BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen
Stockaustrieb an einem Stamm, der vor längerer Zeit von einem Biber gefällt wurde.

Biber - ein Baumeister als "Ökoingenieur"

Bauen für den Artenreichtum

Biber sind Ökosystemingenieure und Schlüsselarten, gestalten die Landschaft nach ihren Bedürfnissen und fördern damit den Arten- und Individuenreichtum entlang von Gewässern. Sie sind dabei "Motoren" der Biodiversität: die Anzahl der Frösche und Molche steigt um mehr als das Tausendfache, die Artenzahl der Libellen und Heuschrecken versiebenfacht sich...

Biber sind die "Motoren" der Biodiversität.

Was genau macht der Biber und wie entsteht daraus Artenreichtum?

Biberaue in Polen Biberaue in Polen  (Margret Bunzel-Drüke)

Biber bauen Dämme, um Wasser zu stauen, es entstehen Biberteiche, also Stillgewässer inmitten des Fließgewässers. Die Staunässe führt zum Absterben der Bäume: es entsteht eine offene Wasserfläche mit Verlandungszonen, offenen Schlammflächen, Unterwasserpflanzen, Röhrichten und Rieden (Pflanzengemeinschaften im Uferbereich).

Durch das Fällen der Bäume entstehen offene Lichtungen im Wald. Mehr Licht gelangt an den Boden  und die Anzahl der Blütenpflanzen, wie Gräser und Kräuter, steigt explosionsartig. Von einer Vielzahl dieser Pflanzenarten lebt der Biber insbesondere im Sommer: Er beweidet diese Flächen regelrecht, je nach Untergrund und Geländeniveau, sowohl die nassen als auch trockenen Wiesen und Heiden.

Rothirsch  (Dr. Hanns G. Noppeney)

Aber nicht nur der Biber: Auch Hirsche - vor ihrer mittelalterlichen Ausrottung auch Elche, Ure, Pferde und Wisente - werden von Biberweiden angelockt, weil sie dort gute Nahrung finden. Diese Huftiere sind selbst Landschaftsgestalter, die mit ihrem arttypischen Verbiss und Huftritten zusätzlich neue Nischen schaffen und in ihrem Fell oder Darm neue Arten mitbringen.
Spannend ist, dass alle Fließgewässer- und Waldarten, die ohne Biber da waren, nicht nur bleiben, sondern teilweise in Arten- und Individuenzahl wachsen. Denn der Biber fällt längst nicht jeden Baum, und trotz der Dämme und Seen bleibt der Bach durchgängig.

So lässt der Biber ein buntes Mosaik an vielfältigsten Lebensraumstrukturen entstehen, von welcher eine unglaubliche Vielzahl heute teils hochgradig gefährdeter Arten profitiert.

Biberschutz ist Hochwasser- und Klimaschutz

Der Biber hält Wasser in der Landschaft. Biberansiedlungen verzögern den Wasserabfluss extrem: je nach Topographie bis um das Hundertsechzigfache! Während in einem Gebiet ohne Biberdämme der Abfluss nur drei bis vier Stunden braucht, wird Wasser in vom Biber aufgestauten Bereichen bis zu 19 Tage zurück gehalten. Dadurch versickert und verdunstet bereits im Oberlauf von Bächen mehr Wasser, Hochwasserspitzen werden gekappt. Damit arbeitet der Biber „Hand in Pfote“ mit der Wasserwirtschaft beim Aufbau eines naturnahen, dezentralen Hochwasserschutzes.

In Zeiten der Klimaveränderung mit einer Zunahme von extremen Niederschlägen profitieren wir massiv von den Hochwasserbremsen der Biber. In trockenen Jahren hingegen profitiert nicht nur die Natur, sondern auch die Landwirtschaft von seiner Wasserrückhaltung.
Zudem sind Biberlebensräume CO2-Senken: auf durch Biber aufgestauten Flächen wird ein Vielfaches an Kohlendioxid gebunden.

Die Rückkehr des Bibers ist wichtig

Ursprünglich war jedes Fließgewässer in NRW, vom großen Strom bis zum kleinen Bach, vom Biber besiedelt. Leider rottete ihn der Mensch bei uns bis zum frühen 18. Jahrhundert aus. Deswegen wussten wir nicht mehr, wie unsere Fließgewässer ursprünglich aussahen. Heute wissen wir: Ein Bach ohne Biber ist nur ein halber Bach und weist nur einen kleinen Teil der eigentlich dort lebenden Tier- und Pflanzenarten auf.
Umso wichtiger ist, dass der Biber in möglichst viele Gewässer zurückkehren kann. Er ist ein Schlüssel für die Bewahrung unserer biologischen Vielfalt. Besser als jede*r Naturschützer*in und Biolog*in trägt er kostenlos zur Renaturierung der Gewässer und ihrer Auen bei.

Bilder

Intro: Gerhard Schwab

Literatur

V.a. von Lutz Dalbeck von der Biologischen Station Düren:

www.biostation-dueren.de/65-0-Forschung.html

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