach ein paar Wochen so neugierig, dass sie sich sogar länger direkt vor der Scheibe aufhielten und am liebsten auch in den Wintergarten gekommen wären. 

Unser Hund liegt hinter der Scheibe und beobachtet die Gartenschläfer genauso wie wir. Unsere menschlichen Besucher saßen bei einem Glas Wein in Reihe wartend ebenfalls draußen und genossen diese Momente. Keiner unserer Gäste kannte bis dato diese Bilche Art und alle waren fasziniert diese possierlichen Tiere so nah ansehen zu können.

Da wir ein paar kleine Obstbaumsträucher im Garten haben, war die Versorgung der Familie gesichert. Die Kirschen standen hoch im Kurs. Danach die Birnen und die Äpfel. Für uns blieb auch noch genug übrig. Pflaumen hingegen wurden verschmäht. 

Seitdem wir wissen, wer bei uns im Garten wohnt, schließen wir die Wintergartentüren bei Dämmerung und warten auf unsere private, abendliche Kinovorführung. Außerdem leeren wir im Winter unser Brennholz von vorne nach hinten, damit unsere Gäste noch genug "Holz vor der Hütte" haben.

Wir freuen uns alle schon sehr auf den nächsten Frühling und hoffen, dass alle Tiere - auch der kleine Nachzügler - den Winter gut überstehen.

Frau Hinze erzählt von ihrer Begegnung mit einem anderen Bilch:

Leider hatte ich noch keine Gartenschläfer nur einmal eine Siebenschläferin mit Nachwuchs im Rollladenkasten. Es war das schönste schon beim Frühstück die Aufnahmen der Wildkamera anzusehen.

Eine Bekannte hat ständig Siebenschläfer im Haus und ist glücklich damit. Sie berichtet mir manchmal was die wieder angestellt haben oder dass sie besonders gerne Teller ablecken, wenn es Soße „mit Schuss“ gab. Sie füttert die sogar unterm Dach. Obwohl sie oft Gegenstände herunterwerfen sind sie willkommen und dürfen sogar im Ordner ein Nest bauen und durchs ganze Haus toben.

Es ist nur eine Einstellungssache, ob etwas stört oder sogar eine Bereicherung ist.

Frau Axtmann erzählt von ihrem Untermieter im Bienenkasten:

Gartenschläfer am Bienenkasten. Foto: D. Axtmann

Ich hatte eine schöne Zeit mit Gerti, meinem Gartenschläferchen. Sie war auf einmal in meinem kleinen Bienenkasten, der zunächst von einer Meisenfamilie bewohnt wurde. Beim Nachsehen - im Mai - ob die Familie nun ausgezogen sei, entdeckte ich die erschreckte Gerti. Sie durfte natürlich bleiben. Leider ist sie im späteren Sommer umgezogen.

Es war mir eine Freude! Hoffentlich kommt sie im Frühjahr wieder.

Und auch Frau Grün lebt glücklich mit „Ihren“ Siebenschläfern

Siebenschläfer in der Küche. Foto: R. Grün

Wir haben einen Garten mit alten Obstbäumen, da hörte man die Siebenschläfer schon rufen, sehen konnten wir sie aber nicht. Nur wenn wir Kartons mit Äpfeln auf dem Balkon stehen hatten war von einigen die Schale fein säuberlich abgeschält und die Äpfel gegessen. Da konnte man dann manchmal noch einen Siebenschläfer die Hauswand hochklettern sehen.

Das änderte sich aber als wir in 2004 das Dachgeschoß ausbauten: da dauerte es nicht mehr lange und man hörte, dass unter dem Dach etwas herumlief, zu groß und schwer für eine Maus, zu klein und leicht für einen Marder. Dann saß eines Abends ein Siebenschläfer auf der Stehlampe im Treppenhaus und sah uns mit großen Augen an. Wir legten ihm sofort ein Stück Apfel hin, welches er auch aß. Von da an kam er jeden Abend und holte sich sein Apfelstückchen ab.

Kurz danach rumpelte es fürchterlich in der Holzdecke der Küche. Da hatten wir dann doch ein wenig Angst die Stromkabel könnten angenagt werden und entfernten zum Nachsehen die Holzverkleidung über der Tür: die Kabel waren unberührt. Trotzdem brachten wir die Verkleidung noch nicht gleich wieder an, um ab und zu mal nachsehen zu können. Schon kurz darauf saß ein Siebenschläfer auf der Tür und schaute sich neugierig um. Wir beschlossen die Verkleidung nicht wieder anzubringen und dem Siebenschläfer einen Essplatz auf dem Regal hinter der Tür einzurichten, Wasser bekam er natürlich auch. Beides nahm er dankbar an und kam dann jeden Abend zum Essen. Er ließ sich von Anfang an gut beobachten, hatte keine Angst.

Das gute Essen muss sich unter den Siebenschläfern herumgesprochen haben, denn bald kamen noch mehr. Ganz sicher unterscheiden können wir bis jetzt drei, ich denke aber es sind mehr. Manchmal streiten sich zwei um das Essen (dabei ist immer genug da), dann werden sie schon mal laut. Sie nehmen sich auch sehr gerne Essen mit, deshalb schneiden wir ihnen auch kleine Stückchen, sonst versuchen sie z. B. einen halben Pfirsich mitzunehmen, der fällt ihnen natürlich runter und liegt dann auf dem Boden.

Da die Siebenschläfer unter dem Dach wohnen haben sie es in der Nähe des Kamins immer schön warm. Deshalb machen sie wohl auch keinen richtigen Winterschlaf, sondern kommen immer mal wieder zum Essen, besonders wenn das Wetter eher mild ist.

Besonders gerne mögen sie Alkohol! Einmal hatten wir einen selbst gefüllten Adventskalender mit verschiedenen Süßigkeiten, unter anderem auch mit diesen Schokofläschchen mit Alkoholfüllung. Eines Tages fiel uns auf, dass unter dem Adventskalender viele Aluschnipsel lagen: die Siebenschläfer hatten alle Alkoholfläschchen ausgewickelt und gegessen, der Rest war noch da.

Wenn in der Küche mit Alkohol gearbeitet wird, z. B. etwas mit Kirschwasser zubereitet wird, dauert es nicht lange und ein Siebenschläfer sitzt auf der Tür. An normalen Alltagsgeräuschen wie Küchenmaschine stören sie sich nicht. Sie verschmähen aber auch herzhafte Gerichte "mit Schuss" nicht-besonders gerne essen sie Tomatensoße mit roten Linsen, Zucchini, Paprika, Zwiebeln, Knoblauch und einem ordentlichen Schuss Rotwein. Da sind die benutzten Teller die auf der Spüle stehen immer blank geleckt.

Wir hatten auch schon Siebenschläferinnen mit Babys, in einem Jahr konnte man sie hinter einer Wand piepsen und schmatzen hören. Die jungen Siebenschläfer spielen natürlich auch gerne: sie hüpfen in der Regenrinne herum oder spielen auf dem Geländer im Treppenhaus Nachlauf. Eines Abends fielen mal zwei aus der Schattenfuge der Holzdecke auf den Boden, sie kletterten aber schnell wieder die Wand hinauf. Die Kleinen schaukeln auch gerne auf Hängelampen und turnen auf den Bilderrahmen herum, die hängen dann ganz schief. Junge Siebenschläfer suchen sich manchmal ungewöhnliche Schlafplätze: einer ließ sich mal in der Küche in einem Leitz Ordner mit Rezepten häuslich nieder, er schleppte auch Obststückchen da rein. Er schaute oft hinten aus dem Griffloch heraus. Ein anderer zog in einen zur Wand hin offenen Lamellenschrank und schlief dort in einer herzförmigen Pappschachtel, man konnte die Tür öffnen und ihm beim Schlafen zusehen.

Die Siebenschläfer laufen im ganzen Haus herum – in einem Jahr wohnten zwei in einem Karton auf einem Schrank im Keller. Wir fütterten sie dann da, sie saßen immer schon auf den Heizungsrohren im Flur und warteten auf ihr Essen.

Die Siebenschläfer haben in all den Jahren noch nie ein Kabel angeknabbert oder sonst irgendetwas angenagt, ich glaube dafür sind sie viel zu faul. Wenn sie Essen und Trinken haben sind sie glücklich und zufrieden. Natürlich hört man sie unter dem Dach laufen und rufen aber daran gewöhnt man sich. Manchmal werfen sie auch etwas um; wenn da die zerbrechlichen Sachen zu dicht am Rand stehen kann es passieren, dass sie auf den Boden fallen und kaputt gehen. Zerbrechliche Sachen sollte man also weit nach hinten stellen und Süßigkeiten und Alkohol sicher verstauen!

Übrigens haben wir eigentlich noch nie Siebenschläfer Häufchen in der Wohnung gefunden, es riecht auch nicht nach Urin. 

Wir können uns ein Leben ohne unsere Siebenschläfer nicht mehr vorstellen-wir haben so viel Spaß mit ihnen! Sie werden schnell zutraulich und lassen sich gut beobachten.

Ich hoffe ich kann mit meinen Erlebnissen einige Menschen dazu ermutigen sich auf einen (oder auch mehrere) Siebenschläfer Mitbewohner einzulassen, es lohnt sich.

Mein Motto ist mittlerweile: Ein Leben ohne Bilch ist möglich, aber sinnlos.

Herr Twietmeyer berichtet:

Wir haben die Rumpelwichte dauerhaft in unseren Rollladenkästen und ich freue mich immer, wenn ich abends auf dem Sofa sitze und es neben mir anfängt zu rumpeln – jetzt im Winter passiert das nur alle paar Wochen. Ansonsten bekommen wir wenig mit von unseren Mitbewohnern – sie stinken (bislang) nicht J.

Im Oktober habe ich auch ein Freinest im Kirschlorbeer gefunden. Ein Moosnest mit Schafwolle und irgendeinem Isoliermaterial und viel Gartenschläferkot. Der Busch war direkt am Haus, das Nest in ca. 3,5 m Höhe. Sie sind also aktiv auf unserem Hof.

Frau von Thiesenhausen hat sogar Gartenschläfer zuhause und Siebenschläfer im Urlaub:

Siebenschläfer im Handschuh. Foto: von Thiesenhausen

Meine Eltern besaßen im Sauerland eine Holzhütte ab 1956 in der Nähe von Sundern. Dort gab es hin und wieder Siebenschläfer, das heißt, sie lebten nicht jeden Sommer in unserer Hütte. Wie froh war ich, als 2016 die Bilche nach längerer Pause wieder auftauchten.

Inzwischen haben wir zu " Ratz und Fatz" eine enge Bindung. Sie leben in einem großen Küchenhandschuh in der Küche, auf dem Glasschrank und Kühlschrank. Ich versuche sie auf dem Dachboden zu binden mit Fütterung von Bananenscheiben und Haselnüssen. Dort hausen sie in drei am Nagel hängenden Handschuhen.

Im letzten Jahr haben sie sich vermehrt und waren dann zu viert. Davor war die Zutraulichkeit so groß, dass mir Ratz auf dem Kühlschrank sitzend sogar die Bananenscheiben aus der Hand gefressen hat.

Wie froh war ich daher, als wir wieder zu Hause in Meckenheim waren, - einen Gartenschläfer in unserem Wein auf der Terrasse zu entdecken.

Ich denke, es war 2017 als ich im Herbst einen Gartenschläfer bei kalten Außentemperaturen an unserer Vogelfutterstelle entdeckte. Er schien mir geschwächt, ich nahm ihn herein und wärmte ihn an meinem Körper. Als ich ins Bett gehen wollte, habe ich ihn nach bewährter Methode in einen großen Küchenhandschuh gelegt und mit einer Wäscheklammer verschlossen.

Ich hatte am nächsten Morgen einen Termin bei einer Tierärztin mit unserem Hund. Ich nahm vorsichtig den Handschuh von der Wand und fuhr nach Wachtberg. Als ich das Tier zeigen wollte, war es leider inzwischen verstorben. Frau Dr. Krause holte ihre Sprechstundenhelferinnen herein, keiner von ihnen hatte bis dahin einen Gartenschläfer gesehen.

Natürlich war meine Freude groß, dass mich unser Hund in diesem Jahr in den Abendstunden um 21.00 Uhr auf einen kleinen Gartenschläfer an der Hauswand unseres Nachbarn aufmerksam gemacht hat.

Gartenschläfer im Wein. Foto: von Thiesenhausen

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