BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen

Kein Grund zur Panik: Wespen sind nützlich und meist harmlos

Etwa 630 Wespenarten gibt es in Deutschland. Manche sind nur wenige Millimeter groß, andere fast so groß wie eine Hummel. Lästig werden dem Menschen – wenn überhaupt – nur zwei Wespenarten, und zwar die "Gewöhnliche Wespe" und die "Deutsche Wespe".

Wespen sind ein wichtiger Bestandteil unserer Natur. Sie übernehmen eine wichtige Funktion als Bestäuber und vertilgen Unmengen an anderen Insekten. Ein kleiner Wespenstaat vertilgt bis zu 3.000 Fliegen, Mücken, Raupen, Motten, Spinnen und andere Kleintiere pro Tag.

Die meisten Arten leben überwiegend in Wäldern und Wiesen und bauen ihre Nester je nach Art teils in Erdhöhlen, Baumhöhlen oder auch frei hängend. Frei hängende Nester werden von selteneren, teils geschützten Arten gebaut, die keine menschlichen Nahrungsmittel anfliegen.

Von den mehreren hundert Arten in Deutschland werden den meisten Menschen vor allem die staatenbildenden Wespen auffallen. Richtig lästig werden davon nur zwei Arten - die "Deutsche" und die "Gemeine" Wespe. Auch sie bauen ihre Nester meist in Erdhöhlen, nutzen in Siedlungsnähe aber auch gerne Dachböden oder Rollladenkästen.

Lästig, aber nicht gefährlich

Die letztgenannten sind auch die einzigen Arten, die uns lästig werden, weil sie gerne an der Kaffeetafel oder am Grill vorbei schauen. Doch auch sie sind nicht von Hause aus aggressiv. Mit der Berücksichtigung einiger Verhaltensregeln sollte eine friedliche Koexistenz möglich sein.

Generell nimmt unser Insektenbestand dramatisch ab. So stehen zum Beispiel in NRW auch 52 Prozent der Wildbienen- und Wespenarten auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Durch das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) sind grundsätzlich alle Wespen vor Zerstörung der Nester, Belästigung und Tötung geschützt.

 

Umgang mit Wespen - Gelassenheit hilft

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Wann ist die Hochsaison für Wespen?

Die Saison für die Wespen beginnt in der Regel im Juni. Dann schlüpfen die ersten Arbeiterinnen und übernehmen die Versorgungsaufgaben für ihren Wespenstaat. Im August erreicht der Bestand dann sein Maximum. Ab Ende August/Mitte September fliegen - neben der Hornisse - von den heimischen Wespenarten nur noch die Deutsche und die Gemeine Wespe. Im Herbst stirbt dann die Königin und der Staat löst sich auf. Auch  die Arbeiterinnen und die Drohnen sterben noch vor Wintereinbruch.

Mal viele, mal wenig - woran liegt's?

Es gibt Jahre mit vielen Wespen und Jahre, in denen deutlich weniger umherschwirren - wie 2023. Das ist auch abhängig vom Wetter. Ist das Frühjahr verregnet, gibt es im Sommer weniger Wespen. Im Frühjahr gründet die Wespenkönigin nach der Überwinterung ihren Staat. Niedrige Temperaturen und Feuchtigkeit sind dabei Negativfaktoren, weil es zum Beispiel zu Schimmelbildung und dem Tod der Larven kommen kann. Aber auch zu hohe Temperaturen im Sommer und allgemein weniger Insekten beeinflussen die Wespenpopulation. Wespen füttern ihre Larven mit einem Brei aus zerkauten Insekten wie Blattläusen, Mücken, Spinnen und Raupen. Gibt es weniger davon, leidet auch der Wespenbestand.

Wie gelingt uns ein friedlicher Umgang mit Wespen?

Das oberste Gebot lautet: locker bleiben! Von den meisten Wespenarten werden die wenigsten etwas mitbekommen. Auch die Deutsche oder die Gemeine Wespe sind von Natur aus nicht aggressiv. Wenn der Nachwuchs mit eiweißreicher Nahrung gefüttert werden will und das natürliche Nahrungsangebot nicht ausreicht, kommen sie zwar gerne mal an der Kaffeetafel oder am Grill vorbei. Da hilft es, die Speisen abzudecken. Das gilt auch für Bier- oder Limogläser. Die Wespen anzupusten, wäre  grundfalsch. Durch diesen CO2-Stoß werden die Tierchen im Zweifel tatsächlich aggressiv. Helfen mag ein Ablenkungsmanöver, indem zum Beispiel ein alter Apfel oder anderes Obst an anderer Stelle des Balkons oder Gartens deponiert wird. Auch das Ansprühen mit Wasser soll helfen, weil die Tiere dann denken könnten, es würde regnen.

 

Was tun bei einem Wespenstich?

Für größere Kinder und Erwachsene sind einzelne Wespen- und Hornissenstiche zwar unangenehm, aber keine wirkliche Gefahr, sofern keine Allergie besteht. Schwindel, Übelkeit oder Herzrasen nach einem Stich sind allerdings Anzeichen für eine eher seltene Wespengift-Allergie - dann sollte schnellstmöglich ein (Not-)Arzt aufgesucht werden. Besonders bei verschluckten Wespen kann es durch Anschwellen der Schleimhäute auch bei Nichtallergikern zu Atemnot kommen. Falls eine Allergie bereits bekannt ist, sollten entsprechende Notfallmedikamente immer griffbereit sein.
 

Umgang mit Wespennestern

Bewohnte Wespennester sind nach dem Bundesnaturschutzgesetz grundsätzlich geschützt. Ohne einen "vernünftigen" Grund dürfen sie nicht umgesiedelt oder gar zerstört werden. Siedelt sich ein Wespenstaat jedoch an einem extrem ungünstigen Ort an oder ist ein Gefährdungsrisiko z.B. für Allergiker*innen oder Kleinkinder gegeben, helfen Profis bei der Umsiedlung.

Wenn keine akute Gefährdung von Personen vorliegt, ist es ein Fall für Fachkundige, die darin ausgebildet sind, solche Nester umweltfreundlich und tiergerecht umzusiedeln. Das kann auch der örtliche Imker sein. Auch Fachfirmen bieten sanfte Maßnahmen an. Adressen für eine Umsiedlung sind oft den Umweltämtern und/oder Naturschutzbehörden der Städte und Landkreise erhältlich.Ist Gefahr akut im Verzug, ist die Feuerwehr zuständig. 

Übrigens: Wespen besiedeln keine verlassenen Nester und bauen auch keine neuen in unmittelbarer Nachbarschaft eines alten Wohnsitzes. Deshalb ist es sinnvoll, verlassene Wespennester hängen zu lassen – so kann verhindert werden, dass die Untermieter erneut an dieser Stelle einziehen.

Asiatische Hornisse - Gewinnerin des Klimawandels

Die einheimische Hornisse ist unsere größte Wespenart. Trotz ihres imposanten Erscheinens ist sie harmlos. Hornissen besitzen wie Bienen und Wespen einen Giftstachel, den sie zum Töten ihrer Beute, und wenn es nicht anders geht zur Verteidigung einsetzen. Hornissengift ist jedoch nicht gefährlicher als Bienen- oder Wespengift. Wegen ihrer akuten Bestandsgefährdung zählt die Hornisse zu den besonders geschützten Arten. Sie darf nicht getötet, und ihr Nest darf nicht zerstört werden. Muss trotzdem ein Nest umgesiedelt werden, bedarf es dazu der Genehmigung der unteren Naturschutzbehörde.

Zu den Gewinnern des Klimawandels gehört die Asiatische Hornisse, die sich inzwischen rasant in NRW ausbreitet. Die Behörden stufen die asiatische Hornisse als potenzielle Bedrohung für heimische Bienenvölker ein, weshalb sie auf der EU-Liste der prioritären gebietsfremden invasiven Arten steht. Aufgrund der in den westlichen Nachbarländern erreichten hohen Populationsdichten besteht laut Landesumweltamt (LANUV) die Vermutung, dass der invasive Insektenjäger heimische Wildbienen oder andere Beuteinsekten im Bestand gefährden könnte und damit auch negativen Einfluss auf die Bestäuberaktivitäten haben könnte.

Um wirksame und effiziente Maßnahmen durchführen zu können, bittet das LANUV darum, jede Sichtung zu melden.

Eigenschaften und Bilder der asiatischen Hornisse sind im Neobiota-Portal des LANUV dokumentiert: neobiota.naturschutzinformationen.nrw.de/neobiota/de/arten/tiere/190771/kurzbeschreibung

Wer asiatische Hornissen beobachtet, sollte das bitte nach Möglichkeit mit einem Fotobeleg im Neobiota-Portal melden. Das geht auch mit einer Smartphone-App, mit der direkt am Fundort Standortdaten und Bildmaterial gemeldet werden können.

neobiota.naturschutzinformationen.nrw.de/neobiota/de/fundpunkte/erfassung

Alternativ geht auch eine Meldung bei der zuständigen unteren Naturschutzbehörde.

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