BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen

Ergebnisse 2021

Auch im dritten Jahr des Projekts haben wir viel erreicht:

  • Über die Meldestelle sind rund 1350 sichere Meldungen des Gartenschläfers eingegangen. Etwa 10% davon entstammen aus Nordrhein-Westfalen.
  • Über 13.000 Datensätze befinden sich mittlerweile in unserer Bilchdatenbank.
  • Auch 2021 waren wieder ca. 45 Aktive für den Bilch in Nordrhein-Westfalen unterwegs um ihn zu erfassen und zu erforschen.
  • Wir haben eine landesweite Online-Tagung zum Projekt am 14.11.2021 durchgeführt. 
  • Innerhalb des Kooperationsprojekts mit der Stadt Köln konnten weitere 107 Nistkästen im südlichen Grüngürtel ausgebracht, ein Lehrpfad auf dem Friedhof Leidenhausen konzipiert, Öffentlichkeitsarbeit ausgeweitet und erste Biotopverbundideen erstellt werden.
  • Dieses Jahr kam zum ersten Mal auch ein Dormouse Monitoring System (DoMoS) zum Einsatz. Dieses Röhrensystem besitzt mehrere Messstationen, mit denen man die Gartenschläfer wiegen, fotografieren und ihnen vorsichtig Haarproben entnehmen kann. Leider lieferten die DoMoS in NRW keine Daten.
  • Die Verbreitung des Gartenschläfers in NRW, Stand 2022:
Verbreitung des Gartenschläfers in NRW. (Rechte liegen beim Projekt "Spurensuche Gartenschläfer")

Drei Jahre Forschung - die Ergebnisse

  • Nahrungsgewohnheiten: Nach der Auswertung von 1.000 Kotproben auf die Nahrungsbestandteile hin zeigte sich ein eindeutiges Bild: In fast allen Proben fanden sich sowohl pflanzliche als auch tierische Bestandteile. Darunter einerseits süße Früchte wie Brombeere, Himbeere und Blaubeere und andererseits Gliederfüßer wie Insekten, Tausendfüßer und Spinnen. Die Bestandteile der Nahrung waren je nach Region sehr unterschiedlich, aber immer sehr vielfältig. 
  • Die Analysen zeigen zwar, dass sich der Gartenschläfer an das vorhandene Nahrungsangebot recht flexibel anpassen kann. Ein fester Bestandteil seiner Nahrung sind aber Insekten, die in fast jeder Probe nachgewiesen wurden. Deshalb ist davon auszugehen, dass der starke Rückgang der Insekten Einfluss auf die Art hat.
  • Genetik: Insgesamt wurden in der „Spurensuche Gartenschläfer“ fast 1.400 Proben von Gartenschläfern genetisch ausgewertet. Darunter Haar- und Kotproben, aber auch Proben von Totfunden. Die Analysen der Proben ergaben eindeutige genetische Unterschiede zwischen den geografisch voneinander getrennten Populationen der Gartenschläfer in Deutschland. So können die Gartenschläfer eindeutig ihren Regionen zugeordnet werden, zum Beispiel der Population im Rhein-Main-Gebiet oder einer der Populationen in Hessen. Die Unterschiede sind jedoch nicht so erheblich, dass man von verschiedenen Unterarten in Deutschland sprechen könnte. Nicht erkennbar ist in den genetischen Analysen eine Form von genetischer Verarmung – dies war eine Vermutung zu Beginn des Projekts „Spurensuche Gartenschläfer“. Hier hätte ein Grund für das Verschwinden von einzelnen Populationen liegen können. Bestätigt hat sich dies jedoch nicht.
  • Todfunde: Um dem Verschwinden des Gartenschläfers auf die Spur zu kommen, untersuchten wir auch Todesursachen sowie Krankheiten und andere Belastungen. Die bisherigen Analysen in der „Spurensuche Gartenschläfer“ zeigen keine Hinweise auf Infektionen durch Pilze, Bakterien oder Viren bei den untersuchten Totfunden. Auch Prädatoren, also natürliche Feinde, oder invasive Arten in der freien Wildbahn scheinen keine relevante Rolle auf Populationsebene zu spielen. Allerdings fallen in den Siedlungen viele Gartenschläfer den Hauskatzen zum Opfer.
  • Im Lebensraum Stadt ergaben die Untersuchungen einige Todesursachen von untergeordneter Bedeutung, die aber vermeidbar sind: 1. Das Ertrinken in Regentonnen, 2. Das Sterben in Reb- und Obstnetzen zum Schutz vor Fraß durch Vögel.
  • Die Rolle von Pestiziden wird noch intensiv untersucht. Es ist aber davon auszugehen, dass etwa der Einsatz von Rattengift in Gärten und städtischen Räumen nicht ohne Folgen für die dort lebenden Gartenschläfer ist.
  • Lebensraumnutzung: Im Rahmen der “Spurensuche Gartenschläfer” fanden aufwändige Telemetriestudien bislang im Nationalpark Harz sowie in den Städten Wiesbaden und Bonn statt. Somit konnten wir in den beiden Lebensräumen das Verhalten der Tiere und die „Habitatrequisiten“ untersuchen. Dies sind Strukturen wie sichere Schlafplätze oder Orte für die Jungenaufzucht, die die Art benötigt oder für ein Vorkommen förderlich sind. Ein Unterschied fiel besonders auf: Gartenschläfer in der Stadt haben deutlich kleinere Streifgebiete als ihre Verwandten im Wald – zum Teil sind sie nur halb so weit ausgedehnt. Vermutlich liegt das vor allem an der besseren Nahrungsverfügbarkeit in der Stadt. In beiden Lebensräumen wurde dagegen deutlich, dass die Gartenschläfer nachts für ihre Wanderungen solche Strukturen nutzen, die ihnen sowohl Schutz vor Feinden als auch Nahrung bieten. In der Stadt waren dies überwiegend breitere Hecken, im Harz waren es Felsspalten und Beerensträucher. Den Tag verbringen die Gartenschläfer in Verstecken, die einen auch hohen Schutz vor Feinden, aber auch gleichbleibende Temperaturen bieten, darunter Totholzhaufen, Hecken, Rankpflanzen an Gebäuden, Nistkästen und Gebäude.
  • Die Ergebnisse der Telemetrie weisen darauf hin, dass in der Stadt die Fassadenbegrünung, Hecken und andere Stadtnatur sowie der Erhalt alter Gebäuden entscheidend sein können, um den Gartenschläfer in diesem Lebensraum zu schützen. Im Wald können der Schutz von Felsstrukturen sowie heimische Beerensträucher dem Schutz der Art dienen.

Ausblick 2022

Hauptsächlich werden wir uns die nächsten drei Jahre dem Schutz des Gartenschläfers widmen. In 2022 wird ein Regionales Schutzkonzept finalisiert, welches auf den Ergebnissen der letzten drei Jahre fußt.

Ein Verbundprojekt

Die "Spurensuche Gartenschläfer" ist ein Gemeinschaftsprojekt der Justus-Liebig-Universität Gießen, der Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung und des BUND.

Ihre Ansprechpartnerin

Dr. Christine Thiel-Bender

Referentin Artenschutz
E-Mail schreiben Tel.: 0211 / 30 200 523

Das Projekt "Spurensuche Gartenschläfer" wurde am 14. Mai 2020 als „Projekt der UN-Dekade für Biologische Vielfalt“ ausgezeichnet. Die Jury lobt besonders, wie die Öffentlichkeit für diese kleine Tierart mitgenommen wurde – durch Medienarbeit sowie durch zahlreiche Mitmachangebote.

UN-Dekade Logo.

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