BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen

Landesregierung muss ökologische Perspektive für Braunkohlenrevier liefern

24. Juni 2022 | Braunkohle, Braunkohle - Leitentscheidung, Hambach, Naturschutz, Wälder

Waldvernetzung und Biotopverbund gehören ganz oben auf die Agenda.

Das "Manheimer Loch" muss verhindert werden, damit die Waldvernetzung gelingen kann. [Foto: Dirk Jansen]

Landesregierung muss ökologische Perspektive für Braunkohlenrevier liefern

Der nordrhein-westfälische Landesverband des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und der renommierte Waldforscher Pierre Ibisch fordern von der Landesregierung jetzt mehr Anstrengungen zur ökologischen Aufwertung der Tagebauregion im Rheinland. Nach einer mehrtägigen Exkursion durch den Hambacher Wald warben sie dafür, den bisherigen Absichtserklärungen für eine ökologische Revitalisierung der Region jetzt konsequent Taten folgen zu lassen.

„Die alte Landesregierung hat zwar den Biotopverbund und die Waldvernetzung im Bereich des Tagebaus Hambach festgeschrieben, dann aber nichts dafür getan. Im Gegenteil: Durch neue Tagebauzulassungen und die geplante großflächige Abbaggerung einer 600 Hektar großen Fläche zwischen den restlichen Waldgebieten wird der Biotopverbund aktiv verhindert“, sagte der stellvertretend BUND-Landesvorsitzende Thomas Krämerkämper. "Wirtschaftliche Interessen haben bereits den größten Teil des Landlebensraums für Mensch, Tier und Pflanze dauerhaft zerstört. Für die neue Landesregierung muss die ökologische Aufwertung der geschundenen Tagebau-Region endlich die oberste Priorität auf der Agenda für die Region werden. Beim angestrebten Strukturwandel muss eine echte ökologische Perspektive nun Vorrang vor allen anderen Belangen erhalten." Die vagen Formulierungen im Koalitionsvertrag von einer Sicherung des Ökosystemverbunds und einer großflächigen Waldvernetzung im südlichen Teil des Tagebaus Hambach müssten jetzt mit konkreten Maßnahmen unterlegt werden.

Der Umweltverband sieht mit großer Sorge, dass der Naturschutz auf anderweitig nicht nutzbare Restflächen verdrängt werden soll. So sei es ein Unding, dass die bisherigen Planungen vorsehen, die Vernetzung des Merzenicher Erbwaldes und des so genannten „Hambacher Forstes“ mit dem bereits unter Schutz stehendem Waldgebiet „Steinheide“ auf einen schmalen Korridor zwischen der Autobahn A 4 bzw. der Kohlebahn und der Manheimer Kirche zu konzentrieren. Dieser Korridor wird zudem durch verschiedene Kiesgruben, die Kartbahn und diverse Straßen zerschnitten.

Unterstützung bekommt der BUND von Professor Pierre Ibisch von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde. „Die weitere Verschärfung der Klimakrise mit den entsprechenden Extremwetterlagen zeigt den dringenden Handlungsbedarf. Es braucht einen ökosystembasierten Landschaftsentwicklungsplan für die gesamte Region des Rheinischen Reviers, der die Anpassung an den Klimawandel integriert. Dem Schutz der Wälder und der Waldvernetzung kommt dabei eine herausragende Rolle zu.“

Die von Pierre Ibisch vorgelegten Studien machen deutlich, dass insbesondere auch das Rheinische Revier zu den Gebieten gehört, dass sich am stärksten erwärmt. „Selbst im nationalen Maßstab wird deutlich, dass das Rheinische Revier eine der herausragenden Problemregionen darstellt“, so Ibisch. „Der großflächige Tagebau und andere Abgrabungsflächen sorgen dabei für zusätzlichen Hitze- und Trockenheits-Stress.“ Dadurch sei ohne Gegenmaßnahmen auch der Erhalt des Waldes gefährdet.

Auch Ibisch fordert deshalb, den Hambacher Biotop-Verbund nördlich der Ortslage Kerpen-Manheim zu realisieren und dabei die bereits existierenden Strukturen (alte A4-Trasse, Manheimer Fließ, Manheimer Wäldchen) miteinzubeziehen. Das „Manheimer Loch“ müsse deshalb möglichst klein bleiben, ansonsten könne kein lebensfähiger Ökosystemverbund ermöglicht werden.

Gelingt die Waldvernetzung in Hambach, können die vor dem Tagebau geretteten Waldflächen zum Kern eines revierweiten Biotopverbundsystems werden. Der BUND sieht die Landesregierung daher in der Pflicht, dieses „Grüne Netz Rheinisches Revier“ aktiv zu unterstützen.

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