- Freiwillige pflanzen Hecken für Gartenschläfer
- Hecken schaffen neuen Lebensraum und Verbindungsstrukturen
- Lausacker als grünes Herzstück für BUND Projekt in Bonn
Bonn. Wo sich vor Kurzem noch Sperrmüll stapelte, wächst jetzt ein vielfältiger Lebensraum aus verschiedenen Hecken: Dafür setzte sich die Interessensgemeinschaft Lausacker und der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) Nordrhein-Westfalen ein. Im Rahmen des Projekts „Spurensuche Gartenschläfer“ pflanzten nun die Freiwilligen beider Verbände über 400 Heckenpflanzen. Die neuen Hecken sollen das gerade aufgeräumte Grundstück, welches vorher jahrelang verkommen war und wo sich der Müll stapelte, direkt lebensfreundlich für Tiere machen. Ebenso werden Hecken an strategischen Punkten für die Einwanderung von Tieren zum Lausacker hin gepflanzt werden – kleine grünen Brücken für kleine Tiere. Im Fokus steht dabei der Gartenschläfer, unser heimischer kleiner Bruder des Siebenschläfers, gut erkennbar an seiner Zorro-Maske.
Es wurden heimische Sträucher, darunter Schneeball, Holunder, Schlehe und Wildrose gepflanzt. „Unser Ziel ist es, Rückzugsräume für den stark gefährdeten Gartenschläfer zu schaffen. Er ist ganz in der Nähe des Lausackers gefunden worden und wir wollen ihm den Weg hierhin erleichtern. Der Bilch ist auf dichte Hecken angewiesen und sucht in ihnen Schutz und Nahrung. Auch viele weitere Tierarten wie die ebenfalls stark gefährdete Haselmaus profitieren davon“, erklärt Christine Thiel-Bender, Projektkoordinatorin der „Spurensuche Gartenschläfer“. Mike Moser und Tobias Gerhartsreiter von der IG Lausacker freuen sich über die vielen standorttypischen Pflanzen für das ca. 20 ha umfassende Landschaftsschutzgebiet in Graurheindorf, welches als Frischluftschneise und Freifläche im dicht bebauten urbanen Raum, u.a. von enormer Bedeutung hinsichtlich Luftreinhaltung und Stadtklima für ganz Bonn ist. „Aufgrund seiner besonderen Lage zwischen Mondorfer Bach, Rhein und Siegmündung stellt diese historisch gewachsene und extensiv genutzte Kulturlandschaft ein unverzichtbares Bindeglied dar, um die vielfältigen Biotope und Naturschutzgebiete in diesem dicht besiedelten Raum zu verbinden. Wir freuen uns nun bald auch noch den Gartenschläfer hier begrüßen zu können, wenn dieser unsere Hecken findet.“
Die „Spurensuche Gartenschläfer“ ist ein Gemeinschaftsprojekt des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der Justus-Liebig-Universität Gießen und der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung. Es wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert.
Hintergrund:
Der Gartenschläfer ist eine heimische Tierart, war aber bislang kaum bekannt und wenig erforscht. Seine Bestände in Europa und auch in Deutschland sind in den vergangenen Jahren drastisch zurückgegangen. Zum Verschwinden des Gartenschläfers untersuchte das Projektteam deshalb zunächst alle denkbaren Ursachen: von der Nahrung, möglichen Krankheiten und Fressfeinden, der Genetik bis zu Lebensräumen und Klimaveränderungen. Die Erkenntnisse helfen nun, passende Schutzaktivitäten zu erarbeiten und direkt umzusetzen. Das Ziel: das Verschwinden der Art in Deutschland verhindern. Die „Spurensuche Gartenschläfer“ wird durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums im Bundesprogramm Biologische Vielfalt gefördert.
In Nordrhein-Westfalen wies nur der Köln-Bonner-Raum in den letzten Jahren regelmäßige Nachweise des kleinen Zorros auf. Im Jahr 2019 konnten wenige neue Nachweise außerhalb der südlichen Rheinebene registriert werden — so finden wir Gartenschläfer in Nordrhein-Westfalen auch vereinzelt bei Oberhausen, Grevenbroich, Finnentrop, Radevormwald und Borbeck. Darüber hinaus sind Meldungen aus anderen Regionen schon mindestens 10 Jahre alt. Somit ist ein Vorkommen dort sehr ungewiss.
Anhand der neuen Erkenntnisse entwickelt das Team aus Wissenschaft und Naturschutz jetzt passende Schutzaktionen und setzt diese – wie aktuell durch die Heckenpflanzung – in den kommenden Monaten gemeinsam mit Partnern um. Thiel-Bender: „Wir wollen für den Gartenschläfer wieder Rückzugsräume und ein Nahrungsangebot schaffen, etwa durch Pflanzungen, durch das Zulassen von verwilderten Flächen oder konkret durch das Aufhängen von Nistkästen. Vor allem aber gilt es, die Menschen noch stärker für den Natur- und Artenschutz zu bewegen: Die Forschungsergebnisse zeigen ganz konkret auf, was jeder und jede von uns gegen das Aussterben des Gartenschläfers tun kann. Hier setzen wir jetzt an.“
Weitere Informationen:
www.bund-nrw.de/gartenschlaefer
www.gartenschlaefer.de sowie