BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen

Biber an der Dhünn bei Schlebusch immer noch heimisch

04. August 2022 | Biber

Bereits 2020 sind von Spaziergänger:innen an dieser Stelle Biber-Fraßspuren entdeckt worden, und ein toter Jung-Biber.

Biber in der Dhünn bei Schlebusch, Juli 2022 Biber in der Dhünn bei Schlebusch, Juli 2022  (Veronika Dunkel)

Seitdem ist einiges passiert, auch aus Biber-Perspektive: die Flutkatastrophe im Juli 2021, der Bau der Gas-Leitung bei Hummelsheim, und dann erneut ein trockener Sommer 2022, der das Eigenheim des Bibers, die Dhünn, schmaler werden lässt. Oder ist es doch eine Biber-Familie? Der tote Jung-Biber von 2020 deutete darauf hin, seitdem gab es jedoch keine neuen Hinweise. Dass mindestens ein erwachsener Biber alles überstanden hat ist inzwischen sicher, dank aktueller Fotos von Anwohnerin V. Dunkel. Und zwar noch nicht foto- oder filmtechnisch belegt, aber ebenfalls von Frau Dunkel beobachtet: ein Jung-Biber! Und diesmal (noch) lebendig. Eine sehr erfreuliche Beobachtung, es gibt also tatsächlich eine reproduktionsfähige Mini-Biber-Population an der Dhünn bei Schlebusch!

Gleichzeitig bereitet die Beobachtung Sorgen: woran der Jung-Biber vor zwei Jahren gestorben ist konnte nicht mehr festgestellt werden. Krankheiten, Stress, Giftköder, Angriff von Raubtieren wie Fuchs – und Hund. Jedenfalls aus Sicht des Bibers ist ein Hund, den er als verkappten Wolf wahrnehmen dürfte, der gefährlichste Feind, vor allem aber nicht nur für junge unerfahrene Biber. Die Elterntiere können, bedrängt oder in Sorge um ihren Nachwuchs, auch einem großen Hund böse Bißverletzungen zufügen.

Deswegen unsere Empfehlung an alle Hundebesitzer:innen: Lassen Sie, zum Schutz Ihres Hundes und zum Wohle der Familie Biber Ihren Hund gerade im Uferbereich nicht frei laufen, und lassen Sie Ihren Hund auch nicht in der Dhünn baden – auch wenn es schwer fallen dürfte, dem Hund verständlich zu machen, warum er dieses Gewohnheitsrecht, bei diesen sommerlichen Temperaturen, nicht mehr wahrnehmen darf. Er wird es nicht verstehen, aber vielleicht Sie: für den Hund gibt es noch die Alternative Planschbecken oder Gartenschlauch zu Hause, für den Biber gibt es nur die Dhünn. Und auch für viele andere „Tiere des Wassers“, wie Eisvogel, Gebirgsstelze, Bachforelle & Co., die angesichts versiegender kleiner Fließgewässer und Verkleinerung der größeren unter Stress stehen und nicht noch mehr Stress durch vier- und zweibeinige Badegäste vertragen können. Der Biber an sich ist nicht besonders anspruchsvoll, ein satter Grünstreifen links und rechts des Ufers reicht ihm schon, und wenn Menschen ihm zu sehr auf den Keks gehen, weicht er aus, z.B. indem er auf Nachtaktivität umstellt, wenn weniger Menschen unterwegs sind. Auch blöd für ihn, wenn der Familienbau gerade da gebaut wurde, wo sich regelmäßig Hunde-Badegäste treffen oder Angler ansitzen. Dann hilft auch kein Warten bis die ungebetenen Gäste weg sind, wenn die über Stunden bleiben.

Hat er sich aber trotz aller Widrigkeiten einmal an einem Ort etabliert, schafft er durch seine Baumfällaktionen und Dammbauten eine Landschaft, die ein sehr vielfältiges, bei uns seit langem nicht mehr gekanntes Naturerlebnis bietet.

Aber dazu müssen wir dem Biber gegenüber in einer verletzlichen Anfangsphase seiner Rückkehr in angestammte Reviere Toleranz zeigen und ihm den Raum (am Wasser) überlassen, den er gerade jetzt braucht. Wer mehr Naturerlebnis will als nur Bäume und Wiesen, z.B. Schwarzstorch, Libellen, Froschkonzerte, bunte Blühwiesen, der sollte ein paar Jahre Geduld mitbringen, den Biber machen lassen, dann kommt das alles von selbst.

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