BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen

Rückkehrer willkommen

Neben dem Wolf gibt es weitere, in NRW ursprünglich flächendeckend verbreitete Säugetierarten, die durch den Menschen ausgerottet worden waren und nun zurückkehren oder bereits zurück sind. Entscheidender Grund war fast immer das Verbot der Jagd. Aber nicht jede Art konnte oder kann es aus eigener Kraft schaffen. Ein Zusammenleben ist mit allen Arten möglich und für unser Naturerbe wesentlich.

Biber

Biber. Foto: Pixabay.

Durch Bejagung wurde der Biber in NRW Mitte des 19. Jahrhunderts ausgerottet. Dank von Wiederansiedlungsprojekten in der Nordeifel (1981) und am Niederrhein (2002) konnte der Biber nach NRW zurückkehren. Von dort ausgehend breitet er sich nun selbständig wieder in Nordrhein-Westfalen aus. Mittlerweile kommt er nicht nur an der Rur und am Niederrhein, sondern punktuell auch wieder an Lippe, Ems, Sieg, Weser, Wupper und Niers vor.  mehr

Europäische Wildkatze

Wildkatze im Baum. Foto Achim Baumgartner.

Die Europäische Wildkatze überlebte die Verfolgung durch den Menschen bis in die 1930er nur mit bescheidenen Restpopulationen in Teilen der Eifel und dem Harz. Bis zu Beginn des neuen Jahrtausends galt sie als sehr selten in unseren Wäldern. Dank gezielter Schutzmaßnahmen u.a. des BUND breitet sie sich seither in weiten Teilen Deutschlands wieder aus. mehr

Fischotter

Fischotter. Foto: Pixaby.

Durch Verfolgung und Lebensraumzerstörung wurde der Fischotter in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in NRW ausgerottet. 2007 konnte eine kleine Population im westlichen Münsterland entdeckt werden, die wohl von aus Niedersachsen eingewanderten Tieren begründet wurde. Seitdem sind Fischotter auch wieder in den Kreisen Herford, Steinfurt und Wesel festgestellt worden.

Luchs

Luchs. Foto: Pixabay.

Der Luchs wurde im 18. Jahrhundert in NRW – und zeitgleich in Mitteleuropa - durch Bejagung ausgerottet. Zwischen 2004 und 2018 gelangen immer wieder Nachweise von Luchsen, so im Teutoburger Wald, Arnsberger Wald, in der Nordeifel und im Rothaargebirge. Es handelte sich um einzelne Tiere, die möglicherweise aus kleinen Wiederansiedlungsgebieten (u.a. Harz, Rhön oder Pfälzerwald) eingewandert waren. Weil eine Ausbreitung bislang nur erfolgreich war, wenn die Neuansiedlung mit einer etablierten Population im Austausch stand, ist eine selbständige Wiederansiedlung des Luchses in absehbarer Zeit leider kaum zu erwarten. Dies auch, weil er in hohem Maße illegaler Verfolgung ausgesetzt ist. 

Wisent

Wisent. Foto: Pixabay.

Beim Europäischen Wildpferd und beim Ur kam der Artenschutz zu spät, weil der Mensch sie bereits in der frühen Neuzeit ausgerottet hatte. Der Wisent überlebte nur in Zoos und Tiergehegen. So konnten nur wenige Tiere die Grundlage für das inzwischen europaweit aktive Erhaltungszuchtprogramm bilden. Dank des Vereins Wisentwelt Wittgenstein war NRW in Deutschland Pionier eines Wiederansiedlungsprojekts für den Wisent: eine Herde streift seit 2013 wieder frei durch Wälder des Kreises Siegen-Wittgensteins. Allerdings ist das Projekt durch juristische Auseinandersetzungen mit benachbarten Waldbesitzern akut gefährdet.   

Wolf

Wolf. Foto: Pixabay.

Gleich dem Luchs wurde auch der Wolf deutschlandweit ausgerottet. In Nordrhein-Westfalen konnte 2009 erstmals wieder ein Wolf nachgewiesen werden. Nachdem jahrelang nur einige Durchzügler in NRW gesichtet wurden, wies das Land am 01.10.2018 das erste nordrhein-westfälische "Wolfsgebiet" im Kreis Wesel aus. Seither ist der Wolf immer weiter sesshaft geworden und mittlerweile gibt es fünf Wolfsterritorien in allen Ecken NRWs. mehr

Außenseiter Wildschwein

Wildschwein. Foto: Pixabay.

Auch das Wildschwein war in weiten Teilen Deutschlands in den 1930er Jahren durch Bejagung ausgerottet. So gab es beispielsweise in Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein um 1940 keine Wildschweine mehr. In NRW hatte es in mehreren kleinen, voneinander isolierten Gebieten überleben können. Von dort aus startete nach dem Zweiten Weltkrieg die selbständige Wiederbesiedlung, die bis heute anhält – obwohl das Wildschwein nie unter Schutz stand.

Diese Erfolgsgeschichte hat mehrere Ursachen. Die Jagd war in den Nachkriegjahren stark eingeschränkt, sodass sich die kleinen Restpopulationen erholen konnten. Dazu trug auch die natürlicherweise hohe Nachkommenschaft beim Wildschwein bei, die allerdings erforderlich ist, um die in harten Wintern hohe Verlustrate auszugleichen. In den letzten Jahrzehnten wirkte sich vor allem die gestiegene Nahrungsverfügbarkeit positiv aus – nicht nur auf den landwirtschaftlichen Nutzflächen, sondern auch im Wald durch die gehäufte Fruchtbildung bei Eiche und Buche. Und die Jagd dient längst in erster Linie der Freibeschäftigung, zu der auch die Hege zählt. Die französische, nach der leitenden Wissenschaftlerin benannte „Servanty-Studie“ von 2009 belegt anhand 22 Jahre währender Forschung, dass die Reproduktionsrate in nicht bejagten Beständen niedriger als in bejagten liegt. Darauf deutet auch die Jagdstrecke (durch Jäger pro Jagdjahr getötete Tiere) hin: beim Wildschwein nimmt sie in NRW bei nahezu flächendeckender Jagd im Außenbereich kontinuierlich zu, während die Zahl der Konflikte steigt.

Inzwischen hat das Wildschwein sogar ein „Image-Problem“. Dabei ist es eine wichtige Schlüsselart in unseren Ökosystemen, u.a. weil sie durch ihre Wühltätigkeit Rohböden schafft, die für zahllose Artengemeinschaften, z.B. für konkurrenzschwache Pionierpflanzen, unersetzlicher Lebensraum sind.

Die Konflikte mit der Landwirtschaft können – mit mehr Aufwand, aber dafür effektiv – durch mobile Elektrozäune deutlich gemindert werden. Zunehmend rücken Wildschweine aber auch dem Menschen „auf die Pelle“. Denn die intelligenten Tiere lernen schnell, dass die befriedeten Siedlungsbereiche für sie sicherer sind als der Außenbereich, wo sie meist stark verfolgt werden. Die Lösung der Probleme ist neben der Anpassung der Zaunanlagen auch die Beschränkung der Jagd auf Randzonen des Außenbereichs, und auch hier auf höchstens einjährige Tiere.

 

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