BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen

Der Wolf kehrt zurück

In Nordrhein-Westfalen konnte 2009 erstmals wieder ein Wolf nachgewiesen werden. Nachdem jahrelang nur einige Durchzügler in NRW gesichtet wurden, wies das Land am 01.10.2018 das erste nordrhein-westfälische "Wolfsgebiet" im Kreis Wesel aus. Seither ist der Wolf immer weiter sesshaft geworden und mittlerweile gibt es fünf Wolfsterritorien in allen Ecken NRWs.

Der BUND setzt sich dafür ein,

  • dass Wölfe als ein akzeptierter Bestandteil unserer Natur wahrgenommen werden,
  • dass die Probleme in der Weidetierhaltung nicht alleine auf dem Rücken der Wölfe ausgetragen werden,
  • dass unbürokratischere Lösungen für Schadensfällen in der Weidetierhaltung geschaffen werden.

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Rückkehrer: Wolf

Europäischer Grauwolf. Foto: Stefan Eschweiler / Pfotenstudio.

Im Jahr 2000 vermehrten sich zum ersten Mal wieder erfolgreich Wölfe in Deutschland, nachdem sie hier als Konkurrenten der Nutztierhalter spätestens um 1900 vollständig ausgerottet worden waren. 

Laut der aktuellen jährlichen Veröffentlichung des Bundesamts für Naturschutz (BfN) gab es für das Monitoringjahr 2022/2023 in Deutschland 184 Wolfsrudel, 47 Paare und 22 Einzelwölfe, d.h. in der Summe 253 Wolfs-Territorien. Der Schwerpunkt der Verbreitung umfasst die Bundesländer Brandenburg (52), gefolgt von Niedersachsen (39) und Sachsen (38). Das Saarland ist das einzige Bundesland, in dem es 2022/23 weder territoriale Wölfe, noch Nachweise von durchwandernden Tieren gab. Anlässlich des Monitorings wurden im abgeschlossenen Monitoringjahr in den bestätigten Wolfsterritorien insgesamt 1.339 Wolfsindividuen nachgewiesen: 439 adulte Wölfe, 83 Jährlinge (Wölfe im 2. Lebensjahr) und 634 Welpen (Wölfe im 1. Lebensjahr) sowie 183 Wölfe die altersmäßig keiner dieser Gruppen eindeutig zuordenbar waren. Im Jahr 2022 wurden 147 tote Wölfe aufgefunden, wovon 111 durch Verkehrsunfälle ums Leben kamen.

In Nordrhein-Westfalen wurden für das Monitoringjahr 2022/23 wie im Monitoringjahr davor fünf Territorien registriert. Diesmal gibt es darunter allerdings nur ein Rudel mit Jungtieren in der "Förderkulisse Westmünsterland". Stand Oktober 2023 gibt es sieben ausgewiesene sogenannte "Förderkulissen" in NRW. Diese sind besetzt mit je einem Rudel in "Westmünsterland" und "Oberbergisches Land". Die anderen Territorien sind durch Einzeltiere besetzt und an NRW angrenzend gibt es ein belgisches Wolfsrudel, welches auch in der Förderkulisse "Eifel - Hohes Venn" umherstreift. 

Verbreitung der Wölfe in NRW, Stand: Monitoringjahr 2022/2023. Weitere Verbreitungsdaten auch unter: www.wolf.nrw/wolf/de/nachweise

Die Rückkehr des Wolfes ist aus Sicht des BUND kein Hinweis auf eine intakte Natur. Wölfe kommen sehr gut im ländlichen Siedlungsraum bzw. der Kulturlandschaft zurecht. Sie benötigen genügend Nahrung und Rückzugsgebiete. Dass unsere Natur keinesfalls in Ordnung ist, beweisen das dramatische Insektensterben, der Rückgang vieler Vogelarten und die Klimaerwärmung mit all ihren Folgen.

Zwei Voraussetzungen waren dennoch entscheidend für den Erfolg der selbstständigen Wiederansiedlung des Wolfes: die Jagd, die zu seiner Ausrottung geführt hatte, wurde verboten. Und es gibt inzwischen mit Wildschwein, Reh und Rothirsch - vielfach auch Damhirsch - wieder ausreichend Nahrung für den Wolf.

Doch weil Nutztiere wie Ziegen und Schafe ohne Schutzmaßnahmen mit dem geringsten Aufwand zu erbeuten sind, landen sie natürlich auch schon mal auf der Speisekarte des Wolfs.

Auch innerhalb des Naturschutzes gibt es deshalb Gesprächsbedarf, denn betroffene Nutztierherden leisten wertvolle Arbeit für den Erhalt unserer Kulturlandschaft. In NRW muss deshalb ein gut funktionierendes Wolfsmanagement kontinuierlich und zügig durchgeführt werden sowie zuverlässige Ansprechpartner vorhanden sein. 

Dafür will sich der BUND NRW auch zusammen mit Bioland NRW e.V. einsetzen. Daher haben die beiden Vereine ein gemeinsames Positionspapier veröffentlicht. Darin erkennen die beiden Organisationen an, dass die Rückkehr des Wolfes nach Deutschland eine Bereicherung für die Artenvielfalt darstellt. Weiterhin stehen die beiden Verbände ausdrücklich für die extensive Weidetierhaltung als besonders naturverträgliche Form der Landnutzung ein. Ihre Leistungen für Natur und Landschaft sind unersetzlich. Herausforderungen im Umgang mit dem Raubtier, die insbesondere die Haltung von Weidetieren betreffen, werden aber nach Ansicht der Verbände bisher nicht ausreichend politisch beantwortet.

Das Positionspapier von BUND NRW und Bioland NRW finden Sie hier: Der Wolf und die Weidewirtschaft – ein angepasstes Wolfsmanagement für Nordrhein-Westfalen

FAQ

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Ist die Rückkehr des Wolfes zu begrüßen?

Wir befürworten die Rückkehr des Wolfs. Er ist Teil unserer Ökosysteme und spielt dort auch eine wichtige Rolle. Der Erhalt der Biologischen Vielfalt ist unsere große gesellschaftliche Gemeinschaftsaufgabe – und der Wolf gehört dazu.

Welche Rolle spielt der Wolf im Ökosystem?

Wölfe besetzen in unserm Ökosystem die Rolle der großen Beutegreifer. Die Evolution brachte Beutegreifer und ihre Beute in ein ausgeglichenes Verhältnis. Die Ausrottung des Wolfes brachte diese eingespielten Wechselbeziehungen innerhalb der europäischen Ökosysteme durcheinander.

Wölfe sind bei der Wahl ihrer Beute sehr anpassungsfähig, jagen aber hauptsächlich Huftiere. In Mitteleuropa jagen Wölfe vor allem Rothirsche, Rehe und Gämsen und Wildschweine. Mitunter töten sie andere kleine Beutegreifer, Nutztiere und Kleinsäuger oder fressen Aas.

Nach allem, was wir derzeit über Wölfe in Mitteleuropa wissen, sind sie nicht in der Lage, die Populationsgrößen von wilden Huftierbeständen zu beeinflussen. Aber es gibt zahlreiche Hinweise darauf, dass der Wolf das Verhalten und die Raumnutzungsmuster von wilden Huftieren verändern kann. Dies könnte dazu führen, dass wilde Huftiere weiter und öfter im Gebiet verteilt werden, sodass sich die Verbisssituation aus forstwirtschaftlicher Sicht entspannen könnte.

Ein menschlicher Jäger entnimmt ein erlegtes Tier komplett dem Ökosystem. Der Wolf frisst meist nicht seine gesamte Beute auf einmal. Übrig gelassene Kadaver sind für viele Aasfresser eine wichtige Nahrungsquelle. Destruenten (Bakterien, Pilze, Würmer, Käfer) zersetzen das restliche Aas. Mit ihrer Hilfe wird aus dem toten Material nährstoffreiche Erde, die Grundlage für neues Pflanzenwachstum ist. Mit der Anwesenheit des Wolfes wird deshalb das Nahrungsnetz grösser, da die Nutznießer (Tiere als auch Pflanzen) wiederum eine Nahrungsgrundlage für andere Tiere darstellen. Insgesamt profitieren auf diese Weise Lebensgemeinschaften von Bakterien, Weichtieren, Insekten, Vögeln bis hin zu Säugetieren. Generell ist davon auszugehen, dass mit der Rückkehr des Wolfes in von großen Pflanzenfressern dominierten Lebensräumen die Artenvielfalt auf Dauer zunehmen wird.

Warum sollte ein Wolf geschossen werden?

Die Tötung von Wölfen unterliegt der europäischen und deutschen Gesetzgebung. Ohne triftigen Grund ist dies nicht zulässig. Eine stichhaltige Begründung mit vorheriger Abwägung der anderen Möglichkeiten, wie Vergrämung und standardisiertem Herdenschutz, muss unabdingbar vor dem Beschluss des Abschusses eines Wolfes stehen.

Als oberstes Ziel muss es uns als Gesellschaft gelingen, ein Zusammenleben von Wolf und Haus- und Weidetierhaltung zu erreichen. Die Bewertung von Wölfen als „Problemwolf“ lehnen wir ab, denn die meisten Übergriffe auf Weidetiere finden in neuen Wolfsgebieten statt – dort wo der Mensch sich noch nicht auf den Wolf eingestellt hat. Ein Wolf frisst das, was er am leichtesten bekommen kann und er lernt schnell, dass ungeschützte Weidetiere leichte Beute sind. Er ist daher kein „Problemwolf“, sondern ein ganz normaler Wolf. Der Abschuss eines Wolfes bringt im Anschluss sogar oft größere Probleme mit sich, da ein neuer Wolf die gleichen Schwachstellen im Herdenschutz finden wird oder sogar unselbstständige und unerfahrene Jungwölfe zurückgelassen werden können.

Was ist wenn ein Wolf immer wieder in menschlicher Nähe gesichtet wird?

Wölfe können in unserer heutigen Kulturlandschaft gut leben. Sie sind sehr anpassungsfähig an ihre Umgebung und finden in unseren Wäldern reichlich wilde Huftiere als Nahrung.

Da Wölfe Beutegreifer sind, entspricht ihr Verhalten nicht dem von Fluchttieren wie etwa dem Reh. So können wir Menschen auch einen Wolf zu Gesicht bekommen, wenn dieser etwa auf Erkundungstour ist. Gerade junge Wölfe, die sich ein neues Revier suchen, sind öfters tagsüber unterwegs und auch in Gegenden, die wir als eher untypisch für Wölfe erachten würden. Denn sie können ja nicht wissen, dass sie auf ein Dorf stoßen, wenn sie weiter geradeaus laufen. Häuser sind Strukturen in der Umgebung, die der Wolf auch nicht meiden will, da er erst einmal keine Assoziation damit hat. Trifft der Wolf aber dort auf einen Menschen so muss der Wolf erst einmal die Lage einschätzen. Er ist eben kein Fluchttier und flieht daher nicht sofort. Er wittert, er schätzt ein und wenn die Lage nicht lebensbedrohlich erscheint (und wir Menschen passen nicht in sein „Beuteschema“), so wird er langsam und entspannt das Weite suchen.

Sollte auch mal ein ansässiger Wolf am Dorfrand oder nah eines Hauses gesehen werden, so bedeutet dies auch noch nicht, dass er „seine Scheu“ verloren hat. Dies bedeutet eher, dass es sich für ihn lohnt dort zu sein (meist ist es Futter). Die Lage sollte dann daraufhin überprüft werden.

Laut der neuen NINA-Studie haben sich seit dem Jahr 2002 bis 2020 in Europa nur 7 Zwischenfälle mit Wölfen und Menschen ereignet, keiner davon tödlich. Und das bei 15.000 bis 20.000 Wölfen in Europa.

Ein Wolf hat die Scheu vor Menschen verloren, wenn er ihnen immer wieder aktiv näher kommt und beispielsweise um Futter bettelt. Diese Situation kann gefährlich werden und muss sofort gemeldet werden.

Was bedeutet die Anwesenheit des Wolfs für den Herdenschutz?

Ein effektiver Herdenschutz ist die Voraussetzung für ein Zusammenleben mit dem Wolf. Die Rückkehr des Wolfes bringt die Aufgabe des Herdenschutzes bei der Weidehaltung automatisch mit sich. Diese neue Aufgabe muss erlernt werden. Dabei wollen wir gerne unterstützen, denn auch wir sind Schafhalter auf wertvollen ökologischen Flächen und würden uns einen Austausch mit anderen Weidetierhaltern wünschen.

Es ist wichtig, dass die Landesregierung unbürokratisch und schnell bei der finanziellen Unterstützung der Herdenschutzmaßnahmen hilft. Denn auch wenn es eine Billigkeitsleistung des Landes ist, so ist doch demokratisch vor über 20 Jahren auf EU-politischer Ebene beschlossen worden, dass wir Wölfe und Weidetiere in Europa fördern und schützen wollen.

Was bedeutet die Rückkehr des Wolfes für uns als Menschen?

Nach Auffassung des BUND NRW ist es ein Erfolg für den Natur- und Artenschutz, wenn der einstmals hier ausgerottete Wolf wieder sesshaft wird. Aber die Sorgen und Ängste vieler Menschen über die Rückkehr dieses Beutegreifers, der hier über 100 Jahre nicht mehr gesehen wurde, müssen ernst genommen werden! Die extensive, ökologisch sinnvolle Nutzung und Pflege von Grünlandbiotopen ist nur mit Weidetieren möglich. Hier müssen Landwirtschaft und Naturschutz, der als Tierhalter selbst betroffen ist, zusammenarbeiten, um den Schutz der Weidetiere zu verbessern. Ziel der Arbeit aller Behörden und Verbände muss es aus Sicht des BUND sein, ein möglichst konfliktarmes Nebeneinander von Mensch und Wolf zu erreichen. Dafür betreibt der BUND landesweit und mit seinen Gruppen vor Ort umfangreiche Informations- und Öffentlichkeitsarbeit.

Weitere Informationen

Anläßlich der Umweltministerkonferenz am 29.11.2023 hat der BUND eine Stellungnahme zum erleichterten Wolfsabschuss abgegeben.

Das gemeinsame Positionspapier von BUND NRW und Bioland NRW finden Sie hier: Der Wolf und die Weidewirtschaft – ein angepasstes Wolfsmanagement für Nordrhein-Westfalen

Das gemeinsame Positionspapier aus dem Jahr 2017: Weidetierhaltung & Wolf in Deutschland - Eckpunkte für ein konfliktarmes Miteinander

Förderrichtlinien Wolf. Richtlinien über die Gewährung von Billigkeitsleistungen und Zuwendungen zur Minderung oder Vermeidung von durch den Wolf verursachten wirtschaftlichen Belastungen: hier

Wolfsmanagementplan für NRW. Handlungsleitfaden für das Auftauchen einzelner Wölfe. Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen. Recklinghausen 2016: Download

Wolfs-Seite des Landes NRW: www.wolf.nrw.de

Die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolfhttps://www.dbb-wolf.de

Die Broschüre "Leben mit Wölfen" des BfN: Download

     

Ansprechpartner

Adalbert Niemeyer-Lüllwitz, BUND-Arbeitsgruppe Wolf, Email

Dr. Christine Thiel-Bender, Landesverband NRW, Email

BUND-Kreisgruppe Wesel, Angelika Eckel/Günther Rinke, Email, Tel. 02853-693582, https://www.bund-wesel.de/rueckkehr-des-wolfes-in-den-kreis-wesel/

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