BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen

Für den Nationalpark Senne

Seit langem setzt sich der BUND für die Schaffung eines zweiten NRW-Nationalparks ein. Doch einem Nationalpark Senne droht jetzt ein Rückschlag: Die schwarz-gelbe Landesregierung will ihn aus dem Landesentwicklungsplan streichen.

BUND-Resolution: Nationalpark ist der beste Schutz für die Senne!

Gemeinsam für einen Nationalpark Senne. (D. Jansen)

Die Landesdelegiertenversammlung des BUND NRW e.V. hat am 10. Juni 2018 in Münster einstimmig eine Resolution verabschiedet, die sich gegen die Streichung des Nationalparks Senne aus dem Landesentwicklungsplan wendet. Die Resolution im Wortlaut:

Der Landesverband des BUND wendet sich mit Entschiedenheit gegen die geplante Streichung des Nationalparks Senne aus dem Landesentwicklungsplan (LEP). Mit der vorgelegten Neufassung des LEP will die Landesregierung die Türen für einen grenzenlosen Natur- und Landschaftsverbrauch weit öffnen. Dazu passt es, dass die Option für einen möglichen Nationalpark Senne aus dem Landesentwicklungsplan ohne Begründung gestrichen werden soll. Aktuell legt der LEP dazu noch fest, „dass die für den Naturschutz festgelegten Gebiete auf dem Truppenübungsplatz Senne am Teutoburger Wald so zu erhalten sind, dass die Unterschutzstellung als Nationalpark möglich ist“. 

Bis zum Jahre 2020 wollen die britischen Truppen wie angekündigt Deutschland verlassen. Deshalb muss jetzt der notwendige Schutz der Senne nach einer möglichen Beendigung der militärischen Nutzung auf den Weg gebracht werden. Für diesen Fall unterstützen alle vorliegenden naturschutzfachlichen Studien zur Senne eine Nationalparkausweisung. So wird nach einem Gutachten des LANUV und einem aktuellen, in diesem Jahr veröffentlichten neuen Fachgutachten die Eignung der Senne als Nationalpark naturschutzfachlich nachgewiesen. Festgehalten wird in den Gutachten auch, dass bei Abwägung der verschiedenen Schutzinstrumente eine Nationalpark-Ausweisung den zweifelsfrei besten Schutz für dieses in NRW einzigartige Naturgebiet bringen wird.

Mit der jetzt angekündigten Streichung der Nationalpark-Option im LEP ignoriert die Landesregierung diese überzeugenden Fachgutachten. Sie will eine ideologisch gegründete Vorentscheidung für die Zeit nach einer militärischen Nutzung auf den Weg bringen.  

Dieses Vorgehen der Landesregierung setzt den Schutz eines einzigartigen Naturgebietes von nationaler und internationaler Bedeutung aufs Spiel. Sie verspielt unser Naturerbe und zerstört ein Stück Heimat. Der BUND NRW wendet sich deshalb mit Entschiedenheit gegen die geplante Änderung des Landesentwicklungsplans! Die Senne muss als besonders wertvolles Natur- und Wildnisgebiet langfristig einer ökonomischen Nutzung entzogen werden.

Die im Landtag vertretenen Parteien werden aufgefordert, einem möglichen Ausverkauf der einzigartigen Senne-Natur entgegen zu treten. Der BUND ist weiterhin der Überzeugung, dass eine Nationalpark-Ausweisung die einzig angemessene und wirkungsvolle Schutzkategorie für das Gebiet des Truppenübungsplatzes darstellt. Der BUND fordert deshalb die Landesregierung auf, die angekündigte Prüfung nach naturschutzfachlichen Kriterien durchzuführen und nicht mit ideologisch begründeten Vorfestlegungen zu belasten.  

Hintergrund "Naturparadies Senne"

Die Senne.  (Dirk Jansen)

Bereits 1991 fasste der Düsseldorfer Landtag einen einstimmigen Beschluss zur Einrichtung eines Nationalparks in der Senne nach Einstellung des Militärs. Der Koalitionsvertrag der Landesregierung von 2011 enthält ebenfalls das Bekenntnis zu einem zweiten Nationalpark für NRW.

Der erste Anlauf für einen Nationalpark Teutoburger Wald-Eggegebirge-Senne war in 2012 an parteipolitischem Hickhack bzw. erfolglos moderierten Eigentümerinteressen gescheitert. Der Fokus richtete sich fortan allein auf den Truppenübungsplatz Senne, der bis heute durch die Britischen Streitkräfte genutzt wird. Ein Abzug der Streitkräfte wird für 2019 erwartet, eine offizielle Ankündigung hierzu fehlt bisher. Auch fehlt bisher eine Erklärung der zuständigen Bundesverteidigungsministerin, den Truppenübungsplatz, der nach Aufgabe der britischen Streitkräfte erstmal an den Eigentümer Bundesrepublik fiele, nicht weiter zu nutzen.

Der Truppenübungsplatz Senne ist das größte und wertvollste Schutzgebiet Nordrhein-Westfalens. Auf rund 11.000 Hektar tummelt sich noch eine einzigartige biologische Vielfalt: über 1.000 gefährdete Tier-, Pflanzen- und Pilzarten kommen in den Heiden, Sandmagerrasen, Mooren, Gewässern und Wäldern der Senne vor. Die militärische Nutzung fungierte über Generationen hinweg als Schutzschild gegenüber Gewerbe-, Wohnungs- und Straßenbau sowie intensiver Land- und Forstwirtschaft. Ein Großteil ist inzwischen als Fauna-Flora-Habitat-Gebiet sowie als Vogelschutzgebiet international geschützt.

Im Juli 2014 bestätigte ein Gutachten des Landesamts für Naturschutz, Umwelt- und Verbraucherschutz NRW (LANUV) im Auftrag des Landesumweltministeriums die Eignung des Truppenübungsplatzes Senne als Nationalpark. 57 % der Fläche könnte der natürlichen Dynamik überlassen werden, die restlichen 43 % bestehen aus geschützten Kulturlandschaftsbiotopen, die weiterhin naturschutzfachlich zu betreuen sind. Damit könnte der nationale Anspruch, auf mindestens der Hälfte des Nationalparks „Natur Natur sein zu lassen“, erfüllt werden. Und bei möglichen Erweiterungen in der Zukunft besteht zudem die Chance, auch den internationalen Kriterien, nach welchen mindestens drei Viertel der Fläche ohne menschliche Steuerung auskommen müssen, zu entsprechen.

Die BUND-Regionalgruppe Ostwestfalen-Lippe mit den direkt betroffenen Kreisgruppen Gütersloh, Paderborn und Lippe engagiert sich in der Region für den Nationalpark Senne. Zudem betreiben sie gemeinsam mit anderen Naturschutzverbänden und dem Förderverein Nationalpark Senne-Eggegebirge die Koordinierungsstelle Nationalpark.

 

JA zum Nationalpark in OWL.  (Dirk Jansen)

Mehr Infos

Was macht die Senne so einzigartig? Das 8-seitige Hintergrund-Papier fasst die Fakten über dieses einzigartige Gebiet zusammen.

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Nationalpark Koordinierungsstelle

 (Adalbert Niemeyer-Lüllwitz)

Wildnisentwicklung mit großen Weidetieren?

Fachtagung von NUA und BUND in der Senne tauscht Erfahrungen aus und diskutiert Perspektiven für eine "Sennegeti". 

27.10.2017 | Bei der Pflege von Kulturlandschaften, aber auch für die Entwicklung von Wildnis können große Weidetiere wirksam helfen. Besonders auf großen Flächen lassen sich damit effizient und nachhaltig Naturschutzziele erreichen. Das ist Ergebnis einer Fachtagung, zu der im September NUA, BUND, Biologische Station Paderborn-Senne und Bundesforstbetrieb Rhein-Weser nach Paderborn eingeladen hatten. Zwei Tage haben hier Referenten aus ganz Deutschland den Einsatz von Weidetieren im Naturschutz erörtert.  mehr

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