BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen

Lichtverschmutzung

Wenn es Nacht wird, gehen überall die Lichter an: Straßenlaternen, Autoscheinwerfer, Leuchtreklame oder leuchtende Spots auf historische Gebäude und Denkmäler. So wird das nächtliche Stadt- und Landschaftsbild stark verändert – mit negativen Auswirkungen für Mensch und Natur. Dabei kann Lichtverschmutzung mit einfachen Maßnahmen deutlich verringert werden.

Warum wir Dunkelheit brauchen

Lichtverschmutzung beschreibt die Aufhellung des Nachthimmels durch künstliche Lichtquellen. Durch LEDs wird mehr Licht billiger verfügbar. Der jährliche Zuwachs der Lichtverschmutzung beträgt in Deutschland schätzungsweise sechs Prozent. Ein großer Teil davon stammt von ineffektiven und schlecht konstruierte Lichtquellen. So wird unnötig nicht nur eine Menge Energie verschwendet, sondern auch der Tag-Nacht-Rhythmus von uns Menschen und anderen Organismen gestört. Eine besondere Gefahr stellt die nächtliche Beleuchtung für nachtaktive Insekten dar.

Auswirkungen auf Menschen

Der natürliche Wechsel aus Tag und Nacht hat im Laufe der Evolution zu vielfältigen Anpassungen im Tier- und Pflanzenreich geführt. So gibt es beispielsweise tagaktive, dämmerungsaktive und nachtaktive Tiere. Tagaktive Lebewesen wie der Mensch nutzen die Dunkelheit der Nacht zur Ruhe und Regeneration. Der Biorhythmus von Säugetieren wird in Abhängigkeit des Lichts von bestimmten Hormonen, v.a. Melatonin, gesteuert. Zu viel künstliches Licht unterdrückt die Produktion des „Schlafhormons“ Melatonin, wodurch die innere Uhr des Menschen gestört wird. Dies kann wiederum zu Schlafstörungen führen.
Der Blick auf den Sternenhimmel bleibt in den schlaflosen Nächten ebenfalls verwehrt: In hellen Großstädten kann man mittlerweile nur noch wenige helle Sterne erkennen, während ein dunkler Landhimmel mehrere tausend Sterne zeigt.  

Auswirkungen auf Insekten

Etwa zwei Drittel der in Deutschland vorkommenden Insekten sind nachtaktiv und viele davon sind gefährdet. Straßenlaternen und Gebäudestrahler ziehen diese an, wodurch die Tiere an Erschöpfung verenden oder ihre Orientierung verlieren.

Nachtaktive, flugfähige Insekten orientieren sich nachts normalerweise am schwachen Licht der Gestirne. Nachtfaltern reicht beispielsweise die geringe Helligkeit des Mondes von nur 0,002 bis 0,4 Lux für die Futter- und Partnersuche. Künstliche Lichtquellen, wie Straßenlaternen oder Außenbeleuchtung an Gebäuden, üben auf viele Insekten eine große Anziehungskraft aus und locken sie aus ihren natürlichen Lebensräumen. Sie können sich an den Lampen weder fortpflanzen, noch Eier ablegen oder Nahrung aufnehmen. Besonders Lichtquellen mit einem hohen UV-Anteil locken zahlreiche Nachtfalter und andere nachtaktive Insekten an. Die Tiere steuern gezielt auf die Lampen zu und umkreisen diese teilweise bis zur totalen Erschöpfung. Die geschwächten Insekten werden im Laufe der Nacht oder bei Tagesanbruch massenhaft Opfer verschiedener Insektenfresser wie Spitzmäusen, Igeln, Kröten, Spinnen oder Vögeln. Bei undichten Lampengehäusen sterben zudem viele Tiere durch den direkten Kontakt mit den heißen Leuchtmitteln.

Auswirkungen auf Vögel

Durch künstliche Lichtquellen wird die Orientierung von nachtaktiven Vögeln gestört. Viele Vögel kollidieren nachts beispielsweise mit beleuchteten Hochhäusern und verenden qualvoll. Zugvögel werden von ihren gewohnten Routen abgelenkt und fliegen dadurch mitunter weite Umwege. Singvögel verändern durch die nächtliche Dauerbeleuchtung ihr Sing- und Fortpflanzungsverhalten. Beispielsweise fangen die Männchen einiger Singvogelarten durch nächtliches Kunstlicht (z. B. Straßenbeleuchtung) morgens früher an zu singen und weibliche Blaumeisen beginnen eher mit dem Brutgeschäft. Die verfrühte Eiablage kann für den Meisen-Nachwuchs kritisch werden, wenn die Phase des höchsten Nahrungsbedarfs nicht mehr mit dem Zeitpunkt der maximalen Nahrungsverfügbarkeit übereinstimmt.

Auswirkungen auf Fische

Grell beleuchtete Brücken können nachts zu unüberwindbaren Hindernissen für Fische werden. Solche Lichtbarrieren können beispielsweise die Laichwanderungen einiger Fische wie Aale behindern.

Auswirkungen auf Pflanzen

Der Wachstumszyklus von Pflanzen wird durch nächtliches Kunstlicht beeinflusst. Laubbäume können im Herbst beispielsweise ihre Blätter später verlieren und so anfälliger für Frostschäden werden. 

Lichtverschmutzung vermeiden

Die gute Nachricht ist: Kaum ein Problem kann so einfach reduziert werden wie die Lichtverschmutzung. Kommunen haben es hier selbst in der Hand, zu insektenverträglichen Beleuchtungsanlagen zu wechseln. Der BUND fordert deshalb auch, den Kommunen verbindlich die Aufstellung kommunaler Lichtmanagementpläne vorzuschreiben. Auch auf privaten Grundstück kann man hier aktiv werden. Wer mit bernsteinfarbenen LEDs und reduzierter Helligkeit beleuchtet, schont die Umwelt doppelt: Das spart Strom und schützt die heimischen Tiere und Pflanzen.


 

Der BUND empfiehlt:

  • Insektenschonende Leuchtmittel einsetzen (keine, bzw. möglichst geringe Blauanteile, insektenschonende Lichter wirken auf unser Auge oft eher gelblich)
  • Durch die Form der Lampengehäuse unnötige Lichtemissionen vermeiden. Möglichst niedrige Anbringung, um weite Abstrahlung in die Umgebung zu verhindern
  • Einsatz vollständig abgeschlossener Lampengehäuse gegen das Eindringen von Insekten
  • Gehäuse verwenden, deren Oberflächen nicht heißer als 60°C werden
  • Einbau von Zeitschaltuhren und Bewegungsmeldern
  • Insgesamt sparsame Verwendung (Anzahl der Lampen und Leuchtstärke) von Außenbeleuchtung, insbesondere in der Nähe von insektenreichen Lebensräumen

     

BUND-Bestellkorb