9-Euro-Ticket: NRW braucht ein direktes Nachfolgeangebot

01. August 2022 | Mobilität

Das 365 Euro-Ticket muss kommen. [Foto: Dirk Jansen]

Der nordrhein-westfälische Landesverband des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sieht die Chance, mit attraktiven Ticketpreisen und einer deutlichen Verbesserung des Angebots im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) dauerhafte Veränderungen im Mobilitätsverhalten der Bevölkerung anzustoßen. Die überaus große Nachfrage nach dem 9-Euro-Ticket belegt, dass die Menschen durchaus bereit sind, Bahnen und Busse zu nutzen, wenn die Parameter stimmen. Positiv zu bewerten ist auch, dass Verbundgrenzen beim 9-Euro-Ticket keine Rolle spielen.

Der BUND fordert: ein bundesweit gültiges 365-Euro-Jahresticket direkt im Anschluss an das 9-Euro-Ticket und dessen Verlängerung oder ein vergleichbar günstiges Angebot für Menschen mit niedrigem Einkommen. Beide Angebote sollten auch monatsweise erworben werden können.

Holger Sticht, Landesvorsitzender des BUND: „ÖPNV bundesweit und dauerhaft für einen Euro am Tag, das wäre ein guter Schritt Richtung Mobilitätswende und im Sinne der Menschen. Die aktuelle Nachfrage legt aber auch schonungslos den Finger in die Wunde, wo es beim ÖPNV in Nordrhein-Westfalen noch hakt. Fehlende Angebote im ländlichen Raum, zu geringe Taktzeiten und zu kurze Züge, vor allem bei der Beförderung der Berufspendler*innen. Hier hat der neue Landesverkehrsminister Oliver Krischer nun die Chance nachzusteuern.“

Laut Koalitionsvertrag von CDU und Grünen soll das ÖPNV-Angebot bis 2030 um 60 Prozent gesteigert werden. Dieses ambitionierte Ziel ist ein Weg in die richtige Richtung und muss umgehend realisiert werden, so der BUND. Hier müssten jetzt den Ankündigungen Taten folgen. Vorrangig sein die Verwirklichung des 15-Minuten-Taktes im S-Bahn-Netz sowie die sukzessive Einführung eines solchen Taktes im gesamten Schienenpersonennahverkehr. Darüber hinaus müsste die angekündigte landesweite Mobilitätsgarantie schnellst möglichst Realität werden und insbesondere der ländliche Raum beim Ausbau des ÖPNV noch stärker unterstützt werden. „Die Konnektivität zwischen Stadt und Land ist entscheidend für die Reduzierung des Pendleraufkommens auf den Autobahnen und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung des Individualverkehrs“ sagte Stephan Baur, Referent für zukunftsfähige Mobilität des BUND in NRW. „Das Ziel der Landesregierung muss die Verkehrsverlagerung vom Auto auf klimafreundliche Alternativen sein. Um so einen „Umsteige-Effekt“ zu erzielen, sollte der ÖPNV vor allem verlässlich, komfortabel, digitaler, sauber und barrierefrei sowie günstiger als das Autofahren sein.“

Die neue Koalition setzt sich selbst das Ziel „einen preiswerten ÖPNV für alle bereit zu stellen“ – jetzt bietet sich die Chance dieses Ziel zu verwirklichen. Daher erwartet der BUND  von Landesregierung, dass sie sich dafür einsetzt, dass ein bundesweites 365-Euro-Ticket als direkte Nachfolge zum 9-Euro-Ticket kommt und der ÖPNV in Nordrhein-Westfalen zum echten Rückgrat der Mobilitätswende wird.

Für eine nachhaltige Finanzierung der günstigen Tickets und der deutlichen Verbesserungen im ÖPNV fordert der BUND Bundesmittel und Landesmittel weiter aufzustocken. Neben der Erhöhung der Regionalisierungsmittel, wie im Koalitionsvertrag genannt, sollten über weitere Finanzierungsquellen nachgedacht werden. So könne beispielsweise Steuergeld durch Einnahmen aus der CO2-Abgabe, der Lkw-Maut, einer neuen, fahrleistungsabhängigen Pkw-Maut, einer Citymaut und erhöhte Parkgebühren direkt zur Finanzierung der Schieneninfrastruktur und dem ÖPNV genutzt werden. Zusätzlich fordert der BUND die Abschaffung aller klimaschädlichen Subventionen.

„Das Fortschreiten der Klimakrise zeigt, dass wir ein anderes Mobilitätsverhalten fördern müssen. Die Menschen sind bereit für den Umstieg. Die politisch Verantwortlichen müssen jetzt die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen“, so BUND-Verkehrsexperte Baur.


BUND-Papier zum 9-Euro-Ticket

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