- Sechs Jahre lang hat ein Team aus Wissenschaftlern und Naturschützern das Verschwinden des Gartenschläfers untersucht
- Maßnahmen zum Schutz des kleinen Bilchs wurden mit Hilfe von hunderten Menschen umgesetzt.
- Als Auftakt der Internationalen Schlafmauskonferenz fand das Projekt nun im Rahmen einer Wissenschaftstagung seinen würdigen Abschluss.
Ein großer Teil der ursprünglich in ganz Mittel- und Osteuropa heimischen kleinen Schlafmäuse (auch Bilche genannt) lebt heute in Deutschland. Damit tragen wir eine besondere Verantwortung für die Tierart. Auf der Suche nach den Ursachen hat die „Spurensuche Gartenschläfer“, ein Verbundprojekt vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V., die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und die Justus-Liebig-Universität Gießen seit 2018 zahlreiche Menschen zur Mithilfe gewinnen können. Direkt zu Projektbeginn wurde außerdem eine Meldestelle eingerichtet, bei der die Bevölkerung Sichtungen des Bilches melden kann. Im Juli 2024 erreichte das Team über diese Meldestelle die 10.000ste Gartenschläfermeldung.Alle gesammelten Daten der letzten sechs Jahre standen für eine wissenschaftliche Auswertung zur Verfügung, die wesentliche Fragen zur Biologie, Verbreitung und zur Genetik des Gartenschläfers beantworten konnte. Die „Spurensuche Gartenschläfer“ musste auch für Deutschland Rückgänge der Art feststellen, vor allem in den Wäldern der Mittelgebirge. Die Ursachen sind vielfältig. Unter anderem der Verlust an Strukturen in seinen Lebensräumen und der Einsatz von Pestiziden wie Insekten- oder Nagergifte setzen dem Gartenschläfer stark zu. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen wurden im Projekt wirkungsvolle Schutzmaßnahmen entwickelt und umgesetzt. Sie bilden eine Grundlage, um das Wildtier des Jahres 2023 vor dem weiteren Rückgang zu retten.
NRW-Verbreitungsschwerpunkt in südlicher Rheinebene
In Nordrhein-Westfalen ist der Gartenschläfer vor allem in der südlichen Rheinebene noch zu finden. Dort macht er seinem Namen alle Ehre – er lebt vor allem in den Gärten der Städte. In den Wäldern NRWs ist er fast komplett verschwunden. Hierzulande wurden Schutzmaßnahmen in den Städten umgesetzt, wie etwa das Anbringen von Nistkästen als alternative Schlafplätze oder Hecken- und Obstbaumpflanzungen. Gerade die Kinder konnten bei zahlreichen Aktionen zum Bau von Nistkästen für die kleine Schlafmaus begeistert werden. Aber auch Erwachsenen freundeten sich mit dem niedlichen Nagetier an und verwandelten ihren Garten in Gartenschläferparadise.„Die vielen freiwilligen Helfer haben maßgeblich zum Gelingen des Projekts beigetragen. Der Erfolg der Meldestelle hat beispielsweise alle Erwartungen übertroffen. Vor sechs Jahren war über den Rückgang der Art noch nicht viel bekannt. Heute haben wir aufbauend auf den Erkenntnissen wirkungsvolle Schutzmaßnahmen erarbeitetet und umgesetzt, die eine Grundlage bilden, um das Wildtier des Jahres 2023 vor dem weiteren Rückgang zu retten“, stimmen BUND, Senckenberg Gesellschaft und Justus-Liebig-Universität überein.Dass die „Spurensuche Gartenschläfer“ weite Kreise zieht, zeigt sich auch darin, dass die Internationale Schlafmauskonferenz diese Woche vom 2. bis zum 6. September bereits zum dritten Mal in Deutschland stattgefunden hat. Das Event startete am Montag mit der Tagung „So kann Artenschutz gelingen?!“ im Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt. Es markierte nicht nur den Auftakt der Konferenz, sondern gleichzeitig auch das Ende des sechsjährigen Projekts. Zu seinen Höhepunkten zählten die Grußworte der Präsidentin des Bundesamts für Naturschutz, Sabine Riewenherm, und der Vortrag der Biodiversitätsexpertin Dr. Frauke Fischer. Das Publikum erhielt die Möglichkeit gemeinsam mit Vertretern aus Politik, Wissenschaft und Naturschutz notwendige Schritte zum Erhalt der Biodiversität zu diskutieren. In der anschließenden Fachtagung tauschten sich über 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Europa und Japan über ihre Erfahrungen zum Schutz der Schlafmäuse aus. Das Interesse an den deutschen Erfahrungen zum Gartenschläfer ist dabei besonders groß.
NRW-Projektziele erreicht
Und schon jetzt steht fest: Der kleine Bilch mit der charakteristischen schwarzen Zorro-Augenbinde wird auch weiterhin ein Superhelden-Team im Rücken haben, das ihm durch schwere Zeiten hilft. So wird es beispielsweise auch in Zukunft die Möglichkeit geben Sichtungen über www.gartenschlaefer.de anzugeben. „Wir haben unsere Projektziele erreicht und darüber hinaus eine tolle Grundlage für weitere Artenschutz-Projekte geschaffen“, freut sich die Projektkoordinatorin aus Nordrhein-Westfalen Christine Thiel-Bender. Der BUND wird seinen Einsatz für den Gartenschläfer fortsetzen.n. In der anschließenden Fachtagung tauschten sich über 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Europa und Japan über ihre Erfahrungen zum Schutz der Schlafmäuse aus. Das Interesse an den deutschen Erfahrungen zum Gartenschläfer ist dabei besonders groß.
Hintergrund:
Im Projekt „Spurensuche Gartenschläfer“ untersuchte der BUND gemeinsam mit der Justus-Liebig-Universität Gießen und der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung zwischen 2018 und 2024 das Verschwinden des Gartenschläfers und entwickelte Schutzmaßnahmen, um ihm zu helfen. Das Projekt „Spurensuche Gartenschläfer“ wurde im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert.
Weitere Informationen: