BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen

Nach dem Urteil in Sachen Wölfin Gloria: So kann Herdenschutz gelingen

06. Mai 2021 | Jagd, Landwirtschaft, Naturschutz, Wolf

Der BUND begrüßt das heutige Urteil des Verwaltungsgerichts Düsseldorf zur Wölfin Gloria. Holger Sticht, Vorsitzender des BUND NRW: „Eine Tötung des Tieres war auch in keiner Weise begründet. Vor allem hätte es keinen Beitrag dazu geleistet, den Konflikt vor Ort zu entschärfen. Das Urteil sollte zum Anlass genommen werden, die Unterstützung für Tierhalter weiter zu verbessern. Denn nur ein wirksamer Herdenschutz wird einen nachhaltigen Beitrag dazu leisten, den Konflikt zu lösen und weitere Konflikte zu vermeiden.“

Schafe hinter wolfsicherem Zaun. Foto: Peter Schütte

Düsseldorf. Der Wolf gehört zu den streng zu schützenden Tierarten, das heißt seine Tötung ist grundsächlich verboten. Das nationale und europäische Artenschutzrecht lassen seine Tötung nur in Ausnahmen zu. Wie das durch das Umweltministerin Heinen-Esser in Auftrag gegebene Gutachten des DBBW (Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf) feststellte, ernähren sich Wölfin Gloria und ihr Rudel hauptsächlich von im Hünxer Wald reichlich vorhandenen Wildtieren und reißen in Abständen von mehreren Wochen gelegentlich Nutztiere auf meist nicht ausreichend gegen Wolfsübergriffe gesicherten Weiden im Wolfsgebiet Schermbeck. Gloria ist demnach keine sogenannte Problemwölfin. So konnte vom Verwaltungsgericht in Düsseldorf die Klage des Schäfers Opriel gegen den Kreis Wesel zur Abschussgenehmigung der Wölfin nur abschlägig beschieden werden.

BUND NRW und BUND Kreisgruppe Wesel fordern, möglichst zeitnah und zügig einen flächendeckenden Herdenschutz auf den Weiden im Wolfsgebiet zu ermöglichen und zu etablieren.

Holger Sticht: „Damit Herdenschutz möglichst schnell und effizient umgesetzt werden kann, sind Entscheidungen seitens des Umweltministeriums überfällig. Weidetierhalter müssen Klarheit erhalten, welche Weidetiere neben Schafe, Ziegen und Gatterwild, in die Förderrichtlinie Wolf einbezogen werden. Des weiteren müssen Weidetierhalter endlich wissen, welche Förderungen darüber hinaus gewährt werden. Da fallen zum Beispiel Kosten für den Unterhalt von Herdenschutzhunden oder den Aufbau und die Wartung der wolfsabweisenden Zäune an.“

Diese Informationen sind nötig, um sich für einen Herdenschutz zu entscheiden, der für den jeweiligen Betrieb am besten passt – dann erst macht es für Weidetierhalter Sinn, Förderanträge zu stellen. Denn erst nachdem der Förderantrag gestellt und genehmigt wurde, kann mit dem Bau der Zäune begonnen werden.

Darüber hinaus fordern BUND NRW und BUND Kreisgruppe Wesel die Förderanträge dahingehend zu vereinfachen, dass die Mehrzahl der Weidetierhalter in die Lage versetzt wird, diese ohne langwierige Beratung seitens des Kreises oder der Landwirtschaftskammer stellen zu können.

Der Erhalt der Weidetierhaltung in Anwesenheit von Wölfen ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung und muss unter gemeinsamen Anstrengungen und Kompromissen gestemmt werden. Die Weidetierhaltung ist genauso ein Bestandteil unserer Natur wie der Wolf – eine Tierart darf nicht gegen eine andere ausgespielt werden.

 

Hintergrundinformation:

Wie sieht erfolgreicher Herdenschutz aus?

Im Kreis Wesel schützen mehrere Schäfer ihre Herden bereits erfolgreich mit Herdenschutzhunden (HSH). Die Arbeit mit HSH ist allerdings nicht jedermanns Sache und insbesondere für kleinere Tierbestände nicht praktikabel.

So kann ein Blick über die Landesgrenzen hinweg nicht schaden. In Niedersachsen leitet Diplom-Geograph Peter Schütte ein Herdenschutzprojekt des Nabu, das sehr erfolgreich Weidetiere gegen Wolfsangriffe schützt. Auch in Wolfsrevieren mit nachweislich übergriffigen Wölfen wie dem Rodewalder Rüden und der Goldenstedter Wölfin.

Zusammen mit Freiwilligen und einem Zaunhersteller zäunt das Projekt bei Weidetierhaltern, die die Hilfe des Projektes annehmen. Jeder Weidetierhalter erhält eine Beratung vor Ort und es wird überprüft, ob am Weidezaun ausreichend Spannung anliegt, ohne und bei direktem Tierkontakt. Denn nur so lässt sich Wölfen beibringen, dass Weidetiere zu jagen weh tut.

Angelika Eckel von der BUND Kreisgruppe Wesel: „Ich habe mit Peter Schütte gesprochen, und er hat mir versichert, dass auf den von ihm und seinem Projekt gezäunten Weiden seit fünf Jahren keine Wolfsübergriffe auf Weidetiere mehr stattfanden.“ Ein Vorteil dieser Zäune ist, dass sie Wildtiere nicht von Weiden fernhalten: kleine Tiere passen unter dem Zaun durch, Rehe queren den Zaun in der Lücke zwischen 20 cm und 40 cm und Rotwild springt darüber. Der zusätzliche Aufwand beinhaltet für die Weidetierhalter die tägliche Zaunkontrolle und das Freimähen der unteren Zaunlitze vom Grasbewuchs.

Angelika Eckel: „Alles in allem ein Zaun-Konzept, das auch im Schermbecker Wolfsgebiet eingesetzt werden sollte. Weitere mögliche Herdenschutzmaßnahmen sind eine nächtliche Aufstallung der Tiere oder der Bau von Nachtpferchen. Der Kreis Wesel ist jetzt gefragt, überall dort, wo noch Vorschriften, z.B. in Naturschutzgebieten, gegen die Einrichtung eines entsprechenden Wolfsschutzes bestehen, diese zu überprüfen und den Nutztierhalter eine Möglichkeit zu eröffnen, ihre Herden zu schützen.“

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