„Keine Laufzeitverlängerung für belgische Uralt-AKW“

21. Juni 2023 | Atomkraft, Energiewende

BUND fordert sofortige Stilllegung der Reaktoren Tihange 3 und Doel 4

Kühltürme des Atomkraftwerks Tihange an der Maas bei Huy, Belgien. [Foto: Michielverbeek,  https://commons.wikimedia.org/wiki/user:Michielverbeek] Kühltürme des Atomkraftwerks Tihange an der Maas bei Huy, Belgien. [Foto: Michielverbeek, https://commons.wikimedia.org/wiki/user:Michielverbeek]

  • Grenzüberschreitende Konsultation beendet
  • „Umweltverträglichkeitsprüfung“ verharmlost Risiken
  • Belieferung mit Brennelementen aus Lingen endgültig stoppen

Düsseldorf | Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) lehnt die geplante Laufzeitverlängerung bis 2035 der belgischen Atomkraftwerke Tihange 3 und Doel 4 ab und fordert deren sofortige Stilllegung. Im Rahmen der grenzüberschreitenden Konsultation zur Umweltverträglichkeitsprüfung des Vorhabens warnt der Umweltverband vor unkalkulierbaren Risiken eines Weiterbetriebs der vor fast 40 Jahren in Betrieb genommenen Atommeiler. Beide Reaktoren sollten ursprünglich 2025 endgültig stillgelegt werden. Unter dem Eindruck der Invasion in der Ukraine hat die belgische Regierung beschlossen, die Laufzeit um 10 Jahre zu verlängern. Nach derzeitigen Planungen sollen beide Reaktoren nach einer technischen Überprüfung ab November 2026 wieder ans Netz gehen. Die kürzeste Entfernung der Kraftwerksstandorte zur nordrhein-westfälischen Grenze beträgt ca. 60 Kilometer (Tihange) bzw. 130 Kilometer (Doel).

Klaus Brunsmeier, Vorstand des BUND NRW: “Im Falle eines Super-GAUs wären große Teile Nordrhein-Westfalens einem radioaktiven Fallout ausgesetzt. Unabhängige wissenschaftliche Simulationen zeigen, dass im Ernstfall bei ungünstiger Wetterlage zum Beispiel Aachen zu einem langfristig für unbewohnbar erklärtem Gebiet werden könnte. Demgegenüber ist die Umweltfolgenabschätzung der belgischen Behörden lückenhaft und grob verharmlosend. Wir fordern auch die NRW-Landesregierung auf, sich nachdrücklich gegen eine Laufzeitverlängerung der Meiler gegenüber der belgischen Regierung auszusprechen.“

Die durch das pronukleare belgische Forschungsinstitut SCK CEN erstellte Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) spielt nach Ansicht des BUND die tatsächlichen Gefahren durch die AKW-Blöcke und die geplante Laufzeitverlängerung herunter. Die BUND-Stellungnahme zeigt zudem auf, dass der Stand von Wissenschaft und Technik bei den Uralt-Reaktoren selbst durch umfangreiche Nachrüstungen nicht zu erreichen ist. Der Umweltverband sieht auch die Bundesregierung in der Pflicht, alles zu unterlassen, was einen Weiterbetrieb der belgischen Atomkraftwerke möglich macht.

Dirk Jansen, Geschäftsleiter des BUND NRW:„Die Bundesregierung muss sicherstellen, dass keine Brennelemente aus deutscher Produktion mehr für belgische AKW geliefert werden. Dass belgische Reaktoren von der Brennelementefabrik in Lingen beliefert werden, obwohl der russische Staatskonzern Rosatom als Joint Venture mit dem französischen Konzern Framatome in die Produktion einsteigen will, sollte alle Alarmglocken schellen lassen. Jeder weitere Bezug von Brennelementen aus Lingen wäre auch eine Unterstützung des russischen Staates. Von solchen Abhängigkeiten muss sich Europa endlich durch einen konsequenten Umstieg auf die erneuerbaren Energien befreien.“

BUND-Stellungnahme zur geplanten Laufzeitverlängerung im Rahmen der grenzüberschreitenden Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP)

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