BUND-Untersuchung belegt: Rückkehr der Wildkatzen bei Waldbröl nach 70 Jahren

03. November 2023 | Lebensräume, Naturschutz, Tiere und Pflanzen, Wälder, Wildkatze

- Europäische Wildkatze erobert nach 70 Jahren ihren angestammten Lebensraum zurück - Nachweis eines Männchens und eines Weibchens - BUND setzt sich im Projekt „Wildkatzenwälder von morgen“ in der Region für einen strukturreichen Wald ein

Wildkatze bei Waldbröl. Foto: Martin Koch.

Nach 70 Jahren gelang es dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Landesverband Nordrhein-Westfalen wieder, die Europäische Wildkatze in den Wäldern um Waldbröl nachzuweisen. Mit Hilfe von sogenannten Lockstöcken, mit Baldrian besprühten Holzpflöcken, wurden ein Männchen und ein Weibchen aufgespürt. Bei der vorangegangenen Erhebung im Jahr 2019 konnte der BUND noch keine Wildkatzen entdecken. Dieser neue Fund lässt hoffen, dass die Wälder um Waldbröl den Wildkatzen längerfristig ein Zuhause geben könnten. Er verdeutlicht die Wichtigkeit des Erhalts größerer zusammenhängender Wälder in der Region und bestätigt den regionalen Wildkatzenwegeplan –  die Schaffung von Pfaden für mittlere wandernden Tierarten.

Katharina Stenglein, Projektkoordinatorin des Wildkatzenprojekts, erklärt: „Wir haben genau hier das Monitoring durchgeführt, da die Begebenheiten für die Wildkatzen schon seit mehreren Jahren stimmen. Bisher hatten wir aber keinen einzigen Nachweis. Dabei gibt es die Wildkatze südlich der Sieg schon recht regelmäßig. Nach einigen erfolglosen Erhebungen freuen wir uns nun riesig über die diesjährigen Nachweise. Damit die Katzen hierbleiben und sich bestenfalls sogar vermehren, möchten wir in diesem Gebiet zusammen mit dem Forst die Wälder, Waldränder und Wiesen wildkatzengerecht gestalten.“

Die Tiere haben konkrete Anforderungen an ihren Lebensraum: Wildkatzen benötigen unaufgeräumte Wälder mit Totholz und Gebüsch, die ihnen als Versteckmöglichkeit und zur Jungenaufzucht dienen. Sie bevorzugen zudem strukturreiche Waldränder und angrenzende offene Flächen mit Deckung für die Mäusejagd

Auch Tatjana Puchberger vom Umweltamt Oberbergischer Kreis ist erfreut und konstatiert: „Nicht nur Wildkatzen profitieren von strukturreichen, laubholzgeprägten Wäldern. Sie sind besser vor Stürmen und Austrocknung geschützt, robuster gegenüber dem Klimawandel und widerstandfähiger gegen das Artensterben.“

Das sechsjährige Großprojekt „Wildkatzenwälder von morgen“, gefördert im Bundesprogramm Biologische Vielfalt, nimmt in Nordrhein-Westfalen vor allem die Wälder des Oberbergischen Kreises, des Rhein-Sieg-Kreises und des Sauerlands in den Fokus.

 

Pressekontakt:
Katharina Stenglein, Projektkoordinatorin Wildkatze des BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen e.V., Tel.: 0211 / 30 200 5-23, katharina.stenglein@bund.net

Dr. Christine Thiel-Bender, Artenschutzreferentin des BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen e.V., Tel.: 0211 / 30 200 5-23, christine.thiel-bender@bund.net

Ansprechpartner Oberbergischer Kreis:

Tatjana Puchberger, Umweltamt Oberbergischer Kreis, Telefon 02261 88-6722, 67UNB@obk.de

 

Hintergrund:

Im Projekt „Wildkatzenwälder von morgen“ sind neben dem BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen noch der BUND-Bundesverband, die BUNDjugend und die BUND-Landesverbände Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Hessen, Niedersachsen, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen beteiligt. Damit ist beinahe das gesamte aktuelle Verbreitungsgebiet der Art in Deutschland abgedeckt. Das Projekt wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz gefördert.

Die Europäische Wildkatze ist in Deutschland im Aufwind. Sie konnte in den letzten Jahrzehnten vielerorts wieder nachgewiesen werden, wo sie lange als ausgestorben galt. Doch noch immer fehlt sie in weiten Regionen Deutschlands und Mitteleuropas. Die Wildkatze gilt als Art Nationaler Verantwortlichkeit und wird in der Roten Liste als „gefährdet“ eingestuft. Die Wildkatze hat ihr europäisches Verbreitungszentrum in Deutschland, sodass das Land eine besondere Verantwortung für ihren Schutz trägt.

Die Chance, selbst eines der Tiere zu sehen, ist allerdings gering, denn Wildkatzen leben sehr zurückgezogen. Ihre Beute sind vor allem Mäuse. Menschen müssen vor den kleinen Katzen keine Angst haben. Im Gegenteil stellt der Mensch eine Gefahr für die Wildkatze dar. Störungen sollten vermieden werden: Wer einen Hund hat, sollte sein Tier im Wald möglichst anleinen und wer spazieren geht, sollte auf den vorgesehenen Wegen bleiben.

Die Wildkatze ist vor allem in der Eifel und im Eggegebirge und dem östlich angrenzenden Bereich zur Weser beheimatet. Vermehrte Meldungen gibt es auch aus den Wäldern des Rothaargebirges, um Arnsberg und Brilon sowie im Siebengebirge und Kottenforst-Ville.

Lockstöcke sind Holzpflöcke, welche mit Baldrianlösung besprüht werden. Die Tiere reiben sich am rauen Holz und hinterlassen dabei Haarproben, die abgesammelt werden können. Diese Haare werden genetisch analysiert und die Art und das Geschlecht somit bestimmt.

 

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie unter:

Projekt Wildkatzenwälder von morgen (bund-nrw.de) und

biodiversität - schützen.nutzen.leben: Bundesprogramm (bfn.de) 

Wildkatzenwegeplan

 

Pressefotos: www.bund.net/wildkatzenfotos, © siehe Fotobeschreibung

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