Neue Zahlen belegen: Lützerath-Räumung war energiewirtschaftlich überflüssig

03. Januar 2024 | Braunkohle, Energiewende, Garzweiler, Klima & Energie

Braunkohlenverstromung mit deutlichem Rückgang

Lief in 2023 selten unter Volllast: das RWE-Braunkohlenkraftwerk Neurath. [Foto: Thomas Krämerkämper] Lief in 2023 selten unter Volllast: das RWE-Braunkohlenkraftwerk Neurath. [Foto: Thomas Krämerkämper]

  • Regierung hat Braunkohlenbedarf überschätzt
  • RWE konnte Fakten schaffen
  • Symbol des Widerstands vor einem Jahr zerstört

Düsseldorf | Die Räumung und Abbaggerung der Ortschaft Lützerath im Rheinischen Braunkohlenrevier beruhten auf unzutreffenden energiewirtschaftlichen Prognosen. Das belegen nach Einschätzung des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) die aktuell vom Fraunhofer-Institut für solare Energiesysteme (ISE) auf der Plattform www.energy-charts.info veröffentlichten Jahreskennzahlen für die RWE-Braunkohlenkraftwerke. Danach sank die Menge des für die öffentliche Versorgung produzierten Stroms in den 13 RWE-Kraftwerksblöcken von 49,03 Terawattstunden (netto) in 2022 auf 33,54 TWh in 2023. Dieser Rückgang um fast ein Drittel steht im Widerspruch zu der dem „Garzweiler-Deal“ zwischen Bund, Land und RWE zugrunde gelegten Energieprognose. Diese war von einem starken Anstieg und einem längerfristig anhaltend hohem Niveau des Kohlebedarfs ausgegangen.

Dirk Jansen, Geschäftsleiter des BUND in NRW: „Auch vor diesem Hintergrund erscheint die Begründung zur Räumung und Zerstörung Lützeraths im Januar 2023 mehr als fragwürdig. Sie war schlichtweg nicht energiewirtschaftlich zu rechtfertigen. Hier sollten sich alle Beteiligten endlich ehrlich machen.“

Der BUND und andere hatten schon im Herbst 2022 das zur Begründung für die RWE-Vereinbarung zu Rate gezogenen Gutachten kritisiert. Das von BET zusammen mit der landeseigenen Gesellschaft NRW.Energy4Climate erstellte Gutachten war insbesondere für 2022 und 2023 von sehr stark steigenden Braunkohlebedarfen ausgegangen. Als Begründung wurden der russische Angriff auf die Ukraine und die damit ausgelöste Gaskrise angeführt. Andere Gutachter wie Aurora Energy Research oder die CoalExit Reasearch Group waren hingegen von deutlich geringeren Bedarfen ausgegangen.

„Die Daten zeigen, dass der Braunkohlenbedarf in 2023 sogar unter dem des Jahres 2021 lag. Die Fehleinschätzung der Landesregierung wird überdeutlich“, sagt Dirk Jansen. „RWE hat das genutzt und Fakten geschaffen. Mit Lützerath verschwand ein Symbol des Widerstands von der Landkarte.“

Trotz Protesten war am 11. Januar 2023 mit der Räumung Lützeraths begonnen worden. Allein am 14. Januar beteiligten sich 35.000 Menschen an der vom BUND zusammen mit anderen Umweltgruppen organisierten Großdemonstration.

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